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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
Autoren: Dan Shocker
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hatte, schlug er während der Abwesenheit des
Freundes sein Domizil hier auf.
    So war es dem Hausverwalter, der im ersten Stockwerk wohnte,
dargelegt worden. Der Mann hatte nichts dagegen einzuwenden
gehabt.
    Doch der angebliche Gast aus Australien stammte in Wirklichkeit
aus Amerika. Und ein besonderer Auftrag führte ihn hierher.
    Er sah, wie Morell sich erhob und in die kleine Küche ging,
um sich Kaffeewasser aufzustellen.
    Nachdem der Konstrukteur dort drüben wieder seinen Platz
eingenommen hatte, gab der Beobachter seine Stellung auf und schob
eine auf einem feststehenden Gestell installierte Spezialkamera in
Fensterhöhe. Die Kamera war mit einem infrarotempfindlichen Film
geladen. Diese Kamera belichtete alle sechzig Sekunden ein Bild. Das
Objektiv erfaßte den gesamten Fenster- und Dachbereich von
Frank Morells Wohnung.
    Die Vorbereitungen für die Nacht waren getroffen…
     
    *
     
    Kommissar Marcel Trudeau von der Sûreté in Paris
hatte schon manches erlebt. Aber was er an diesem Morgen zu sehen
bekam, übertraf alles bisher Dagewesene.
    Man hatte die Toten gefunden.
    Francoise Values Produzent hatte am Morgen gegen neun Uhr in der
Wohnung der Chansonette angerufen, weil er mit ihr noch einen neuen
Titel besprechen wollte, über den bisher noch keine Entscheidung
getroffen worden war.
    Francoise wußte von diesem Anruf. Sie hätte da sein
müssen.
    Das Telefon rasselte alle zehn Minuten. Als sich um zehn Uhr immer
noch niemand meldete, gab der Produzent einem Freund den Auftrag,
doch in der Wohnung selbst mal nach dem rechten zu sehen.
    Unten von der Straße aus war zu erkennen, daß ein
Fenster der Apartmentwohnung offenstand. Auf ein Klingeln aber
öffnete niemand die Tür und zeigte sich auch niemand am
Fenster.
    Francoise Value war bekannt dafür, daß sie die
Vormittage entweder verschlief oder mit einem ausgedehnten Bummel
durch die Stadt verbrachte. Von beidem ließ sie nur ab, wenn
eine Besprechung unmittelbar vor einer Tournee anstand. Sie
wußte vom Anruf ihres Produzenten – und doch öffnete
sie nicht.
    Da stimmte etwas nicht!
    Die Polizei wurde angerufen. Die brachte einen Schlosser mit und
öffnete die Tür.
    Dann wurde die Wohnung gesperrt, nachdem man sah, was sich
Grausiges darin abgespielt hatte.
    Marcel Trudeau, vierundfünfzig, eine gepflegte Erscheinung
mit Menjou-Bärtchen, wurde alarmiert.
    Trudeau leitete die Mordkommission.
    Die beiden Leichen sahen mitgenommen aus. Der Mörder
mußte ein Wahnsinniger gewesen sein. Er hatte seine Opfer durch
Schläge und Fußtritte offensichtlich attackiert und dann
erwürgt. Oder umgekehrt wäre es eigentlich logischer
gewesen.
    Die Opfer waren gar nicht mehr in der Lage gewesen, sich zur Wehr
zu setzen. Der Wahnsinnige, der hier mit ihnen in der Wohnung gewesen
war, hatte gewütet. Vasen und Bücher lagen auf dem Boden,
ein Tisch war umgekippt. Trudeaus Leute fanden die Glasscherben einer
Ampulle und die Spritze und konnten sich denken, was sich hier
abgespielt hatte. Eine Rauschgiftorgie! Dabei mußte einer
durchgedreht haben…
    Der Gerichtsmediziner stellte fest, daß Francoise Value und
Philipe Vrangeville etwa zur gleichen Zeit erstickt waren.
    Vrangeville aber war im Gegensatz zu Francoise Value nicht von
Drogen abhängig. Er war bei vollem Bewußtsein gewesen, als
sein Mörder sich über ihn hermachte.
    Im ersten Moment zeichnete sich ein deutliches Tatbild ab, das
aber mit jeder Minute, die Trudeau und seine Leute länger in dem
luxuriösen Apartment Francoise Values verbrachten, mehr und mehr
verwischte.
    Unweit der Leiche Philipe Vrangevilles fand man unter einem mit
Intarsienarbeiten versehenen Schränkchen einen Dietrich, der
offensichtlich von Vrangeville stammte.
    Das forderte zu neuen Kombinationen heraus.
    Darin war Trudeau ein Meister. »Francoise Value ist im
Rausch. Sie hat Besuch. Vrangeville weiß nichts davon. Er kommt
heimlich hierher, dringt mit dem Dietrich in die nicht abgeschlossene
Wohnung ein – und wird Zeuge des Mordes an Francoise Value. Er
kann ihn aber nicht mehr verhindern. Sein Gegner ist schneller und
schlägt Vrangeville hier, unmittelbar nach seinem Eintritt in
die Wohnung nieder.«
    Das klang logisch. Aber Trudeau war auch mit dieser Version nicht
ganz zufrieden. Da gab es noch einige kleine
Schönheitsfehler.
    »Die ganze Sache gefällt mir nicht«, knurrte er,
sich über sein Bärtchen streichend. »Diese blauen
Flecken am Körper der Toten, die Druckstellen im Gesicht…
beide wurden ermordet, beide
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