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Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Titel: Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon
Autoren: Dan Shocker
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ganze Bände füllen können. Ich
weiß um den Verrat von Kima, allerdings nicht, was aus ihm
geworden ist. Und da war noch etwas anderes: eine junge, schöne
Frau und ein Knabe. Auf der Suche nach der Stadt, in der sie
Erlösung erhofft, bevor der Untergang fortschreitet. Ein Krieger
nahm sich ihrer an, Throx. Er selbst war auf dem Weg ins Totenreich,
um seine geliebte Viona zu befreien. Ob es ihm gelungen ist? Ich
weiß es nicht welche Abenteuer und Gefahren diese Menschen in
der Zwischenzeit bestanden haben und noch bestehen werden. Ich
entferne mich immer mehr von ihnen. Es ist, als ob alles nur eine
Episode war. Mein Geist kehrt nicht mehr in diese Ferne zurück,
sondern taucht jetzt in einen anderen Zeitbereich, in dem ich zu
Hause bin. Ich glaube, ich hielt es mal für wichtig, das
Schicksal jener Menschen zu klären, und war auf irgendeine
geheimnisvolle Weise mit ihnen verbunden. Bisher war nur mein Geist
in der Lage, in die Vergangenheit einzutauchen. Doch was der Geist
vermag, vermag auch der Körper, wenn der Geist stark genug ist.
Ich kann jetzt auch meinen Körper in die Vergangenheit
versetzen, Cindy. Ich war hier, in deiner Eigenzeit, runde drei
Stunden vergingen – für diese drei Stunden ein Jahr
zurück in der Vergangenheit und hielt mich mit Eliza in deren
Zimmer auf. Wir haben miteinander geplaudert, gelacht, gescherzt und
etwas getrunken.«
    Cindy Pearsons Lippen zuckten. Sie wurde weiß wie ein
Leintuch.
    »Ich kann dir nicht glauben«, preßte sie tonlos
und aufs äußerste erregt hervor. »Das alles hört
sich so irrsinnig an. Das gibt es doch nicht!«
    Er erhob sich kurzerhand. »Komm«, sagte er, sie am
Handgelenk packend. »Ich will dir was zeigen. Es ist
möglich daß ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt
habe. Unser Hirn steckt voller Erinnerungen, Cindy. Von einer Sekunde
zur anderen können wir die Bilder längst vergangener Tage
vor unserem geistigen Auge vorüberziehen lassen. Wir sehen
Menschen vor uns, die schon viele Jahre tot sind. Aber in unserer
Erinnerung leben sie weiter. Die Tatsache, daß das Hirn
Erinnerungen speichern kann, ist praktisch eine Form der Zeitreise,
der geistigen Zeitreise. Wenn man nun noch seine Zellen zwingen kann,
diese Erinnerungen mitzumachen…«
    »Hör auf, Fred! Ich dreh durch.«
    Er nickte. Sie erreichten Eliza Pearsons Zimmer. Mit stummer Geste
wies Reedstone auf die Liege und forderte Cindy zum Platznehmen
auf.
    Die Deckenleuchte brannte und tauchte das Zimmer in helles
Licht.
    Fred Reedstone nahm in einem der beiden altmodischen Clubsessel
neben der Tür Platz und sagte: »Ich werde es dir
demonstrieren. Ich weiß, daß ich es erneut schaffe, ohne
mich besonders anstrengen zu müssen dabei. Du wirst mich in
wenigen Augenblicken nicht mehr sehen können – und dennoch
bin ich in diesem Zimmer.« Er deutete auf die Tür. »Du
hast selbst gesehen, daß ich sie verschlossen und daß ich
sogar noch den Riegel vorgelegt habe. Um hinauszukommen,
müßte ich die Tür öffnen. Aber selbst das
würdest du dann nicht mal wahrnehmen, weil dieses Öffnen
vor einem Jahr geschieht – und nicht jetzt. Ich gehe ein Jahr
zurück, Cindy. Es ist der gleiche Raum, die gleiche Jahreszeit.
Draußen schneit es nur stärker. Ich bin mit Eliza allein
im Zimmer. Ich verlasse die Zeit, Cindy, aber nicht den Raum.
Laß dir das genau durch den Kopf gehen! Ich kehre zurück
zu dem Zeitpunkt, der genau zwölf Monate zurückliegt, als
Eliza noch lebte…«
    Sie riß die Augen auf.
    Träumte sie?
    Freds Gestalt wurde zu einem Schemen und löste sich lautlos
wie eine Geistererscheinung auf.
    Sie hielt den Atem an und biß sich auf die Unterlippe, um
nicht laut schreien zu müssen. Cindy spürte den Schmerz.
Sie wußte, daß dies Wirklichkeit war.
    Der Sessel vor ihr war leer.
    Fünf Minuten vergingen.
    Dann zeigten sich wieder verschwommen die Umrisse eines
Körpers, der im Sessel entstand. Sekundenlang konnte die
Beobachterin durch den nebelhaften Leib blicken und erkannte die
großgemusterte Rückenlehne dahinter.
    Einen Atemzug später saß Fred Reedstone wieder vor ihr,
aus Fleisch und Blut, lächelnd und glücklich.
    Er erhob sich.
    »Du warst…« stotterte sie und brachte es nicht
fertig, den Satz zu Ende zu sprechen.
    »Ja, ich war bei Eliza.«
    Auch Cindy Pearson erhob sich und ging Reedstone entgegen.
    »Ich soll dich herzlich grüßen von ihr«, fuhr
er fort.
    Cindys Augen weiteten sich, und sie begriff, daß er die
Wahrheit sagte. Es war etwas an Fred, was
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