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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
Autoren: Dan Shocker
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und
Vorkommnisse interessiert, die durch den Volksmund verschämt
weitererzählt worden waren.
    Unter anderem ging es da besonders um jene Berichte, in denen
behauptet wurde, daß Menschen spurlos verschwanden, daß
sie in der »Erde versanken« oder »sich in Luft
auflösten«, wie es wortwörtlich in diesem »Buch
der seltsamen Geschichte und Bilder aus unserer heuthygen Zeyth,
erlebt und belauschet von Claudius Johannitus im Jahr des Herrn
sechzehnhundertundfünfundvierzig«, heißt.
    Der Mann, der in dieser vorgerückten Stunde mit einer
gewissen Nervosität und zunehmender Spannung darin las, war
niemand anders als – Frank Morell.
    Vor drei Tagen war das Buch in seinen Besitz gelangt. Leihweise.
Es gehörte ihm nicht.
    Ein Trödler, der in der Innenstadt ein Geschäft
führte und jeden Samstag auch auf dem Flohmarkt am Main unten
allerhand Altes, Uriges, Kitschiges und Antiquiertes feilbot, hatte
ihn vor drei Tagen angerufen und ihn auf dieses Buch aufmerksam
gemacht.
    Beim Entrümpeln eines Dachbodens war dem Trödler dieses
Buch durch einen wirklichen Zufall in die Hände gefallen.
    Es lag versteckt in dem doppelten Boden eines alten,
wurmzerfressenen Schrankes, der auseinanderfiel, als man ihn
abtransportieren wollte. Dabei kam der Foliant zum Vorschein.
    Der Händler war anfangs überzeugt davon, auf eine Bibel
gestoßen zu sein, die einige tausend Mark wert sein
könnte. Zu Hause angekommen, nahm er das Buch unter die Lupe und
stellte fest, daß es sich um einen sonderbaren Reise- und
Erfahrungsbericht eines Mönchs handelte. Mit diesem Buch waren
sicher bei einer Versteigerung ebenfalls einige tausend Markscheine
herauszuholen.
    Zehntausend war das mindeste, was der Trödler glaubte
erzielen zu können. Aber das wollte er noch genau
nachprüfen. Da Morell und er sich jedoch schon seit vielen
Jahren kannten, und er die Schwäche des Frankfurters für
die Mythen vergangener Völker und Berichte über versunkene
Kulturen und Erzählungen über seltsame Vorkommnisse oder
Beobachtungen aus dem Mittelalter kannte, hatte er Frank eine
diesbezügliche Mitteilung gemacht.
    Der Foliant war zunächst nicht käuflich zu erwerben, der
Trödler aber, der Morell schon manches Buch beschafft hatte, gab
Frank die Möglichkeit, sich eine Zeitlang mit dem eigenartigen
Text zu beschäftigen. So konnte er sich all das herausschreiben,
was für ihn wichtig war.
    Schon am ersten Abend wurde ihm klar, daß jeder Bericht eine
kleine Sensation für sich war.
    Claudius Johannitus hatte nur die wirklich entscheidenden
Stationen und Begegnungen seines Lebens aufgezeichnet und alles
Nebensächliche unterlassen.
    Die Stahlstiche, die von ihm stammten, zeigten die Dörfer und
Höfe, die Städte aber auch jene Stellen, wo angeblich
Menschen verschwunden waren. Es wurden Orte genannt, an denen zu
bestimmten Zeiten »seltsame runde Kometen, flache leuchtende
Himmelsscheiben« beobachtet wurden. Der Mönch sprach von
Fliegenden Untertassen!
    Aus einem anderen Ort wußte er einen rätselhaften
Vorfall zu berichten. Danach sei dem Knecht Mechtlin in der Nacht von
Samstag auf Sonntag ein schwarzer Mann begegnet, der Mechtlin
angesprochen und behauptet hätte, »seine Heimat« zu
suchen.
    Berichte aus der gleichen Zeit ergaben, daß dieser schwarze
Mann offensichtlich von den Sternen gekommen war. In der Nähe
des Ortes fand man verglühte Baumkronen und in der Erde einen
großen Krater, der später zugeschüttet wurde, ohne
daß man ihn näher erforscht hätte.
    Claudius Johannitus aber sprach auch von den Qualligen.
    Auf seinem Weg durch das Europa des frühen 17. Jahrhunderts
war er zweimal auf Spuren der »Qualligen« gestoßen,
ebenfalls in einem Stahlstich nach beglaubigten Berichten seiner
Informanten.
    Die Qualligen – weißliche, glitschige,
kugelförmige Gestalten, mit starren, hervorquellenden Augen und
tentakelartigen Fühlern versehen – waren an zwei Orten
aufgetaucht, die von Jüngern der schwarzmagischen Künste
aufgesucht worden waren.
    Von einem Ort, dessen Name Frank beim besten Willen nicht mehr
entziffern konnte, stand zu lesen, daß Quallige aus einer
unsichtbaren Welt ihn ausgerottet hätten. Alle Einwohner seien
im Schlaf überfallen und erdrückt worden. Am nächsten
Morgen fand man die Toten. Mit blauen Flecken übersät und
erwürgt. Anfangs wußte niemand, wie es zu diesem
Massensterben in dem Dorf gekommen war. Es gab keine Spuren, die auf
die »Qualligen« hinwiesen. Da fand man einen Zettel, den
ein Magier an
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