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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland
Autoren: Dan Shocker
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ihn getötet!«
     
    *
     
    Ihre Stimme klang schaurig, und Andrew und Ireen lief es eiskalt
über den Rücken.
    Dann lachte Andrew O’Hara plötzlich. »Das ist es!
Eds Idee!«
    »Was ist – Eds Idee?« reagierte Elena bleich.
    »Der Geist! Er wohnt in einem Geisterschloß – also
muß er uns auch seinen Geist vorstellen. Das ist doch ganz
klar.«
    Elena schluchzte trocken. Sie wollte etwas sagen, aber die ersten
Worte, die über ihre Lippen kamen, wurden zu dumpfen,
unartikulierten Lauten.
    »… nein, nein, das kann nicht seine Idee gewesen sein.
Mike liegt dort hinten – im Keller – tot. Er rührt
sich nicht mehr. Man hat ihn ermordet!«
    Sie war nicht abzubringen von dieser Wahnidee, und den Eindruck,
den sie bei beiden hinterließ, war so gewaltig, daß
O’Hara und Ireen nicht wußten, ob Elena den Verstand
verloren hatte oder ob sie eine so gute Schauspielerin war und ihre
Rolle perfekt spielte – so perfekt, wie Ed Hopkins das
möglicherweise erwartete.
    »Führe uns hin!« forderte Andrew O’Hara sie
kurz entschlossen auf.
    Sie nickte abwesend und nagte an ihrer weißen
Unterlippe.
    Elena lief wie in Trance in die düstere Halle und stieß
die große Holztür nach außen. Dahinter breitete sich
ein kahler Korridor aus, in dem eine einsame Öllampe blakte. Das
ließ den Schluß zu, daß hier in diesem Teil des
Castle noch keine elektrischen Kabel verlegt waren.
    Eine steinerne Treppe führte nach unten.
    Elena weigerte sich voranzugehen. Sie gab O’Hara ein Zeichen,
vor ihr herzulaufen. Der Allroundman aus Glasgow tat das ohne
jegliche Bemerkung.
    Am Ende der Treppe befand sich ein Durchlaß, der in ein
Gewölbe führte.
    Hier unten lagerten alte Fässer und Flaschen, standen uralte
nach Schimmel und Moder riechende Kisten aufeinandergestapelt.
    Durch dick verstaubte Fenster drang fahles Mondlicht, schuf in der
Tat eine gespenstische Atmosphäre, und es entging O’Hara
nicht, daß auch Ireens Nervosität wuchs.
    »Wir sind in Eds Schloß. Wir sind Gäste«,
sagte er mit ruhiger Stimme. »Ich bin überzeugt davon,
daß Elena einem Irrtum zum Opfer gefallen ist, daß es
hier unten nichts gibt, weshalb wir uns fürchten
müßten…«
    Ireen schluckte. »Das sage ich mir zwar auch immer wieder,
Andrew. Aber es nützt nichts.« Ihre Stimme klang belegt,
und sie hielt sie unwillkürlich gesenkt, als fürchte sie,
laute Worte vermöchten hier unten irgendein lauerndes,
schlafendes Unheil aufzuwecken. »Ich muß an meine Kindheit
zurückdenken… Wir wohnten in einem schrecklich alten Haus.
Oft mußte ich abends noch in den Keller, um Vater eine Flasche
Wein oder Bier raufzuholen oder auch nur um noch ein paar Holzscheite
herbeizuschaffen, um im Winter den Kamin am Brennen zu halten. Es war
für mich jedesmal eine Tortur. Ich blieb oben an der
Kellertür stehen und lauschte nach unten. Obwohl das Licht
brannte – kein besonders helles natürlich – hatte ich
das Gefühl, als würden hinter den Lattentüren
Ungeheuer und Gespenster lauern und nur auf mich warten. Es war, als
ob ich Spießruten lief. Ich jagte die Kellerstufen hinab,
öffnete in fliegender Hast das Schloß an der Tür,
raffte Holz zusammen oder griff nach einer Flasche und sah mich
ständig in der Runde um. Atemanhaltend jagte ich die Treppe
wieder hoch, löschte das Licht und knallte die Tür ins
Schloß, froh, noch mal heil davongekommen zu sein. Die Angst
saß mir jedesmal im Nacken. Und jetzt – spüre ich
wieder das gleiche Unbehagen, Andrew. Ich mag keine Kellerräume.
Laß uns nach oben gehen, bitte…!«
    »Mike«, sagte O’Hara, Elena ansehend. »Wo ist
er?«
    »Da vorn – hinter der Tür…«
    »Eins verstehe ich nicht.«
    »Was verstehst du nicht, Andrew?«
    »Ed hatte verlangt, daß jeder sich ein eigenes Versteck
suchen sollte. Warum habt ihr euch nicht daran gehalten?«
    »Wir haben uns jeder ein anderes Versteck gesucht. Das
heißt… wir wollten… jeder hier unten, einer
allerdings in Sichtweite des ändern… um den Spaß
mitzuerleben, wenn einer entdeckt würde…« Ihre Stimme
klang brüchig und abwesend. Sie deutete auf die dunkle Tür
vor sich in der Mauernische. Die Ecke war so dunkel, daß nur
nach wiederholtem Hinsehen überhaupt eine Tür erkennbar
war.
    Andrew öffnete sie. Die Klinke war noch warm.
    Der Raum dahinter war stockfinster. Hier gab es kein Fenster
mehr.
    O’Hara blieb einige Sekunden lang auf der steinernen Schwelle
stehen, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt
hatten.
    Auf dem Boden
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