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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
Autoren: Dan Shocker
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schließlich schwarz. Sein Körper wurde steif.
    »Geh dorthin, woher du gekommen bist«, preßte
Morell angewidert hervor. »Deine Aufgabe war es, mich zu
belauschen und zu beobachten. Ich hoffe, daß du keine
Gelegenheit hattest, allzuviel von dem auszuplaudern, was du gesehen
hast. Wir waren seit jeher Feuer und Wasser – und wir werden es
bleiben!«
    Der Halbdämon verdrehte die Augen.
    Sein Kopf kippte nach vorn. Und in dem Moment, als Morell
losließ und meinte, es sei ausgestanden, bewegte der
Absterbende nochmal seine Lippen.
    »Arhkom tragk… zjechk njoit sreet. Ich werde dich…
in Schwierigkeiten bringen… Dykten-Bastard!«
    Dann erst hauchte er den letzten Atem aus.
    Die schwarze Farbe vom Körper des Toten, die ihn als
seelenlosen Halbdämon kenntlich machte, verschwand.
    Morells Kopf flog herum, als die Klingel der Tür kurz
anschlug und auch schon erstaunt die Tür aufgedrückt
wurde.
    »Ron?« fragte eine leise Stimme.
    Auf der Türschwelle stand eine attraktive Blondine.
    Es war Lydia Simons, die nach dem Rechten sehen wollte, weil
Professor Ronald Wolfe sich zum vorgesehenen Zeitpunkt nicht gemeldet
hatte.
    Sie sah den vermeintlichen Mörder, der in seinen Armen den
toten Wolfe hielt, denn im Augenblick seines Todes machte der
Halbdämon seinen Fluch wahr und verwandelte sich zurück in
Professor Ronald Wolfe!
     
    *
     
    Lydia Simons stürzte hinunter und rief die Leute
zusammen.
    Die Nachbarn verhinderten, daß Morell die Wohnung
verließ, bis die Polizei eintraf.
    Sie kannten den jungen Konstrukteur von drüben. Der beteuerte
seine Unschuld. Er sagte nichts von Halbdämonen, von Bannfluch
und all diesen Dingen, die die ganze Angelegenheit nur noch
kompliziert hätten. Er behauptete, von seinem Fenster aus etwas
Verdächtiges in der gegenüberliegenden Wohnung gesehen zu
haben. Er hätte den Toten so gefunden…
    Das stimmte nicht. Aber er brauchte erst mal Abstand zu den Dingen
und hoffte, daß die Zeit zu seinen Gunsten arbeitete, wenn erst
mal die Kripo mit der Angelegenheit befaßt war. Die würde
möglicherweise das eine oder andere Indiz finden, das ihn
wiederum veranlaßte, die richtige Version zu geben.
    Man nahm ihn mit auf die Wache.
    Stundenlang wurde er verhört.
    Der Haftrichter stellte einen Haftbefehl aus.
    Doch der kam gar nicht zum Zug. Die Dinge nahmen eine Wende, die
niemand erwartet hätte.
    Lydia Simons und ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amts
führten ein Gespräch mit dem Polizeipräsident.
    Da konnten hieb- und stichfeste Argumente vorgelegt werden,
daß es sich bei dem Toten offenbar doch nicht um Ronald Wolfe
handelte. Dem Toten fehlte ein wichtiges Attribut: Das Amulett war
verschwunden.
    Da nahm man Morell nochmal vor und hörte sich seine
Ausführungen zur Sache an.
    Was in dieser Nacht im Polizeipräsidium in Worte gefaßt
wurde, erschien nicht in der Presse und wurde in einem geheimen
Dosier an die »D-Abteilung« der UNO weitergeleitet.
    Davon erfuhr Morell zunächst nichts.
    Die »D-Abteilung« war sich über die Rolle, die
dieser Mann spielte, immer noch nicht ganz im klaren und wollte
weitere Informationen und Nachrichten abwarten.
    Als Frank Morell nach Mitternacht das Präsidium verlassen
durfte, fühlte er sich matt und niedergeschlagen und war sehr
nachdenklich.
    Er haßte die Lüge. Mit der Lüge war nur Unheil
über die Welt gekommen, aber um seine wahre Identität und
seine wahren Absichten zu schützen und zu verbergen, kam er
zunächst ohne die Lüge seinen Mitmenschen gegenüber
nicht mehr aus.
    Sein Leben würde unter diesen Bedingungen nicht leichter
werden. Er hatte zwei Identitäten zu bewahren…
    Für seine Abwesenheit im Konstruktionsbüro mußte
er sich ebenfalls eine Ausrede einfallen lassen. Eine neue
Lüge…
    Und dann dachte er an seine Begegnung mit den Qualligen aus dem
Mikrokosmos, und seine Nachdenklichkeit wuchs.
    Eigentlich hätte er zufrieden sein müssen, daß die
Angelegenheit so glimpflich über die Bühne gegangen
war.
    War es Zufall, daß er das Horn berührte – oder gab
es irgend etwas in seiner Dyktenseele, eine Art Erinnerung, die ihn
im richtigen Augenblick automatisch das Richtige hatte tun
lassen?
    Fast glaubte er, daß es so war, denn es stand fest,
daß die Dykten etwas mit den Wesen aus dem Mikrokosmos und mit
dem Mikrokosmos selbst irgendwann in der Geschichte ihrer Entwicklung
zu tun gehabt hatten.
    Wenn es wichtig war, würde bestimmt die Zeit kommen,
daß er mehr darüber erfuhr…
    ENDE
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