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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
Autoren: Dan Shocker
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die Dorfeiche geheftet hatte. Darauf stand zu lesen,
daß der Mann sich von den Handwerkern und Geschäftsleuten
betrogen fühlte. Es sei ihm gelungen, »Haus und Hof von
bösen Geistern zu säubern und allerlei Unbill von Mensch
und Tier zu nehmen«. Statt einer Entlohnung aber jagte man den
Magier raus aus dem Dorf.
    Der rächte sich und holte die Qualligen. Wie er das machte,
darüber war nichts vermerkt. Und den Magier selbst konnte
seinerzeit auch niemand mehr befragen. Der wurde im ganzen Land
gesucht, blieb aber für immer verschwunden.
    Zusammen mit den »Qualligen« mußte er in deren
Welt eingegangen sein.
    Märchenhaft und unglaubwürdig war die Darstellung, und
wer in diesem Buch las, der konnte sich ein Grinsen nicht
verkneifen.
    Bei Frank Morell war es nicht so. Seitdem er wußte,
daß er als Dykte bereits schon mal auf einer anderen Welt lebte
und seine Seele zur Wiedergeburt absichtlich auf diese Welt
geschleust worden war, da konnten ihn die seltsamsten und
unfaßbarsten Berichte nicht mehr erschüttern.
    Claudius Johannitus Ellerbrecht schien genau gewußt zu
haben, wovon er schrieb. Für die meisten Dinge seiner Zeit hatte
es keine wissenschaftlichen Erklärungen gegeben. Man sprach von
Spuk und Zauberei, von Hexenglaube und vom »Atem einer anderen
Welt, der manchmal unter bestimmten Voraussetzungen auch auf dieser
Welt spürbar würde…«
    Kräuter und Essenzen, die heute kein Mensch mehr kannte,
deren Wirkungen jenen Menschen aber damals, die sich damit
befaßten, vertraut waren, fanden Anwendung bei der
Beschwörung magischer und finsterer Kräfte. Diesen Hinweis
gab Ellerbrecht.
    Er selbst hatte mal »Quallige« gesehen.
    »In einem anderen Dorf. Da überfiel eine Gruppe von
Qualligen einen Bauer und seine Herde. Nur eine Steinwurfweite von
mir entfernt wurde ich Zeuge, wie der Mensch und die Tiere von den
Qualligen überrumpelt und phagozytiert wurden. Und dann sind
alle miteinander verschwunden – so, als wäre ein geheimer,
lautloser Befehl an alle gleichzeitig erfolgt. Sie verschwanden vor
meinen Augen – wurden winzig klein, und der Boden oder die Luft
nahmen sie auf…«
    Scharlatan oder Wahrheitsfanatiker, Sucher oder Lügenbaron,
der es verstand, die Gefühle und Stimmungen der Menschen seiner
Zeit zu steuern?
    Frank Morell war an einem Kapitel angelangt, das er nicht ohne
eine gewisse Kritiklosigkeit hinnehmen konnte.
    Hier hatte Claudius, der Mönch, offenbar doch gewaltig
aufgetragen. Aber wie alle Geschichten so enthielt auch diese sicher
ihren wahren Kern. Auf irgend etwas gingen solche Berichte
schließlich immer zurück…
    Er hing seinen Gedanken nach.
    Das Gelesene beschäftigte ihn. Daß mehr Wirklichkeit in
den Texten des Mönchs steckte, als er hineininterpretierte, das
konnte er in dieser Sekunde nicht ahnen. Auch nicht, daß
große Ereignisse bereits ihre Schatten vorauswarfen und ihn
hineinzogen in einen Schlund des Unheils und des Verderbens.
Ebensowenig merkte er, daß in diesem Moment zwei Augen auf ihn
gerichtet waren… zwei Augen, die ihn zum Mörder machen
sollten.
     
    *
     
    Der Beobachter befand sich genau im Haus gegenüber, in der
Dachwohnung auf der gleichen Höhe.
    Die Wohnung war dunkel.
    Ein Mann stand am Fenster. Er hielt ein Fernglas an die Augen
gepreßt und konnte genau in dem hellerleuchteten Fensterkreuz
drüben den Mann am Tisch sitzen sehen. Frank Morell
blätterte aufmerksam in dem alten Buch und machte sich eifrig
Notizen.
    Eine halbe Stunde lang stand der Beobachter mit dem Fernglas wie
eine Statue. Nur seine Augen schienen zu leben, und denen entging
nichts.
    Der Mann in dem dunkelblauen Hemd und der schwarzen Hose hatte
diese Wohnung erst vor zwei Tagen übernommen. Seit dieser Zeit
beobachtete er mit Unterbrechungen das Haus gegenüber.
    Der Mann war nur mit einem Koffer gekommen.
    Der eigentliche Inhaber der Wohnung war veranlaßt worden,
diese Wohnung für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung
zu stellen. Ein offizieller Umzug war nicht erfolgt, um die
Hausbewohner und Nachbarn und vor allen Dingen auch Frank Morell
nicht aufmerksam zu machen.
    Der Mann, der die Wohnung gemietet hatte, war mit den
vorgeschlagenen Bedingungen einverstanden gewesen und befand sich auf
einer Urlaubsreise, die ihm bezahlt wurde. Der Nachmieter war
angeblich ein Freund des eigentlichen Mieters, der vor vielen Jahren
nach Australien ausgewandert war und sich nun für ein paar
Wochen in Deutschland umsehen wollte. Da er geschäftlich in
Frankfurt zu tun
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