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Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Titel: Macabros 032: Kreatur der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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Zeichen, deren sie sich
sofort erinnerte. Ihr menschliches Gehirn, ihr Unterbewußtsein,
funktionierte also noch.
    Sie brauchte den Boden nicht sehr aufzugraben. Es genügten
ein paar Zentimeter. Dann sah sie die verschmutzte und
blutverkrustete Hand. Die Hand eines Menschen, eines Toten… Der
Arm war umhüllt von einem dichten, grauen Kokon, als ob eine
Riesenspinne die Leiche noch unter der Erde eingesponnen
hätte…
     
    *
     
    Das Grauen packte die Brasilianerin. Nur drei Sekunden hatte sie
die volle Kontrolle über ihr Bewußtsein.
    Ich war hier! Es war kein Traum! Es ist alles so, wie ich
befürchtet habe! Was sich in den Vollmondnächten ereignet
– geschieht nicht im Traum! Menschen sterben, weil ich sie
töte, weil ich kein Mensch mehr bin! Ich, Carminia Brado, bin
die Spinne, von der ich immer zu träumen glaubte!
    Sie war in die Abhängigkeit der Dämonen geraten und zu
einer willenlosen Marionette geworden.
    »O mein Gott!« stöhnte sie und schlug die
Hände vors Gesicht. Sie war totenbleich, und ihre Augen
glühten wie Kohlen. Dieser Moment gehörte ihr, in diesem
Moment sah sie klar und wußte doch, daß sie an ihrem
gräßlichen Schicksal nichts ändern konnte.
    Ihr eigener Wille war nichts gegen die Droge, die ihr Blut
vergiftete, ihren Geist veränderte und ihren Körper in den
eines riesigen Insekts verwandelte. Sie war eine Werbestie, die in
Vollmondnächten herumstreifte, Menschen angriff und
tötete.
    Sie war dieses »Etwas«, von dem die Beamten gesprochen
hatten, dem sie keinen Namen gegeben hatten. Es gab Spuren und
Zeichen hier in unmittelbarer Nähe des Genfer Sees, die auf eine
Spinne unvorstellbaren Ausmaßes schließen ließen.
Aber niemand glaubte offenbar so recht daran.
    Ich muß zu ihnen… muß ihnen die Wahrheit
über mich sagen… und sie müssen mich einsperren…
ich darf nicht dahin, wo Menschen sind, ich… Ein Moment der
Klarheit ging vorüber.
    Das Zittern ihrer Hände verschwand, als sie sie vom Gesicht
löste.
    Was in der Nähe von Coppers, einem winzigen Ort, rund
dreißig Kilometer von London entfernt, begonnen hatte, setzte
sich hier wie ein Alptraum fort.
    Carminia hörte die Stimme, die in ihr sprach, eine Stimme,
die sie immer wieder hörte, wenn das teuflische Elixier durch
die bleichen Strahlen des vollen Mondes angeregt wurden.
    »Ich bin Benjamin Huxley, der arme, kleine Benjamin, von dem
niemand etwas wissen wollte. Sie belachten und verspotteten ihn. Kein
Mensch beachtete ihn – den Krüppel mit dem Buckel. Ein Earl
aus der Grafschaft Devonshire nahm ihn schließlich auf. Er
brauchte einen Diener in seinem Landhaus – und gleichzeitig
einen Clown. Wer konnte schon mit einem buckligen Zwerg aufwarten?
Ich kam in dieses Haus – und blieb. Hier konnte ich meine
Forschungen fortsetzen. Ich befaßte mich mit okkulten und
schwarzmagischen Studien und mit der Kunst der Alchimie. Ich
entdeckte und entwickelte chemische Substanzen, Gifte und Drogen, und
ich hatte zunächst die Absicht, die Menschen aus Coppers, die
mich so schmählich behandelt hatten, umzubringen.
    Ich wollte ihre Brunnen vergiften. Doch dann überlegte ich es
mir anders. Der Tod allein war zu harmlos für sie, die sich
über mich lustig gemacht hatten. Meine Räche sollte gezielt
diejenigen treffen, die mich am meisten verspottet und verachtet
hatten: die schönen jungen Mädchen und Frauen des Ortes.
Und ich rächte mich! Plötzlich mußten sie mir
gehorchen, wie du mir mit einem Mal gehorchst, ob du willst oder
nicht. Das Gift in deinen Adern macht dich willenlos. Aber das ist
noch nicht alles. Sie hatten mich immer als Bestie, als Monster
bezeichnet.
    Ich wollte ihnen zeigen, was wirklich ein Monster ist. Ich
injizierte ihnen das Elixier der Verdammnis – und sie wurden zu
Monstern. Mit ihnen schickte ich das Grauen und den Tod nach Coppers
zurück, und niemand wußte, woher sie kamen und wer sie zu
dem gemacht hatte, was sie nun darstellten. Ich war besessen von dem
Gedanken, meine Macht auszubauen und sie nicht nur für eine
kurze Zeit zu benutzen – ich wollte unsterblich sein.
    Ich las geheimnisvolle Bücher und entwickelte neue Elixiere.
Ich rief die Geister und Dämonen an, meinem Vorhaben gesinnt zu
sein. Ich fand den Kontakt zu – Molochos, dem Herrn der
Dämonen…«
    Voller Hohn und Triumph war die Stimme in ihr, und Carminia
vernahm sie, als käme sie aus dem Himmel über und dem Boden
unter ihr.
    »… einst verschwanden Menschen aus Coppers… wieder
werden welche
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