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Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Titel: Macabros 032: Kreatur der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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den Angeklagten auf seinen Geisteszustand
untersuchte und zu dem Ergebnis kam, daß es besser sei, ihn in
einer Anstalt zu verwahren, um eine Wiederholung des grausigen
Geschehens zu vermeiden.
    »Wie kommen Sie zurecht mit ihm, Doktor?« wollte Korten
wissen. »Wie verhält er sich? Wie hat er sich hier
eingelebt?«
    »Anfangs hat er getobt und das Essen verweigert. Er hat
unsere Pfleger beschimpft und angespuckt und keiner mehr hatte
große Lust, in seine Nähe zu kommen. Plötzlich aber
hat sich das entscheidend geändert.«
    »Wohl unter der Wirkung der Medikamente?«
    »Nein, das möchte ich nicht mal sagen. Während er
tobte verordnete ich selbstverständlich starke
erregungsdämpfende Mittel. Aber seit über einem Monat ist
das nicht mehr nötig. Er ist ruhiger geworden und in sich
gekehrt.«
    »Er hat sich also gewissermaßen gefügt,
untergeordnet?« Die Art und Weise, wie Korten das sagte,
ließ Dr. Mattern aufhorchen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Anfangs wollte er hier raus und hat immer wieder seine
Unschuld beteuert. Ich habe die Akten inzwischen eingesehen. Bernhard
Leuscher, neununddreißig, nach übereinstimmender Aussage
der Sachverständigen nicht Herr seiner Sinne,
eigenbrötlerisch, von Weltverbesserungsgedanken gequält,
stand angeblich mit seinem vierzehnjährigen Sohn auf
Kriegsfuß. Seit dem Tod der Mutter sei es zu ständigen
Reibereien gekommen. Ich habe die Gerichtsakten eingehend studiert,
und so ist mir nicht entgangen, daß Bernhard Leuscher
eigentlich das Beste für seinen Jungen wollte, zum Beispiel,
daß er einer neuen religiösen Vereinigung beitreten sollte
die er, Leuscher, ins Leben gerufen hatte.
    Leuscher wollte den Menschen ein neues Verständnis für
ihre Umwelt vermitteln. Seiner Meinung nach seien Lieblosigkeit und
der Egoismus das größte Übel, das derzeit um sich
greife. Die Gleichgültigkeit den Menschen und der Welt und Gott
gegenüber wachse ständig. Dies würde von den
Erwachsenen vorgelebt und von der Jugend fleißig noch
verbessert, wie er sich ausdrückte. Leuscher war mit der
heutigen Jugend überhaupt nicht mehr zufrieden. Er bezeichnete
sie als dekadent.
    Die nächste Generation sei nicht mehr bereit, Anstrengungen
und Leistungen auf sich zu nehmen. Schon sehr früh würden
Alkohol und Nikotin genossen, obwohl die Wissenschaftler eindringlich
vor den Gefahren warnten.
    Leuscher verfiel nicht mal in den Fehler, ein Pauschalurteil
auszusprechen. Er war überzeugt davon, daß es noch sehr
viele junge Menschen gab, die sich ernsthaft bemühten, etwas
Gescheites aus sich zu machen, die sich nicht zu Banden
zusammenrotteten und ihre Zeit mit Sinnlosigkeit totschlugen, die
wirklich wollten, daß sie weiterkamen. Leuscher sah eine
Hoffnung in der Jugend. Das mag im ersten Augenblick wie ein
Widerspruch klingen, ist aber keiner. Man mußte den
Irregeführten nur den besseren Weg zeigen. Dabei war er kein
Frömmler, keiner, den man als engstirnig und verbohrt bezeichnen
kann, obwohl ein Sachverständiger dies in den Mittelpunkt
rückte, um den Mord an seinem Sohn plausibel zu machen.
    Leuscher wollte den jungen Menschen die Augen öffnen, um
ihnen zu zeigen, daß die Welt wirklich schön ist, und
daß Menschen durch ihre Unvernunft, durch ihre Geldgier und
ihren Hang, die Technik immer weiter zu entwickeln, die Erde zu einer
Fabrik werden ließen…«
    »Hm, ich sehe Sie haben die Akten in der Tat gründlich
studiert, Herr Korten.«
    »Ich könnte Ihnen seitenweise daraus zitieren, aber dazu
bin ich nicht hierhergekommen. Mir geht es darum, noch mal
aufzurollen, was in jenen Minuten, die Leuscher so eingehend
schilderte, wirklich geschah. Diese phantastische Geschichte von der
Spinne – läßt mir keine Ruhe.«
    Dr. Bernhard Mattern schluckte und sah in diesem Moment richtig
erschrocken aus. »Sie wollen doch damit nicht sagen, daß
Sie diesen Unsinn als bare Münze nehmen? Eine Spinne, so
groß wie ein Mensch, sei über seinen Sohn hergefallen. Und
er, der des Mordes Angeklagte, habe in Wirklichkeit noch versucht,
gegen die Spinne zu kämpfen. Er war voller Kratzwunden. Er
behauptete, daß die Spinne ihm diese Verletzungen beigebracht
hätte. Niemand konnte ihm die haarsträubende Geschichte
abnehmen. Die Polizei hat das ganze Gebiet durchgekämmt und
nichts gefunden, was Leuschers verrückte Angaben in irgendeiner
Form bestätigt hätte. Man hat die Bewohner in den Bungalows
am See gefragt. Niemand hatte dort etwas Verdächtiges bemerkt,
was auch nur annähernd mit
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