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Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Titel: Macabros 032: Kreatur der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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verschwinden, und niemand wird sie mehr finden… du
wirst zu einem Wesen der Nacht… tagsüber wirst du ein
normaler Mensch sein, um Mitternacht aber wirst du zu einer
menschenfressenden Bestie. Du wirst die Menschen hassen… wie ich
sie hasse… und du wirst es ihnen zeigen… ich freue mich,
dich zu beobachten. Wenn die Vollmondnächte anbrechen, wirst du
mein Geschöpf sein, meine schöne Puppe, die nach meinem
Willen tanzt…«
    Ein heiseres, gefährliches Lachen erfüllte sie.
    Das Elixier der Verdammnis floß durch ihren Körper.
Carminia fühlte sich berauscht wie unter Drogeneinwirkung.
    Verzweifelt wehrte die schöne Frau sich gegen die Flut des
Grauens, das von ihr Besitz ergreifen wollte.
    Sie war eine Gefahr! Jetzt hatte sie die Gewißheit. Als
Werbestie streifte sie durch die Nacht, wenn das Licht des Vollmondes
geisterhaft bleich über die Dächer der Großstadt
wanderte. Sie war ein Monster, eine Kreatur des Grauens – und
sie konnte nichts daran ändern!
    Carminia Brado warf sich herum, von Angst und Verzweiflung
erfüllt. Die Brasilianerin jagte durch das Gestrüpp, den
schmalen Pfad entlang, und ließ alles so zurück, wie sie
es gefunden hatte.
    Zur Angst und Verzweiflung kamen Ratlosigkeit und
schließlich teuflischer Triumph hinzu. Aber das letzte –
das waren schon nicht mehr ihre eigenen Gefühle. Es war der
Haß, den der unverstandene und gehänselte Benjamin Huxley
in ihr Herz gepflanzt hatte.
    Die Brasilianerin sah noch aus wie ein Mensch, aber sie
fühlte schon mit dem Wesen der grausamen Spinne, die dem Gesetz
Molochos’, des Höchsten der Dämonen, unterstand.
    Sie erreichte das Haus, stürzte mit fliegendem Atem über
die Terrasse und von dort, aus ins Wohnzimmer, warf sich auf die
Couch und verbarg den heißen, fiebernden Kopf in beiden
Händen. Sie wehrte sich gegen die Macht, die von ihr Besitz
ergriff, die ein Teil ihres Ichs geworden war – und nun ihr
tatsachliches Ich überschwemmte.
    Es war ein vergeblicher Kampf!
    Es war der Versuch einer Maus, gegen einen Elefanten zu Felde zu
ziehen.
    Langsam richtete sich die dunkelhäutige Frau auf.
    Bleich erschien der Mond über dem See und spiegelte sich im
dunklen Wasser.
    Carminia strich die Haare aus der Stirn. Ihr Gesicht war jetzt
ganz ruhig, ausgeglichen und entspannt.
    Alles war vergessen, alles vorüber. Sie war im Bann des
unheimlichen Elixiers, das ihr den fremden Willen aufzwang.
    Sie dachte, Romy Sorano erwartet mich – und ging hin.
    Die beiden Frauen fielen sich in die Arme, lachten, scherzten und
freuten, sich, nach langer Zeit wieder beisammen zu sein.
    Für Romy Sorano war Carminia wie immer gut aufgelegt, wenn
auch ein wenig besorgt.
    Sie ahnte nicht, daß die Kreatur der Verdammnis in ihrem
Haus weilte, daß die Verwandlung zur Werbestie unmittelbar
bevorstand.
    Noch drei Stunden bis Mitternacht…
     
    *
     
    Ein anderer Ort. Eine andere Zeit…
    Xantilon, die zum Untergang geweihte Insel… 10.000 Jahre vor
Christi Geburt…
    Eine felsige Bucht. Von den bizarren Felssäulen entfernte
sich ein Schiff. Nur wenige Menschen befanden sich an Bord. Es war
das letzte Schiff, von dem bekanntgeworden war, daß es die
Insel verließ.
    Eine junge Frau mit langem, blondem Haar stand am Heck. Der Wind
ließ ihren Kopfschmuck wie eine Fahne flattern.
    Die Blonde winkte. Es war jene Frau, mit der Rani Mahay viele Tage
durch das unwirkliche Land Milachoot gezogen war, in das Geister und
Dämonen sich eingenistet hatten. Das Ziel der jungen Frau aus
Xantilon war dieses letzte Schiff gewesen, von dem sie hoffte,
daß es sie in ein anderes, junges Land brachte, das nicht dem
Untergang ausgesetzt war. Zahllose Flüchtlinge hatten in der
jüngsten Vergangenheit den Versuch unternommen, die Insel zu
verlassen. Viele waren an Krankheit, Verletzungen,
Überanstrengung und Entbehrungen gestorben. Andere waren in
Dämonenfallen gelockt worden. Dritte wiederum wurden zu Helfern
der Dämonen und führten die Trecks in von Dämonen
besetztes Land. Nur wenige hatten wirklich die geheimen und noch
Sicheren Orte erreicht. Und selbst, wenn ein Schiff mit seiner
Menschenfracht ablegte, war nicht sicher, ob es auch wirklich, sein
Ziel erreichte. Die Dämonen beherrschten die Elemente. Sie waren
überall. In der Luft. Im Wasser. In der Erde. Im Feuer.
    »Lebe wohl, und viel Glück«, murmelte der Mann, der
auf dem Felsvorsprung stand und dem entschwindenden Schiff
nachblickte.
    Dieser Mann war – Macabros. Björn
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