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Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Titel: Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom
Autoren: Dan Shocker
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war, den sie
plötzlich fürchten mußte, kostete sie wertvolle
Sekunden.
    Warm rann das Blut zwischen ihren Fingern, ihren Arm herab und
tropfte auf die Erde.
    In panischer Furcht setzte Brenda sich zur Wehr.
    Sie schlug um sich und trat. Es war ihr Glück, daß es
sich nur um ein Taschenmesser handelte. Wäre die Schneide
länger gewesen, hätte Brenda Watkins schwerste Wunden
davongetragen.
    So konnte sie sich befreien, rannte einfach los und schlug sich in
die Büsche.
    Der Verfolger war hinter ihr her. Sie hörte die dumpf
dröhnenden Schritte, die den Boden erzittern ließen.
    Ihr Vater – ein Mörder!
    Das Blut hämmerte in ihren Schläfen, und Brenda Watkins
hatte das Gefühl, anstelle des Kopfes eine zentnerschwere Kugel
zwischen den Schultern transportieren zu müssen.
    Sie pochte und drückte, war hart und gefühllos.
    Brenda Watkins wimmerte wie ein Tier, das zu Tode verwundet war
und nun in seiner letzten Verzweiflung ein Versteck suchte, um zu
verenden.
    Die Szene mit der fremden Frau und dem Schmetterling drängte
sich ihr auf.
    Brenda kam sich vor wie dieser Schmetterling. Ihr Vater jagte
hinter ihr her, statt eines Köchers in der Hand ein Messer, mit
dem er sie in den Tod schicken wollte. Und über ihrem Vater
wieder… sie dachte plötzlich an den Schmetterlingsriesen,
der seinen gigantischen Saugrüssel in den Rücken der
Jägerin bohrte, die damit selbst zur Gejagten geworden war.
    Aber das war eine Vision gewesen, eine Halluzination, wie sie
üblich waren in dieser merkwürdigen, rätselhaften
Dschungelregion.
    Brenda taumelte und setzte mechanisch einen Fuß vor den
anderen.
    War auch der Angriff ihres Vaters – nur eine Fata
Morgana?
    Sie riß ihre Hand empor, deren Innenfläche von der
Messerspitze glatt durchbohrt worden war. Die ganze Hand war mit Blut
besudelt. Brenda fühlte den Schmerz, und der süßliche
Geruch ihres eigenen Blutes stieg in ihre Nase.
    Zweige schlugen ihr ins Gesicht. Sie lief den Hügel nach
unten und wußte nicht, in welcher Richtung sie sich bewegte,
und ob sie sich wieder dem schrecklichen kleinen Wald näherte,
in dem der Chinese auf so grauenhafte und unheimliche Weise den Tod
gefunden hatte.
    Die Blätter, die sie berührte, fühlten sich klebrig
an. Auf der Rückseite hockten zahlreiche winzige Würmer und
flache Käfer, die aufgeregt und hektisch über ihre
Hände und Arme liefen und in dem Blut ihrer Stichwunden
ertranken.
    Brenda Watkins schrie wie von Sinnen. Sie schlug um sich,
stürzte zu Boden und schlug mit dem Gesicht auf.
    Auch hier krabbelten zahllose winzige Würmer und Maden, die
das lockere Erdreich bedeckten.
    Brenda rappelte sich auf, wimmerte, und ihr Körper wurde von
einem trockenen Schluchzen geschüttelt.
    Sie konnte kaum noch laufen, torkelte mehr und stürzte durch
die Büsche, als sie den Pfad verlor, den sie beim Heraufkommen
benutzt hatten.
    Ihr Körper war übersät mit schwarzen und
weißen Punkten, die sich bewegten, die über ihre Haare
krochen und ein klebriges Sekret hinterließen. Brenda Watkins
wurde regelrecht durch das Gestrüpp gepeitscht, in dem sie
Unterschlupf suchte.
    Blätter raschelten und Zweige knackten.
    Ihr Vater war noch immer hinter ihr her.
    Sie warf sich kraftlos nach vorn.
    Da streckten sich ihr zwei Hände entgegen.
    Brenda Watkins schrie gellend auf und wollte sich noch
herumwerfen, aber dazu reichte ihre Kraft nicht mehr.
    Ihr überstrapazierter Körper kapitulierte.
    Sie fiel nach vorn und wurde von den Händen des Fremden
aufgefangen…
     
    *
     
    Als sie die Augen aufschlug, umfing Brenda anheimelndes Licht.
    Sie lag in einem Raum. In einem Krankenzimmer?
    Drei Minuten dauerte es, ehe ihr die Zusammenhänge klar
wurden.
    Man hat uns gefunden – man hat uns endlich gefunden, jubelte
es in ihr.
    Sie blickte sich in der Runde um.
    Die glatten Wände waren in einem zarten Braunton gehalten.
Das Licht kam von irgendwoher aus der Decke, aber Brenda konnte beim
besten Willen keine Lampe entdecken, auch keine Bilder an den
Wänden.
    Nachdenklich richtete sie sich auf. Da erinnerte sie sich an die
schmerzhaft tiefe Stichwunde in ihrem Handteller.
    Doch da war kein Schmerz mehr…
    Sie betrachtete ihre Hand – und zuckte zusammen.
    Keine Wunde und keine Narbe. Sie war völlig geheilt!
     
    *
     
    Brenda Watkins richtete sich vollends auf. Es war kein richtiges
Bett. Sie saß auf einer breiten Liege, die weiß bezogen
war. Der Stoff fühlte sich weich und seidig an.
    Das Zimmer war nicht rechteckig, sondern
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