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Macabros 053: Totenkopfmond

Macabros 053: Totenkopfmond

Titel: Macabros 053: Totenkopfmond
Autoren: Dan Shocker
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unterbrach sich und fuhr
langsamer.
    Hal Fisher mußte zweimal hinsehen.
    Der längliche, zigarrenförmige Schatten mitten auf der
Wiese irritierte offensichtlich auch ihn.
    »Aber das kann doch nicht sein! Da hat – niemals einer
gestanden…«
    »Sag ich doch die ganze Zeit…«
    Fishers Augen verengten sich. Sollte er im Nebel doch vom Hauptweg
abgekommen sein?
    »Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.«
    Er fuhr an den Straßenrand und hielt. Deutlich zu sehen in
der Dunkelheit war die alte Ruine, die seit Jahrhunderten hier stand.
Aber dann – müßte er sie doch kennen.
    Minutenlang saßen die beiden Männer da. Gegen den
fahlen, verwaschenen Himmel zeichnete sich die mächtige Ruine
bizarr und irgendwie bedrohlich ab.
    Nebel waberten um das Fundament.
    Hal Fisher kurbelte das Fenster herunter.
    Ein dumpfes, anhaltendes Knirschen war zu vernehmen.
    »Das kommt drüben von der Ruine«, entfuhr es ihm.
»Da ist jemand.«
     
    *
     
    »Hört sich geradeso an, als ob einer damit
beschäftigt wäre, das alte Gemäuer
einzureißen.«
    Der Fahrgast hielt den Atem an, als Hal Fisher dies sagte. Dann
gab er sich einen Ruck. »Ich träum’ doch nicht,
oder?«
    »Nein, dann müßte ich auch träumen. Ich
seh’ die gleiche Turmruine, ich höre die gleichen
Geräusche.«
    »Mhm«, knurrte Sam. »Und Sie haben heute abend
keinen Tropfen getrunken?«
    Fisher blickte den Sprecher empört an.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    Sam zuckte die Achseln. »Nur so.«
    »Ich habe Verantwortung für den Wagen. Ich hab’
keinen Tropfen zu mir genommen.«
    Sam seufzte und wischte sich über die Augen.
»Entschuldigen Sie diese Frage, aber ich muß einfach
wissen, was los ist. Ich muß wissen, wo ich steh’. Meine
Frau hat immer gesagt, daß es mal so anfangen
würde.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Delirium tremens… man sieht Spinnen, weiße
Mäuse und Fledermäuse und alles mögliche, was da
kreucht und fleucht. Und jetzt seh’ ich einen Turm, wo nie einer
gestanden hat! Ich leb’ seit vierzig Jahren hier in der Gegend,
kenne sie wie meine Hosentasche. Eine Turmruine aber wächst
nicht über Nacht wie ein Pilz aus dem Boden, nicht wahr, Mister?
Sie muß schon immer dagewesen sein. – Ich bin inzwischen
völlig nüchtern, das dürfen Sie mir glauben. So etwas
schlägt einem auf den Magen. – Glauben Sie an Geister,
Mister?« schoß er unvermittelt seine Frage ab.
    »Ich weiß nicht!« Hal Fisher kamen so langsam
Zweifel, ob er wirklich die richtige Richtung eingeschlagen hatte.
Vielleicht täuschten sie sich beide.
    Plötzlich hörten die Geräusche auf.
    Dafür war jetzt etwas zu sehen. Dunkle Schatten bewegten sich
drüben an dem Gemäuer.
    Geistesgegenwärtig hatte Fisher vorhin schon die Scheinwerfer
gelöscht.
    Von dort drüben waren sie ganz offensichtlich noch nicht
entdeckt worden. Wer immer da in unmittelbarer Nähe der
rätselhaften Turmruine hantierte, führte etwas im Schild,
was andere Augen nicht sehen durften.
    Was ging da drüben vor?
    Geschah ein Verbrechen? Versteckte jemand seine Beute? Aber der
Turm stand ja schließlich im Mittelpunkt des Interesses.
    »Ich seh’ mir die ganze Geschichte mal aus der Nähe
an«, sagte Sam plötzlich, und schon stieß er die
Tür auf. »Das Ganze läßt mir einfach keine Ruhe.
Bleiben Sie hier in Ihrem Taxi, Mister, und halten Sie die Hand in
der Nähe des Zündschlüssels. Wenn’s brenzlig
werden sollte, kann es sein, daß wir ganz schnell verschwinden
müssen.«
    Der Fahrgast stieg nach draußen. Hal Fisher verfolgte ihn
mit seinen Blicken, wie er den leichten Abhang nach unten lief und
mit der Dunkelheit verschmolz.
    Auch Fisher reizte es, dieser gespenstischen Sache auf den Grund
zu gehen.
    Er war Schotte. Er glaubte an Geister. Es gab mehr als einen
Beweis für ihre Existenz, auch wenn es viele Menschen nicht
wahrhaben wollten.
    Er hatte das vorhin nur nicht eingestehen wollen.
    Der Turm – ein Spuk aus einer anderen Zeit? War hier in
dieser Ebene vor langer Zeit möglicherweise etwas geschehen, was
sich in dieser feuchten, kühlen Nebelnacht als
Geistererscheinung wiederholte?
    Die Neugierde trieb auch ihn aus dem Auto, und er ging einige
Schritte die sanft abfallende Böschung hinunter.
    Sam war inzwischen hinter dem baufälligen Turm verschwunden,
der eckig war.
    Hal Fisher sah seinen Fahrgast nicht mehr, dafür aber vernahm
er einen gellenden, markerschütternden Schrei!
     
    *
     
    Er stand ihnen gegenüber – dämonischen Wesen aus
einer anderen Welt!
    Der
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