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Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster

Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster

Titel: Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster
Autoren: Dan Shocker
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läßt sich nur so
erklären, daß ich etwas gesehen oder gehört habe, was
ich nicht hätte sehen oder hören dürfen. Man will mich
töten! Alles, was bisher geschehen ist, wurde bewußt
gelenkt. Es sollte aussehen wie ein Unfall. – Die alte Frau mit
der grauen Gesichtshaut, den stumpfen Augen, dem hochgesteckten Haar
muß irgend etwas mit den Dingen zu tun haben, davon
laß’ ich mich nicht abbringen. Sie will meinen Tod. Ich
weiß jetzt, was ich in ihren Augen gesehen habe.«
    Sie gingen langsam weiter. Anka Sörgensen ließ ihren
Blick über die dunklen Stämme hinauf in die Wipfel
gleiten.
    »Noch eine Frage, Fräulein Sörgensen.«
    »Ja, bitte?«
    »Während Sie sich in der Behandlung meines Kollegen Dr.
Gullbrans befanden – gab es da irgendwann noch mal eine
Situation, die Sie an die Ereignisse in der Klinik bei mir
erinnerten?«
    »Warum fragen Sie danach?«
    Er verhielt im Schritt.
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Es könnte doch sein, daß die –
Erscheinungen«, sagte er vorsichtig, »sich nur auf die
Klinik beschränkten, daß Sie dort aufgrund Ihrer medialen
Fähigkeiten Dinge spürten, die es anderswo – zum
Beispiel hier – nicht gibt.«
    Sie schüttelte leicht den Kopf. »Nein, das glaube ich
nicht. Ich habe eindeutige Beweise dafür, daß diese
merkwürdigen seherischen Gaben immer und überall auftauchen
können, daß sogar meine Träume davon beeinflußt
werden.«
    Der Duft ihres zarten Parfüms traf ihn.
    Er wußte plötzlich selbst nicht, wieso es eigentlich
geschah.
    Er faßte sie plötzlich zärtlich an den Schultern
und zog sie an sich.
    »Ich möchte Ihnen gern helfen, möchte mit Ihnen
ergründen, was das ist, was Sie spüren, was Sie bedroht,
Anka«, sprudelte es schnell über seine Lippen. »Ich
möchte Ihnen helfen – weil ich Sie liebe!«
    Anka Sörgensen kam zu keiner Antwort.
    Sein Mund berührte ihre Lippen und verschloß sie.
     
    *
     
    Die junge Frau wehrte sich nicht.
    Ein leichtes Zittern lief durch ihren Körper. Sie
schloß die Augen und fühlte sich geborgen in den Armen
dieses Mannes, der es gut mit ihr meinte.
    Sie erwiderte seinen Kuß.
    Dann lösten sich ihre Lippen. Anka lehnte den Kopf an seine
Schulter und öffnete die Augen.
    »Anka«, vernahm sie seine leise, angenehme Stimme wie
ein Hauch an ihrem rechten Ohr. »Ich möchte dich fortholen
von hier. Es ist überhaupt kein Problem. Niemand hat Grund, dich
festzuhalten. Für deine eigene Sicherheit – möchte ich
von nun an sorgen.«
    Um ihre schön geschwungenen Lippen spielte ein
Lächeln.
    Und dieses Lächeln gefror auf ihren Zügen.
    Thorwald Belman spürte förmlich, wie die Spannung in
ihren Körper lief.
    »Was ist?« fragte er erschreckt.
    Sie schluckte und war nicht gleich fähig zu einer
Antwort.
    »Thorwald…« flüsterte sie, und es schien ihr
ganz selbstverständlich, ihn mit dem Vornamen anzusprechen. Ihre
Augen waren weit geöffnet. »Die Frau, von der ich dir
erzählt habe… die Alte mit dem Frotteemantel, die ihr
vergebens im Krankenhaus gesucht habt, ist wieder da. Wenn du dich
langsam umdrehst, wirst du sie sehen. Sie steht genau vor
mir!«
     
    *
     
    Die Uhr von Big Ben schlug zehnmal.
    Der hallende Schlag war in der Dunkelheit auch noch am Strand zu
hören, jener ›großen‹ Straße, wo sich gute
Restaurants, Hotels und Theater gegenseitig den Rang abliefen.
    Nebel herrschte in London an diesem kühlen Wintertag.
    Die Themse floß träge dahin, und weiße Schleier
wallten über den Fluß.
    Die Taxis fuhren langsam.
    Scheinwerfer und Rücklichter bildeten verwaschene
Lichthöfe um die dunklen Fahrzeuge, die wie brummende Monster
aus dem dichten Nebel auftauchten.
    Die Fahrer saßen stark nach vorn gebeugt, um besser auf die
Straße zu sehen. Stellenweise war der Nebel unmittelbar in
Flußnähe so dicht, daß man die Hand nicht vor Augen
sah.
    Die Fahrzeuge bewegten sich häufig im Schrittempo.
    Über die Westminster-Bridge rollte ein Taxi, in dem die
Schauspielerin Tina Marino saß.
    Die junge Italo-Amerikanerin hielt sich seit einigen Tagen in der
Themsemetropole auf.
    Tina Marino war sechsundzwanzig und das, was Männer
bewundernd als ›Rasseweib‹ bezeichneten. Sie war als
Hauptdarstellerin mehrerer harter Westernfilme bekanntgeworden.
    Die wilde, Männerherzen zur Verzweiflung bringende Tina,
schoß, schlug und liebte sich durch die Welt des Wilden
Westens.
    Die Schauspielerin war schlank, sehr weiblich, und ihre
Produzenten verstanden es, ihren Typ zu verkaufen.
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