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Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Titel: Macabros 046: Blutsiegel des Molochos
Autoren: Dan Shocker
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Nun, nicht ich habe euch die Rolle zugedacht. Es waren die
Planer.«
    »Wer sind die Planer?«
    »Andere Ausführende meines Volkes. Insgesamt gibt es
drei Rangstufen: die Gebundenen. Sie stellen das Gros des Volkes dar.
Sie leben hier für alle Zeiten. Niemals werden sie den Raum und
die Zeiten kennenlernen, die die anderen durchstreifen. Wir bringen
ihnen Raum und Zeit nahe. Die Planer haben dafür zu sorgen. Es
gibt weniger als zehntausend von ihnen. Sie kümmern sich um die
Treibhäuser und die technischen Belange. Das macht ungefähr
die Hälfte der Planer. Die andere Hälfte denkt über
die Spiele nach, um die Gebundenen zu erfreuen. Die
Ausführenden, zu denen ich gehöre, müssen die
Pläne in die Wirklichkeit umsetzen. Ich suche beispielsweise
jene Zeit und jenen Raum auf, der für die Spiele der Planer
geeignet ist. Die Betroffenen – in diesem Fall Menschen –
ahnen und wissen von alledem nichts. Aber jetzt ist einer gekommen,
der es weiß.«
    »Allerdings ziemlich spät«, murmelte Morgan.
»Alles nur ein Spiel – auch die Sitzas…?«
    »Sie gehören zu uns, sie unterstehen den Anordnungen der
Planer, sorgen für Sensationssituationen… Tragk hat eine
ähnliche Aufgabe wie die Sitzas. Doch sein Aufgabenbereich ist
breiter angelegt. Er hat die Bestimmung, wesentliche
Veränderungen auf jenen Welten hervorzurufen, die von den
Planern ausgesucht wurden. In ihrem Fall zum Beispiel hatten die
Planer sich entschlossen, die klimatischen Bedingungen der Erde
grundlegend zu verändern.«
    Damit erfuhr Morgan zum ersten Mal auch von diesen Dingen.
    »Ihr setzt bewußt den Untergang eines ganzen Volkes
aufs Spiel?« fragte er heiser.
    »Wir gehen sehr weit, aber niemals bis zum Ende. Tragk wird
zurückgeholt. Ich habe es dir versprochen«, er war nicht
mehr ganz so höflich und freundlich wie seither. »Dein
Vorwurf ist lächerlich. Wer Situationen schafft, muß sich
auch um die Kulissen kümmern. Wer Ursachen provoziert, dem
allerdings werden die Wirkungen geschenkt. – Das alles ist dir
bewußt geworden. Die Gebundenen haben keine Freude mehr an dem
Spiel, das durchschaut ist. Die Konflikte können nicht mehr echt
sein. Der weitere Aufbau ist sinnlos, wenn auch nur einer darunter
ist, der den wahren Hintergrund erkennt. All das weißt du
– aber du wirst es bald nicht mehr wissen. Tragk hat noch eine
weitere Aufgabe, von der ich dir bisher nichts gesagt habe. In seinem
Innern ist die Kugel des Vergessens eingebracht. Sie wartet auf
dich…«
    Morgan konnte nichts mehr sagen.
    ›Das ist nicht die Wirklichkeit!‹ sagte er sich in
Gedanken. ›Ich träume. So etwas gibt es nicht… kann es
nicht geben…‹
    Und ›Tom‹ war in dem ganzen unheimlichen Spiel nur eine
Vision.
    Er löste sich von Morgan und verwehte wie ein Nebelstreif in
den ersten wärmenden Strahlen der Morgensonne.
    Chas Morgan sah das dunstige Treibhaus vor sich, das
Licht-Rechteck, dahinter die Bottiche mit den endlosen Reihen der
flackernden Monitore, den flachen Lautsprechern, aus denen wispernd
Geräusche und Worte drangen…
    Dann stach ein gelber Lichtfinger auf ihn zu und traf ihn mitten
in die Augen.
    Chas Morgan brach wie vom Blitz getroffen zusammen und wußte
nichts mehr von sich.
     
    *
     
    In der Zeitmaschine stand ein Mann, der aussah wie ein Mensch und
sich einen menschlichen Namen gegeben hatte:
›Tom‹…
    Auf dem Boden zu seinen Füßen lagen zwei echte
Menschen. Chas Morgan und Fred Cassner.
    ›Tom‹ glitt auf dem Zeitstrom dahin, lautlos und
scheinbar ohne Bewegung.
    ›Toms‹ Ziel war Tragk. Dort waren die anderen
Erdenmenschen schon versammelt. Morgan und Cassner waren als letzte
übrig geblieben.
    Station Tragk tauchte auf, in deren Innern die Kugel des
Vergessens wartete…
    Der Spalt an der Riesenkugel bildete sich und schluckte die
eindringende Maschine aus Raum und Zeit. Der Boden der
›Anlage‹ wurde im Innern von Tragk plötzlich
durchlässig für die beiden Menschen.
    Chas Morgan und Fred Cassner rutschten durch und schwebten durch
die Dunkelheit. Ein Energiestoß fegte die beiden
bewußtlosen Menschen zu den anderen schweigenden Gestalten, die
in der atmenden Schwärze verharrten.
    Die Zeitmaschine glitt zurück, wurde wieder von Tragk
entlassen, und ›Toms‹ letzte Reise begann…
     
    *
     
    Morgan hatte das Gefühl, in Blei geschmiedet zu sein. Seine
Glieder gehorchten kaum seinen Befehlen.
    Es fiel ihm schwer, die Augenlider anzuheben.
    Die Stille rundum war erdrückend.
    Schlagartig wurde
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