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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
Autoren: Dan Shocker
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hatte.
    Etwas war nicht in Ordnung. Entweder mit der Ware oder mit ihr.
Das Erlebnis schockte sie. Dies war kein Traum mehr im Paradies, in
das sie sich versetzt glaubte – dies war ein Horror-Trip.
    Es war grauenhaft, was sie erlebte, und sie zwang sich dazu, klare
Gedanken zu fassen und den beklemmenden Rausch abzuschütteln wie
Wasser.
    Aber das ging nicht so einfach.
    Die Schwere blieb, die Unruhe ebenfalls.
    Da hockte doch etwas auf ihrem Körper?
    Sie griff danach, fühlte weiche, schwammige, glitschige
Kugeln und bemerkte den peitschenähnlichen Schlag der
Fühler.
    Francoises Augen weiteten sich.
    Sie richtete sich auf, kam aber nur halbschräg in die
Höhe.
    Was sie sah, erfüllte sie mit Grauen, und sie verfluchte die
Stunde, in der sie im Kreis von Freunden die erste Haschzigarette
genommen hatte. Nur mal, um »es auszuprobieren«. Heute
brauchte sie täglich eine Spritze und harte Drogen, und es war
nur noch eine Frage der Zeit, wann sie sich täglich zwei, drei
oder gar vier Injektionen verabreichen mußte, um noch
»high« zu werden – oder sich endgültig den
Todesschuß zu versetzen.
    Ihr ganzer Körper fühlte sich aufgequollen an.
    Sie sah weiß-graue Kugelgeschöpfe, die an ihr klebten,
die an der Wand und auf den Bildern hockten. Lautlos pulsierten die
unheimlichen Körper, und Glotzaugen waren auf sie gerichtet, als
wollten die unheimlichen nächtlichen Besucher aus ihrem Alptraum
genau wissen, wen sie da vor sich hatten.
    Sie befand sich im Delirium!
    Francoise schlug um sich, wollte sich befreien, stöhnte und
ächzte. Ihre kleinen, zur Faust geballten Hände klatschten
auf die schmierigen Körper. Die gaben nach wie Weichgummi und
ließen ihre Hände wieder zurückschnellen. Den
Schleimkugeln, die inzwischen einen Durchmesser von knapp einem Meter
hatten, aber machten die Schläge nicht das geringste aus.
    Purer Wahnsinn packte sie. Alles in ihr sträubte sich gegen
das, was sie sah, und sie ächzte und schrie um Hilfe.
    Eine einzige Kugel rollte vom Kopfende des Bettes, auf dem sie
lag, einfach über ihr Gesicht hinweg und erstickte ihren
Schrei.
    Sie war von allen Seiten umringt, wurde niedergedrückt und
versank in einem Meer, das auch Besitz ergriff von dem unheilvollen
Strand, auf dem sie zu liegen glaubte. Wie eine Flut ergossen sich
die Körper der rätselhaften, grauenvollen Eindringlinge
über sie.
    Francoise Value erstickte.
     
    *
     
    Er hatte sich beeilt wie noch nie.
    Philipe Vrangeville konnte es kaum erwarten, in jenes Haus
zurückzukehren, in dem Francoise wohnte.
    Er war dem Zufall dankbar, der ihn heute abend in diesen Bezirk
geführt hatte.
    Francoise Value war eine leidenschaftliche, schöne Frau
– aber sie war drogensüchtig. Das machte sie für ihn
nur noch interessanter. Die Rauschgifte hatten bereits Francoises
Charakter zerstört, sie willenlos und abhängig gemacht.
    Ihr Körper und ihre Seele verlangten nach Zärtlichkeit,
nach Erotik – nach Sex.
    Philipe Vrangeville gehörte zu jener Sorte Menschen, die man
als gewissenlose Schurken bezeichnete. Was er tat, tat er um der
eigenen Freude, um des eigenen Vorteils willen.
    Er hatte Francoise Value gesehen. Sie war vollkommen fertig
gewesen. Sie hatte den Stoff dringend gebraucht.
    Pierre Donette, der die Schlüsselfigur im Vertrieb war und
seine Kunden genau kannte, hatte gewußt, daß Francoise
Value völlig abgebrannt war. Er hatte es absichtlich zu dieser
Situation kommen lassen, um die Preise in die Höhe zu treiben.
Ein Mensch in Francoises Verfassung war bereit, alles zu geben, um
sich den Schuß setzen zu können…
    Francoise Value würde nun schon in tiefer Benommenheit und
glückselig vor sich hinlächeln in ihrem herrlichen Bett
liegen, nur mit einem schwarzen, hauteng anliegenden und
durchsichtigen Nachthemd bekleidet.
    Er stellte sich das bildlich vor und beschleunigte seine
Schritte.
    Er hatte vorgesorgt, um wieder ins Haus zu können. Aus
Erfahrung wußte er, daß solche Menschen nach dem Gebrauch
der Spritze nicht mehr in der Lage sind, noch an die Tür zu
kommen. Sie würden nicht mal mehr die Klingel hören, weil
sie glaubten, sich in einer anderen Welt zu befinden.
    Die Tür im Hausflur war nur angelehnt. Das hatte er beim
Weggehen so hinterlassen. Ein kleiner Stein, den er jetzt mit dem
Fuß wegschnickte, hatte verhindert, daß die Tür
zufallen konnte. Um diese späte Stunde war nicht mehr damit zu
rechnen, daß noch jemand ins Haus kam oder es verließ
– und selbst wenn es der Fall war,
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