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Macabros 053: Totenkopfmond

Macabros 053: Totenkopfmond

Titel: Macabros 053: Totenkopfmond
Autoren: Dan Shocker
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waren die
Fenster zugemauert worden. Tamuur fürchtete die Sonne…
    Hing das mit seinem Geheimnis zusammen?
    Mahay atmete tief durch. »Tamuur braucht Zeit, daran zweifle
ich nun nicht mehr. Langsam fange ich an mich zu fragen, wer wen
überlistet hat: wir ihn oder er jetzt schließlich uns. Er
will zurückkommen – und uns strafen. Aber eben dazu
möchte ich es nicht kommen lassen. Mir kommt es darauf an, ihm
die Zeit zu stehlen. Aber wie?«
    Der Gedanke, hier abwarten zu müssen, bis Tamuur aus dem
Unsichtbaren hart und brutal zuschlug, erfüllte ihn mit
Grausen.
    Er untersuchte mit Ramdhs Hilfe den steinernen Thron, als
gäbe es dort etwas Besonderes, was er bisher nicht wahrgenommen
und die ganze Zeit übersehen hatte.
    Er versuchte, den Thron zu verschieben und probierte das Gleiche
mit dem Sockel. Das ging nicht. Er inspizierte millimetergenau die
Säulen hier in dieser Halle.
    Es gab nichts, was er auch nicht schon vorher entdeckt
hätte.
    Mahay suchte die dunkle Kammer auf, aus der Tamuur durch Zauberei
verschwunden war.
    Fackeln waren angebracht worden, die die Kammer bis in den letzten
Winkel ausleuchteten.
    Alles, war unverändert.
    Die Säulen, die spiralförmigen Treppenaufgänge, die
unterhalb der gewölbeähnlichen Decke einfach im Nichts
endeten, die Nischen und bizarren Winkel – das alles kannte er
schon.
    Aber kannte er es wirklich?
    Wieder tastete er die Wände ab, die einzelnen Quader. Er zog
dabei Pläne zu Rate, die er von den Architekten und Baumeistern
erhalten hatte, welche diesen Teil der Burg erstellten. Es gab
offiziell keine Geheimgänge und Türen, keine versteckten
Treppenaufgänge und Schlupfwinkel, die Tamuur bei seiner Flucht
dienlich hatten sein können.
    Und doch war hier nach Tamuurs Einzug als Herrscher vieles
verändert worden. Dinge, die niemand verstand, denn Tamuur
bediente sich dabei einer Kraft, die einem Normalsterblichen nicht
zur Verfügung stand.
    Er hielt eine Fackel in der Hand und ging die Wand entlang, vor
der Tamuur zuletzt gestanden hatte.
    Er kannte die Stelle noch genau, an der der Übergang aus
dieser Burg in das Nichts erfolgt war.
    Die Quader waren eiskalt, die Oberfläche schimmerte leicht.
Das Fackellicht spiegelte sich darin und warf seltsame Licht- und
Schattenreflexe auf den Hintergrund.
    Mahay sah seinen kräftigen, muskulösen Körper
ebenfalls als Spiegelbild, verwaschen und schemenhaft.
    Da blieb er stehen und stutzte plötzlich. Etwas fiel ihm mit
einem Mal auf.
    Er stand still – aber sein Spiegelbild bewegte sich noch!
    Es lief einen Schritt nach links – einen nach rechts. Jetzt
kam es nach vorn, als wolle es ihn berühren.
    Narrte ihn ein Spuk?
    Rani Mahay wollte es genau wissen.
    Er steckte seine Hand nach vorn. Im gleichen Augenblick tat das
auch der Spiegelkörper. Aber mit der anderen entgegengesetzten
Hand!
    Das war falsch und widersprach allen Naturgesetzen.
    Doch weiter darüber nachzudenken hatte er keine Gelegenheit
mehr.
    Er hätte nicht tun sollen, was er getan hatte: die
Berührung mit seinem sich selbständig bewegenden
Spiegelbild zu suchen.
    Es zog ihn an wie ein riesiger Magnet, und er konnte sich nicht
gegen die Kraft stemmen, die sich da auf seinen Organismus
auswirkte.
    Er wurde nach vorn gerissen – klatschte gegen die Wand und
blieb nicht daran hängen, sondern verschmolz mit seinem
Spiegelbild, das ihn aufsaugte wie ein Schwamm.
    Rani Mahay – war verschwunden!
     
    *
     
    Er kam nicht mal mehr dazu, zu schreien.
    Dafür schrie Fürst Ramdh um so entsetzter auf, und sein
Schrei hallte schaurig durch die fackelbeleuchtete Kammer.
    Der Fürst aus Antolanien warf sich nach vorn. Ramdh bewegte
sich elastisch und blitzschnell. Aber er kam dennoch zu
spät.
    Er konnte Mahay nicht mehr packen und zurückreißen aus
dem Sog, der den Inder ergriffen hatte.
    Rani Mahay, der Koloß aus Bhutan, war mitsamt seiner Fackel
in die Wand eingetaucht und eins geworden mit seinem Spiegelbild, das
verblaßte wie ein Nebelstreif unter den Strahlen der
wärmenden Sonne.
    Ramdh tastete die Stelle ab. Er fühlte nur den kalten Stein
und mußte zu seinem Erstaunen feststellen, daß die
schimmernde Wand – sein Spiegelbild nicht wiedergab!
     
    *
     
    Er riß die Tür zum Taxi auf.
    Hal Fisher war schweißüberströmt.
    Der Chauffeur warf sich hinter das Steuer.
    Sein Kopf flog herum, während er den Zündschlüssel
drehte.
    Die unheimlichen Knochenmonster jagten gerade die Böschung
hoch. Fahl und bedrohlich zeichneten sie sich gegen den
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