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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
Autoren: Dan Shocker
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und war ebenfalls
hierher in das Mikroreich entführt worden.
    Plasmaausstülpungen trafen ihn aus dem Hinterhalt und zogen
ihn in den dunklen, fremdartigen Raum zurück.
    Da stieß Mirakel sich ab.
    Er warf sich förmlich der bizarren Fensteröffnung
entgegen.
    Das erste, was er sah, war eine Ansammlung von Qualligen, die ihn
hier im Mikrokosmos um das Doppelte bis um das Dreifache
überragten.
    Die Menschen waren hier auf dieser Seite der Wirklichkeit wie
Zwerge für sie.
    Die Qualligen bildeten einen dichten Kreis um den jungen
Franzosen, der aus seinem Alptraum nicht mehr herauskam.
    Wie ein Pfeil von der Sehne schnellt, so jagte Mirakel den drei
schleimigen Gallertwesen entgegen.
    Mit voller Wucht trat er das eine beiseite und warf sich schon
wieder herum, ehe er angreifbar wurde, und knallte mit beiden Armen
gleichzeitig auf einen zweiten Qualligen, der daraufhin gegen die
dunkle, von bizarren Reliefs überzogene Wand prallte.
    Die klebrigen Fühlerenden wackelten in der Luft herum und
verfehlten Aristide, den sie ursprünglich damit festhalten
wollten.
    Und der Grund, weshalb sie das taten, wurde ihm in diesem Moment
auch hier…
    Die Türme waren eine Art Tempel – zumindest war der hier
einer. Die unappetitlichen und geheimnisvollen Reliefs erzählten
wie die Kettenbilder der Ägypter die Geschichte dieses
rätselhaften Mikro-Volkes.
    Die Glotzaugen waren immer gemeinsam mit dem herrschenden
gehörnten Wesen zu sehen, das übergroß in ihrer Mitte
thronte, das die Fäden der Ereignisse und des Schicksals spann.
Diese Fäden waren auch symbolisch dargestellt.
    Mittelpunkt war der Riesenquallige, der die verkümmerten
Hände vor der wulstigen Brust liegen hatte. Von den fleischigen,
kurzen Fingerstummeln aus liefen lange dünne Streifen, die
sowohl die Qualligen selbst als auch bestimmte in der Mikrostadt
ablaufende Ereignisse gewissermaßen an der »Kandare«
hielten.
    Mirakel war so sehr mit der Befreiung Aristides befaßt,
daß er auf die einzelnen Reliefs gar keine Konzentration
verwenden konnte.
    Es gelang ihm, den Franzosen aus der unmittelbaren Gefahrenzone
herauszuziehen.
    Aber dann waren die Qualligen schon wieder da, und der Kampf
begann von neuem, und Mirakel machte die gleichen Erfahrungen wie in
der Leichenhalle von Paris: Die Gallertgeschöpfe waren nicht
verletzbar und unsterblich. Er teilte harte Schläge aus und
schleuderte die Angreifer mit voller Wucht gegen die
Reliefwände. Sie hätten diese massive Macht einfach nicht
unbeschadet überstehen dürfen.
    Aber hier stimmten die Gesetze nicht mit seinen Erfahrungen
überein.
    Lebender Stoff konnte doch nicht so ohne weiteres wie eine tote,
elastische Plastikmasse reagieren.
    Das widersprach jeglicher Vernunft, jeglicher
Gesetzmäßigkeit des Lebendigen.
    Er riß den völlig verstörten Franzosen herum und
zog ihn mit sich in einen nachfolgenden Tempelraum, der
größer, aber ebenso düster war wie derjenige, in den
er zuerst geraten war.
    Auch hier waren Quallige zugegen.
    Ihre Fühler hatten auch die Bedeutung von
Freßwerkzeugen.
    Mirakel erschauerte, als er sah, was die Herrscher dieser
Mikro-Stadt verspeisten.
    Die Endungen der Fühler gaben enzymauflösende Stoffe ab.
Damit lockerten sie das starre Gewebe der toten Francoise Value und
Philipe Vrangeville!
     
    *
     
    Die Fühlerenden lösten das Fleisch und das
Knochengewebe.
    Ob Lebende oder Tote – die Qualligen des Mikrokosmos lebten
von den Menschen, die sie getötet oder entführt hatten. Und
in übertragenem Sinn taten es die krankmachenden oder im
schlimmsten Fall dadurch mordenden Bakterien in den
wäßrigen Lösungen des menschlichen Körpers auch!
Hier gab es eine Verbindung, eine Verwandtschaft.
    Menschen, die verschwanden – wurden zur Nahrung für die
Qualligen?
    Nicht in allen Fällen stimmte diese einfache Maxime –
aber sicher doch in vielen.
    Die Gallertgeschöpfe ließen sich bei ihrem grausigen
Mal nicht stören.
    Mirakel und Aristide wurden verfolgt. Die drei Qualligen, die der
Dyktenmann davon abgehalten hatte, sich auch Aristide vorzunehmen,
glitten schnell, pulsierend und aufgeregt ihre Freßfühler
schwenkend durch den bizarren Durchlaß, der aussah wie die
Einbuchtung einer Tropfsteinhöhle. Grotesk anzusehende
Stalaktiten hingen an der dunklen Decke der Tempelräume und
bildeten einen merkwürdigen, unheimlichen Himmel aus
versteinerter Lava.
    In der Ecke, in der ein altarähnlicher Aufbau stand, lag
ebenfalls ein Mensch, der noch lebte. Es war André Frelon,
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