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Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Titel: Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon
Autoren: Dan Shocker
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der Stadt spannte.
    Die schummerigen Berge im Hintergrund glühten in violettem
Schein und schienen sich gleichzeitig aufzublähen.
    Ein dumpfes Grollen, das zu einem ohrenbetäubenden Krachen
anschwoll, lief durch den Himmel, durch die Erde – und das Meer,
auf dem Millionen von Barken schwammen, daß es aussah, als ob
das Wasser bis zum Horizont mit diesen schaukelnden Gefährten
besät sei.
    Flammenzungen leckten über den Himmel, ein unheimliches
Rauschen erfüllte die Luft und mischte sich mit den Schreien der
Menschen, die aus den Häusern stürzten, hinaus auf die
Straße rannten und aus der bebenden Stadt zu entkommen
versuchten. Ganze Gebäude legten sich quer. Die Erde riß
auf, Feuerzungen leckten zischend und qualmend aus der Tiefe, als ob
die Hölle selbst ihre Pforten öffne.
    Das Wasser schäumte, titanenhafte Wellenberge entstanden,
brachen über den schwarzen Barken zusammen, und zerschmetterten
sie.
    Menschen und Planken, lange Stangen und goldene Helme wurden durch
die Luft gewirbelt.
    Die unübersehbare Zahl der zurückgekehrten Helden
bildete eine schwarze Mauer aus Leibern, die sich in der gewaltigen
Bucht verteilt hatte, den Weg in die Richtung der violett
glühenden und blitzenden Berge eingeschlagen hatte.
    Dort hinten, so hatte es immer geheißen, würde das Heer
der Dämonen sich formieren, um die Stadt zu Fall zu bringen.
    Irrglaube!
    Die Dämonen tauchten gar nicht auf.
    Die Schwarzen Priester, die sich im Zug einer langwierigen
Entwicklung aus der Kaste der Weißen Priester lösten,
hatten die falsche Nachricht in die Welt gesetzt.
    Es war den Weisen nicht gelungen, dieses
Täuschungsmanöver zu durchschauen – und die
frühzeitig aus dem Totenreich Zurückgekehrten wurden auf
direktem Weg in die Falle geschleust, aus der es kein Entkommen mehr
gab.
    Die Elemente spielten verrückt!
    Himmel und Erde und die Wasser bebten, und die Schreie der
Sterbenden und Verletzten mischten sich unter das Zischen und Brausen
und Tosen.
    Schicksale erfüllten sich…
     
    *
     
    Eines davon war das Schicksal Arsons, des Mannes mit der
Silberhaut.
    Er befand sich mitten im Chaos, mitten in der Stadt, in der
Erdstöße auf Erdstöße erfolgten, wo ganze
Mauern aus Häusern herausgerissen wurden und krachend
zusammenstürzten.
    Nachdem er durch die Ereignisse in der Nähe des Hauses des
falschen Propheten von den Freunden getrennt worden war und er sie
trotz aufmerksamen Suchens nicht gefunden hatte, machte er sich auf
den Weg in das Totenreich, wo er den Auszug der Barken miterlebte und
sich kurzerhand anschloß. Er erreichte Xantilon und setzte auch
hier seine Suche fort.
    Und nun riß ihn der Strom der Ereignisse mit.
    Der prophetische Traum den er gehabt hatte erfüllte sich in
allen Einzelheiten.
    Das Bild der untergehenden Stadt, die flammenden, himmelspaltenden
Blitze, die fliehenden Menschen, die voller Panik aufs freie Land
stürzten oder ins Meer liefen, dort wurden sie von den
brüllenden Wogen wie lästige Insekten weggespült oder
gegen die Felsenbucht, gegen die umkippenden Barken, gegen Masten und
Mauern geschleudert und kamen elend um.
    In all dem Wirbel, dem Durcheinander, der Hektik sah Arson seine
Familie.
    Auch Amina und Taaro befanden sich im Strom der
Flüchtlinge.
    Die Frau konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sie hatte
den Knaben an ihre Brust gepreßt, taumelte vorwärts und
fiel immer mehr ab. Nur fünfzig Meter von ihr entfernt brach wie
bei einer Explosion ein schlanker graziler Turm zusammen und wirbelte
eine gewaltige Staubwolke auf die sich mit den tiefhängenden
brodelnden Wolken vermischte.
    Arson jagte in langen Sätzen nach vorn. Sein Herz schlug wie
rasend, und der Schweiß perlte von seiner Stirn.
    »Amiiinnnaaa!« brüllte er, den hoffnungslosen
Versuch unternehmend, dieses Inferno mit seiner Stimme zu
durchbrechen.
    Feuer prasselten, die Erde krachte laut. Steine und Menschen
regnete es vom Himmel.
    Arson fühlte die Wellenbewegung unter seinen Füßen
und machte geistesgegenwärtig einen Sprung nach vorn. Keine
Sekunde zu früh! Zischend und dampfend brach ein Geysir aus der
Erde und stieg steil in den zitternden Himmel, in dem der Donner
grollte, der nicht enden wollte.
    Arson spurtete los. Er lief über die holprige Gasse und war
ganz am Ende des Flüchtlingsstroms.
    Hinter ihm kam nichts mehr. Die Häuser und Gassen waren leer.
Tot, mit zerschmetterten Gliedern oder von der aufbrechenden Erde wie
vom Maul eines Ungeheuers verschlungen, lagen die Menschen
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