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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
Autoren: Dan Shocker
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gegen die Wände. Er suchte in seinem
Gefängnis in der Hoffnung, doch noch eine Stelle zu finden, die
vielleicht weniger massiv war und seinem Ansturm nicht
standhielt.
    Er fühlte sich ebenso kräftig und ausdauernd und schnell
wie sonst. Nichts an ihm war verändert, und er wäre nie auf
den Gedanken gekommen, daß die
Größenverhältnisse sich verändert haben
könnten, wäre da draußen die offenbar gleichbleibende
Umgebung nicht gewesen, die er als Vergleich heranziehen konnte.
    Der Tisch war ein Koloß, den er nicht mehr erkennen konnte.
Wie ein Fels ragte er vor ihm auf, eine dunkle, bedrohlich wirkende
Mauer, die kerzengerade in die Höhe führte.
    Dann wurde die Welt um ihn herum seltsam dunkel. Jetzt
erfaßte er nicht mal mehr die Lichtwellen, die von der Sonne
durch das Fenster seiner Wohnung getragen wurden.
    Die Welt um ihn herum wurde schummrig und grau. Er fühlte die
Bewegung. Die Kugel, die ihn phagozytiert hatte, rollte davon, und er
wurde als eingeschlossenes Teil mit in diese Bewegungen hineingezogen
wie die Sauerstoffvakuolen, wie die Pilzschollen und
Gewebefetzen.
    Er war ein Teil dieses Körpers – und er war in diesem
Moment kleiner als die punktgroßen Kugeln, die sich unter der
Türritze seiner Wohnung durchschoben und dann an der
Hausflurwand in die Tiefe krochen, um auf die Straße zu
gelangen.
    Der gleiche Weg, den sie gekommen waren, lag nun wieder vor ihnen.
Sie brauchten nur alles im umgekehrten Sinn durchzuführen.
    Dann würden sie bei Trbhot ankommen.
     
    *
     
    Frank Morell war als zuverlässig und pünktlich
bekannt.
    Als er um halb neun noch nicht im Büro war und auch keine
Nachricht von ihm vorlag, glaubte jeder, daß Morell in einem
Verkehrsstau steckte und nicht weiterkam.
    Aber HR 3, der fast den ganzen Tag lief, gab keine
dementsprechende Meldung.
    »Da stimmt doch was nicht«, murmelte Alexandra Becker,
die anfing, sich Sorgen zu machen. Im Büro war es ein offenes
Geheimnis, daß die gutaussehende, charmante
Vierundzwanzigjährige nicht nur eine Schwäche für
schicke französische Kleider und das Parfüm ›Y‹
von Yves Saint-Laurent, sondern auch für den sympathischen
Morell entwickelt hatte. »Ob wir mal die Polizei
anrufen?«
    Sie sah Petra an.
    Die kleine runde Dicke wollte antworten, steckte aber gerade
heimlich eine Praline zwischen ihre Zähne und lief rot an, weil
sie dabei ertappt wurde. Petra, die in ständigem Kampf mit ihren
Pfunden lag, hatte Anfang der Woche versprochen, nicht die geringste
Nascherei zu sich zu nehmen.
    Alexandra, die wußte, wie schwer es ihre Kollegin hatte, tat
so, als merkte sie nichts.
    Hans Bogner, der dritte im Konstruktionsbüro ›Gering und
Krollmann‹ tat so, als hätte Alexandra die Frage an ihn
gerichtet.
    »Man muß immer damit rechnen, daß etwas passiert
sein kann. Hätte er ’ne Panne gehabt, würde er
längst angerufen haben… Aber so…« Er zuckte die
Achseln und wirkte ernst. Sie kannten sich alle hier schon
länger und hatten ein gutes Verhältnis zueinander gefunden.
Sie wußten, was sie von sich zu halten hatten und das
unentschuldigte Fernbleiben Morells paßte eben einfach nicht in
das Bild, das man sich von diesem Kollegen machte.
    »So kann’s doch ein Unfall gewesen sein. Ich geb’
der Biene mal einen Tip«, entschloß Alexandra sich,
Bogners Gedankengänge unbewußt fortsetzend.
    ›Biene‹ war im Büro beschäftigt, erledigte
Buchhaltung und Korrespondenz und nahm die Telefonate entgegen.
    Sabine, wie sie in Wirklichkeit hieß, rief bei der Polizei
an. Da wußte niemand etwas von einem Unfall.
    »Versuch’s mal bei ihm zu Hause«, flüsterte
Alexandra durch die Tür, als fürchte sie, daß einer
der beiden Chefs in der Tür dahinter etwas mitbekam.
»Vielleicht schläft er noch…«
    »Aha, das schlechte Gewissen«, bemerkte der blonde,
schlaksige Bogner, der immer aussah wie ein großer Junge und
dem man seine dreiunddreißig Jahre nicht ansah. »Wohl
gestern mit ihm ausgewesen?«
    »Das Wochenende liegt noch vor uns. Wir haben heute erst
Donnerstag«, konterte Alexandra.
    »Wenn er wirklich verschlafen hat, dann kann ich ihn nur
beneiden«, grinste Hans Bogner, der das Ganze von der heiteren
Seite zu sehen begann. »Dann hat er einen Schlaf wie ein
Murmeltier.«
    Zu Hause meldete sich niemand.
    Um elf Uhr fragte Herr Krollmann zum ersten Mal nach Frank Morell,
obwohl er bei seiner Ankunft das Fehlen des Mitarbeiters des
Konstruktionsbüros bereits registriert hatte.
    Er fragte, ob jemand wisse,
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