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Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Titel: Macabros 032: Kreatur der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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bedroht, und ein Gefühl von
Haß stieg in ihr auf, der den beiden Männern galt und der
sie in diesem Moment nicht mal erschreckte.
    Sie drückte die Tür ins Schloß und wartete, bis
der Wagen mit den Kriminalbeamten abgefahren war. Dann schickte sie
sich an erneut das Haus zu verlassen, als sie abermals daran
gehindert wurde.
    Das Telefon rasselte.
    Sie nahm ab und meldete sich.
    »Hallo, Carminia! Hier ist Romy! Nett, dich zu
ereichen!«
    Romy Sorano wohnte nur wenige Häuser vom Anwesen Björn
Hellmarks entfernt. Die Schauspielerin war sehr oft unterwegs.
Zuletzt befand sie sich auf einer Reise, die drei Monate währte
und durch die Schweiz, Österreich und Deutschland
führte.
    »Ich bin seit der letzten Nacht wieder im Land«, fuhr
Carminias Gesprächspartnerin fort, ehe die Südamerikanerin
etwas sagen konnte. »Jetzt kommt erst mal ’ne Reihe fauler
Tage, ehe ich in einem neuen Stück auftrete. Ich bin im
Winterhalbjahr nach Basel verpflichtet. Aber lassen wir’s
Theater mal links liegen, ich habe ein Vierteljahr an nichts anderes
mehr gedacht, von nichts anderem mehr gesprochen. – Hast du
Zeit? Ich bin allein hier und möchte mich gern mit dir ein
bißchen unterhalten. Bring’ Björn mit!«
    »Der ist noch nicht zurück.«
    »Immer noch auf Geschäftereise?«
    »Ja.«
    Es war schrecklich – dieses Lügen! Am liebsten
hätte sie die Wahrheit in die Welt hinausposaunt. Aber
hätte ihr jemand diese Wahrheit abgenommen – hätte
diese Wahrheit überhaupt jemand interessiert?
    »Na, um, so besser, Carminia! Da vertreiben wir uns die Zeit
gegenseitig. Ich bereite uns einen tollen Drink, wir plauschen ein
wenig. Ich habe ’ne Menge zu erzählen. Wir machen’s
uns richtig gemütlich. Zwischendurch drehen wir ein paar Runden
im Schwimmbecken, damit wir die Kalorien, die wir vernaschen, wieder
runterkriegen. Komm doch gleich rüber!«
    »Das geht nicht.«
    »Warum?«
    »Ich muß noch etwas erledigen.« Der Zwang, das
Haus zu verlassen, wurde unüberwindbar in ihr. Jetzt hatte sie
noch den Mut, noch die Kraft – wie es nachher sein würde,
wußte sie nicht.
    »Ist das so wichtig?«
    »Ja.«
    »Aber dann kommst du bestimmt?«
    »Ich werd’s versuchen.«
    »Dann sind wir beide nicht so allein, Carminia.
Außerdem muß ich dir ehrlich gestehen: ich hab’
jetzt ein bißchen Angst.«
    »Angst? Wovor?«
    »Zwei Herren von der Kripo waren vor ein paar Minuten da. Ich
soll ein bißchen vorsichtig sein. Irgend jemand treibt sich
hier herum, etwas Schlimmes muß passiert sein. Aber so richtig
raus mit der Sprache wollten sie nicht. Komm rüber,
Carminia!«
    »Gut, Romy. Sobald ich zurück bin.«
    »Fein, ich freue mich.«
     
    *
     
    Sie verließ das Haus. Unmittelbar hinter dem Anwesen gab es
einen schmalen Privatweg. Den benutzte sie, um zum See
hinunterzukommen.
    Helle Segel schimmerten auf dunklem Untergrund. Lautlos glitten
noch Schiffe über den See. Noch eine Stunde, dann würde es
völlig dunkel sein.
    Merkwürdig. Carminia freute sich darauf.
    Ich habe den Verstand Verloren! Ich dürfte mich gar nicht
mehr so in der Freiheit bewegen. Man könnte mich beobachten,
fieberten die Gedanken der dunkelhaarigen, schönen Frau.
    Ich kann Traum und Wirklichkeit nicht mehr voneinander trennen.
Das ist doch unnormal! Ich hatte mir vorgenommen einen bestimmten Ort
aufzusuchen. Ich hab’s hinausgezögert bis jetzt – weil
ich nicht mehr daran gedacht habe… diese eigenartige
Vergeßlichkeit… das hatte ich doch früher nie.
    Die Brasilianerin mied den großen Hauptweg und kam von der
anderen Seite auf die versteckt liegende Bucht zu. Dicht an dicht
standen die Büsche. Hier unten fiel das Ufer so flach ab,
daß ein Teil der Büsche schon im Wasser stand. Fauliger
Geruch. Leises Plätschern. Vögel bewegten sich im
Astwerk.
    Der Boden unter ihren Füßen schmatzte.
    Carminia blickte sich um. Kein Mensch war weit und breit. Niemand
da, der sie jetzt hätte beobachten können.
    Erregung packte sie, ihre Unruhe wuchs. Die junge Frau war nicht
imstande, ihren Blick konsequent auf eine Stelle zu richten.
    Sie bückte sich, räumte mit hastigen Bewegungen Laub und
Äste beiseite, stieß auf lockere, frisch aufgeworfene Erde
und entdeckte die klebrigen Spinnenfäden, die wie im
Altweibersommer im Geäst hingen.
    Carminia kannte diese Stelle. Das war der Platz, den sie sich im
Traum genau gemerkt hatte als sie fürchtete, daß das, was
sie hörte und sah, überhaupt kein Traum war.
    Die geknickten Zweige waren die ersten
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