Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 053: Totenkopfmond

Macabros 053: Totenkopfmond

Titel: Macabros 053: Totenkopfmond
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Historiker und Propheten
sagen darüber nichts Genaues aus. Die Tatsache jedoch, daß
sich beide Augen einst hier befanden, beweist, daß beide
Völker seit jeher eine Einheit bildeten, daß die Trennung
von Ullnak und Antolanien widernatürlich war, daß der
Spuk, den die Menschen aus Ullnak fürchteten, in Wirklichkeit
eine Art Abwehrmechanismus darstellte, um Tamuurs Kreise nicht zu
stören.«
    Rani Mahay nickte. »Das weißmagische Zentrum innerhalb
Antolaniens war ihm stets ein Dorn im Auge, und für ihn war
wichtig, soviel Zeit wie möglich im Status quo verstreichen zu
lassen. Denn: die Zeit arbeitete schließlich für ihn. Je
stärker das Wasser im Heiligen See versiegte, desto sicherer
wurde ihm die Welt, die für die Vernichtung und Einnahme durch
ihn vorbereitet war. Was er noch fürchtete, war die Einheit der
beiden Amulette, die einen ungünstigen Einfluß in ihrer
Zweiheit auf ihn gehabt haben müssen.«
    Sie befanden sich allein in dem Thronsaal, der eigentlich der
rechtmäßigen Erbin Aleana gebührte. Doch die war
nicht da. Tamuur hatte sie mitgenommen. Diesen Saal benutzte der
scharlachrote, unmenschliche Magier als Zentrum seiner Macht. Aber
schon bald begann er damit, seine eigene Thronhalle zu errichten, und
auch die wiederum schien nur das Machtzentrum auf Zeit zu sein.
Tamuurs großes Ziel war ein Palast nach seinen eigenen
Vorstellungen, mit dessen Bau bereits begonnen worden war. Doch nach
dieser plötzlichen, unerwarteten Niederlage des Magiers und der
Freiheit, die daraufhin in beiden Ländern eingekehrt war, hatte
man damit begonnen, die Mauern der Magierburg einzureißen. Noch
jetzt um diese Zeit ratterten die Wagen durch die Stadt und schafften
Schutt und Steine weg.
    Alle diese Dinge, die sich ereignet hatten und noch immer hier in
Ullnak ereigneten, waren dafür verantwortlich zu machen,
daß vor allem auch Fürst Ramdh sich noch hier aufhielt und
nicht in seinem eigenen Land, wohin seine Männer
zurückgekehrt waren. Ullnak war kein feindliches Land, das man
militärisch besetzen mußte. Ein Feind hatte sich hier
eingenistet, der viele Unschuldige verführte. Durch eine
gemeinsame Anstrengung beider Völker war dieser Feind in die
Flucht geschlagen worden, aber noch nicht endgültig besiegt. Und
darin lag das Risiko für beide Völker. Tamuur konnte
zurückkehren und grausamer herrschen als je zuvor.
    Daß es nicht seine Absicht war, sich mit der Niederlage
zufrieden zu geben, hatte er selbst zu erkennen gegeben. Es war Rani
Mahay, als höre er noch die letzten Worte Tamuurs in sich
nachklingen, der ihm gesagt hatte: »Eine Schlacht geht zu
Ende… aber kein Krieg! Du wirst noch die Stunde verfluchen, in
der du dich entschlossen hast, Tamuur, dem Scharlachroten, die Stirn
zu bieten. Ich verspreche dir, Rani Mahay, ich werde dich holen
– hinauf auf den Totenkopfmond, wohin ich auch Aleana bringen
werde. Und Tamuur hält, was er verspricht!«
    Mahay sah dabei das schreckliche, unmenschliche Wesen vor sich, in
dessen muschelförmigem Kopf sich nur grauenvolle,
dämonische Gedanken bilden konnten.
    Inmitten einer schwarzen, brodelnden Wolke war Tamuur mit Aleana
verschwunden. Für Sekunden hatte sich in der fensterlosen Kammer
die Tiefe des Kosmos’ gezeigt und die eisige Kälte des
Weltalls schien Eingang gefunden zu haben.
    Tamuur wurde geschluckt von der Unendlichkeit.
    Immer wieder hatte Rani sich in den vergangenen Tagen dieses Bild
vor Augen gehalten und sich die Worte des Scharlachroten ins
Gedächtnis zurückgerufen.
    Flucht auf den Totenkopfmond?
    Er hatte das anfangs nicht so richtig glauben wollen, aber wenn er
jetzt in diesen Tagen des Aufbaus und der Sammlung über all die
Geschehnisse noch mal nachdachte, wichen die Zweifel immer mehr.
    Tamuur umgab ein weit größeres Geheimnis, als er bisher
glaubte.
    Wenn er wirklich auf den Totenkopfmond geflohen war, dann
bereitete er dort eine neue Gemeinheit vor.
    Rani fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
    »Mir läßt das Ganze keine Ruhe«, gestand er
Fürst Ramdh aus Antolanien. Gemeinsam mit ihm ging er jetzt in
die zweite Thronhalle, in der Tamuur sich am meisten aufgehalten
hatte.
    »Sie sind sehr unruhig«, bemerkte Ramdh, den Mann aus
der dritten Dimension der Erde aufmerksam und besorgt musternd.
    »Ich kriege das Gefühl nicht los, daß wir irgend
etwas übersehen haben«, murmelte Rani, sich noch mal in der
dunklen, fensterlosen Halle umsehend. Wie überall im
Schloß, wo Tamuur sich am meisten aufgehalten hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher