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Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx

Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx

Titel: Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
Autoren: Dan Shocker
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großen, messingfarbenen
Schlüssel.
    Damit öffnete er die Tür zum Turm. Leise quietschend
schwand sie in den breiten, rostigen Scharnieren zurück.
Ungeziefer lief über das angeschimmelte Holz, das mit Moos und
Blattwerk überwuchert war und dessen Wurzeln sich tief in die
aufgequollene Tür hineingebohrt hatten.
    Steil und entsetzlich eng waren die wackeligen Treppen, die in die
Höhe führten. Hier im Turm gab es nur einen einzigen Raum.
Die Stufen führten genau darauf zu.
    Hinter einer niedrigen und engen Tür, in der es nicht mal ein
vergittertes Fenster gab, hielt Osira sich auf.
    Der Raum, der ihr bis zur Rückkehr des falschen Prinzen
Ghanor als Aufenthaltsort dienen mußte, war stockfinster und so
eng, daß sie sich nicht mal auf dem Boden zum Schlafen legen
konnte.
    Der Herrscher, der das grausame Gesetz gegen die Ehebrecherinnen
in die Tat umsetzte, war offenbar nur von einem einzigen Gedanken
erfüllt gewesen: sich an der Frau zu rächen, die ihn zum
Hahnrei gemacht hatte.
    Vor mehr als fünfhundert Lovon-Jahren war diese Aktion in die
Annalen der Geschichte dieses Volkes eingegangen, und sie hatte sich
seither niemals wiederholt.
    Hellmark alias Ghanor atmete tief durch und pochte leise an die
Tür.
    »Osira, Geliebte«, wisperte er, als er im Turmkerker ein
leise raschelndes Geräusch und einen Seufzer vernahm.
    Ein unterdrückter Aufschrei folgte diesen Lauten nach.
    »Wie kannst du es wagen, mich so zu nennen?« hörte
er ihre verzweifelte, bedrückte Stimme hinter der niedrigen
Tür. »Du dringst in mein Leben ein und bringst mich in
Gefahr und…«
    »Ich muß dir etwas erklären, Geliebte, nicht der
Fremde ist’s, mit dessen Stimme ich spreche, in dessen
Körper ich dir begegnet bin. Ich bin’s. Ghanor!«
    »Dämon!« fuhr sie ihn an. »Weiche von mir! Ich
verfluche dich.«
    »Hör mich an, Geliebte! Du wirst alles verstehen, wenn
ich es dir erklärt habe. Ein bedauerlicher Irrtum! Nicht Ghanor
ist auf dem Weg in das Land der Bugken – ein Fremder, Osira!
Meinen Körper hast du wiedererkannt, aber nicht den Geist und
die Seele, die in ihm stecken. Aber es muß dir doch aufgefallen
sein, daß ich in vielem anders reagiert habe, daß der
Mann, mit dem du seit Tagen zusammen bist, gar nicht – ich sein
kann!«
    Ein leiser Aufschrei entrann ihren Lippen.
    »Was sagst du da?«
    »Höre mir gut zu, Osira! Es ist etwas Schreckliches
passiert, als du meine Seele bannen wolltest. Es kam zu einem Tausch
der Körper. Ich bin es, den man bei den Bugken erwartet. Ein
Fremder unternimmt die Mission, weil er sich – so wie ich mich
– in die neue Rolle einfinden muß.«
    Er ließ nicht locker. Konsequent berichtete er von seinen
Erfahrungen und merkte, daß er ihr Interesse gefunden hatte. Er
brachte so erstaunlich viele Einzelheiten aus ihrem gemeinsamen
Erleben, daß Osira gar nicht anders konnte, als ihm zu glauben,
was er sagte.
    Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, und sie
begriff die Rolle, die der Mann, den sie für Ghanor gehalten
hatte, spielen mußte, um nicht in Gefahr zu geraten und
entlarvt zu werden. Spielte der andere seine Ghanor-Rolle gern oder
litt auch er unter den Bedingungen, die ihm aufgezwungen worden
waren?
    Beides war wohl möglich. So genau vermochte sie das nicht zu
sagen.
    »Ghanor, Geliebter«, wisperte sie, und es fiel ihr
schwer, einen Fremden, der mit fremder Stimme sprach, so zu nennen.
Aber sie wußte nun, daß er die Wahrheit sagte, daß
der Fremde niemand anders als Ghanor war, daß er sich nur ihr
zu erkennen zu geben vermochte. Jetzt war auch erklärbar,
weshalb die geheimen Pfade der Liebe ihm bekannt gewesen waren.
    Er steckte den Schlüssel ins Schloß. Einmal knackte es
in dem schweren Metall, dann konnte er die Tür zu Osiras
Gefängnis aufstoßen.
    In der dunklen, engen Zelle spielte sich eine seltsame Szene
ab.
    Osira fiel dem blonden Fremden um den Hals, nachdem sie ihre Scheu
überwunden hatte.
    »Ich muß das Ritual noch mal durchführen«,
wisperte sie. »Ich muß den Versuch unternehmen, den Tausch
rückgängig zu machen. Möge es gelingen, Ghanor,
möge es gelingen…«
    Sie biß sich auf die Lippen, und Tränen stiegen ihr in
die Augen.
    »Am besten wäre es jetzt, ein Pferd zu nehmen und den
dreien nachzureiten«, murmelte Ghanor mit Hellmarks Stimme.
»Dann könnte ich den anderen Ghanor mit Rat und Tat
unterstützen.« Der Gedanke, der ihm plötzlich gekommen
war, erfüllte ihn mit einer Stärke, daß er nicht mehr
davon
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