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Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster

Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster

Titel: Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster
Autoren: Dan Shocker
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geblättert
hatten.
    »Sie weiß nicht, daß ich hier bin… noch
nicht, Herr Kollege. Ich hatte ihr versprochen, mich um sie zu
kümmern. Dieses Versprechen habe ich auch gehalten. Nur, sie
weiß bisher nichts davon. Ich möchte sie gern sehen, wenn
es möglich ist…«
    Gullbrans ließ ihn nicht ausreden. »Aber
natürlich! Das ist doch überhaupt keine Frage.«
    Thorwald Belman lächelte. Er freute sich auf das
Wiedersehen.
    Gullbrans begleitete den Chirurg aus Oslo über den langen,
beleuchteten Korridor.
    In den Gängen war es still.
    Auf jeder Etage waren ständig zwei Nachtwachen im Einsatz.
Die Patienten und Pflegebedürftigen, die hier untergebracht
waren, befanden sich in den besten Händen.
    Es gab eine geschlossene Abteilung, in der sich die besonders
schweren Fälle befanden. Diese Patienten standen unter hohen
Dosen bestimmter dämpfender Psychopharmaka.
    Der lange Korridor machte einen Knick.
    Hier stießen sie auf einen älteren Mann mit
schütterem Haar. Er ging mit gesenktem Haupt den Gang auf und
ab. Dabei murmelte er unablässig leise vor sich hin, blieb
stehen, blickte sich interessiert um, senkte den Kopf wieder und ging
dann stirnrunzelnd und murmelnd weiter.
    Ein kurzer Blick aus Belmans Augen traf den Nervenarzt.
    Der bemerkte hierzu erklärend: »Er denkt, er sei
Einstein. Ein Gespräch mit diesem Mann fordert Sie übrigens
bis an die Grenzen Ihrer geistigen Leistungsfähigkeit, Herr
Kollege. Er wirft mit Formeln und Stellungnahmen um sich, daß
Ihnen schon nach kurzer Zeit der Kopf raucht. Wer mit
›Einstein‹ noch nie zu tun hatte, der kann sich das gar
nicht vorstellen. Anfangs glaubte ich es mit einem ganz typischen
Fall von Schizophrenie zu tun zu haben.
    Aber dann mußte ich erkennen, daß sämtliche
Formeln und Anmerkungen von dem echten Einstein stammten, die dieser
Mann übernommen hatte.
    Er versucht das Geheimnis des Universums, des Raums und der Zeit
zu ergründen, und er ist überzeugt davon, der Lösung
ganz nahe zu sein… dieser Mann war Professor für Physik an
der Universität. Eines Tages lieferte man ihn hier ein –
seitdem ist sein Zustand unverändert. Er ißt nur
mäßig, nimmt regelmäßig ab und läuft
stundenlang durch den Gang oder im Kreis in seinem Zimmer herum,
Formeln berechnend. Er sucht nach der Wahrheit. Er nimmt nichts
einfach so hin. Für seine Umgebung ist dieser Mann in seiner
Besessenheit zu einer Belastung geworden – aber von einem
bestimmten Standpunkt aus betrachtet ist er nicht verrückt,
sondern erfüllt von einer Idee, die in einem herkömmlichen
menschlichen Hirn normalerweise keinen Platz hätte.«
    »Genie und Wahnsinn«, nickte Belman. »Die
Trennungslinie ist oft kaum ersichtlich.«
    Sie fuhren mit dem Lift drei Stockwerke tiefer.
    Hier unten waren die weniger schweren Fälle untergebracht.
Menschen, die unter Depressionen litten, Alkoholiker und andere
Suchtkranke, die zur Nachbehandlung ihres Leidens eingeliefert worden
waren, und die eine echte Chance hatten, wieder völlig zu
gesunden und in die Gesellschaft zurückzukehren.
    Hier war auch Anka Sörgensen in einem Einzelzimmer
untergebracht.
    Was sie nicht wußte: das Zimmer wurde von einem Arzt oder
einer Schwester beobachtet.
    Über Anka Sörgensens Verhalten wurde genau Buch
geführt.
    Es gab nichts Auffälliges. In den drei Wochen seit ihrer
Einlieferung hatte sich nichts ereignet, was in irgendeiner Form
Anlaß zu Besorgnis oder einen Verdacht gegeben hätte.
    Sie hatte in dieser Zeit keine Selbstgespräche geführt,
hatte niemand um Hilfe gerufen und nicht einen einzigen Anfall von
Verfolgungswahn gehabt.
    Sie verhielt sich ruhig und nachdenklich.
    Sie schien angefangen zu haben, über sich selbst
nachzudenken, und eine Lösung gefunden zu haben. Offenbar war es
ihr auch gelungen, einen gewissen Abstand zu den Dingen zu gewinnen,
die sie bisher vermutlich quälten.
    Dr. Gullbrans führte Thorwald Belman stillschweigend in einen
Nebenraum.
    Der war wie ein kleines Büro eingerichtet, eine Schwester
hielt sich dort auf.
    Gullbrans ging sofort zur gegenüberliegenden Wand, die an das
Zimmer Anka Sörgensens grenzte.
    Er verschob ein Bild, und ein Guckloch wurde frei.
    Bevor er einen kurzen Blick hineinwarf, ließ er Belman den
Vortritt.
    Thorwald Belman berührte es eigenartig, die Frau, die er
liebte und der er seine Liebe bisher nicht eingestanden hatte, auf
diese heimliche Weise zu beobachten.
    Das Ganze weckte seltsame Gefühle in ihm, aber er sah ein,
daß es aufgrund der
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