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Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Titel: Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom
Autoren: Dan Shocker
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Bach, der in die Ebene sprudelte. Von dort unten waren
sie gekommen. Eine einzige Pflanzenhölle, aber keine Tiere.
Hatten die fleischfressenden Riesenpflanzen schon alles andere Leben
verschlungen?
    Es war ihm unvorstellbar, wirklich auf Kuan zu sein, einem
winzigen vor der Hauptinsel gelegenen Eiland, das einen
wildwuchernden Dschungel beherbergte.
    Aber hier ging mehr vor, als menschlicher Verstand zu denken in
der Lage war.
    Ob diese Pflanzenhölle radioaktiv verseucht war? Wurden hier
Versuche vorgenommen, von denen niemand außerhalb etwas
ahnte?
    Waren sie vielleicht mit einbezogen worden in ein phantastisches
Experiment?
    Fragen über Fragen – und keine Antworten! Am besten war
es, keine Fragen mehr zu stellen.
    »Wir sind allein, Brenda.«
    »Wie lange noch, Vater?«
    Er legte seinen Arm um ihre Schultern. »Wenn ich das
wüßte, wäre mir wohler. Aber ich glaube, wir brauchen
keine Angst mehr zu haben.«
    Sie blickte ihn rasch von der Seite an. Seine Haut war glatt und
wirkte wie frisch rasiert, dabei kam es ihr eine Ewigkeit vor,
seitdem ihr Vater das letzte Mal ein Rasiermesser zur Hand genommen
hatte.
    Wieso wuchs sein Bart nicht? Dieser Gedanke kam ihr ganz
plötzlich, und sie hatte das Gefühl, als griffe eine eisige
Hand nach ihrem Nacken.
    Das war doch nicht normal!
    »Keine Angst?« murmelte sie. »Die Angst wird immer
größer! Was geht hier vor? Ich kriege das Gefühl
nicht los, als wären wir Versuchskaninchen.«
    Das waren seine Gedanken! Auch er dachte so, ohne ein einziges Mal
darüber gesprochen zu haben.
    »Diese Insel steht unter besonderen Bedingungen. Könnte
es sein, daß wir einen Sperrbezirk passiert haben, ohne es zu
bemerken?«
    Er seufzte. »Möglich. Ich habe keine Erklärung
dafür.«
    »Aber können – Menschen denn so grausam sein?«
fragte sie. »Können sie mit ansehen, was mit uns geschieht,
was mit Ping Ma geschehen ist?«
    »Offenbar ja.«
    Sie richtete sich auf. Der Himmel schimmerte grau in grau. Es
waren keine Sterne und kein Mond da – und doch war es nicht
stockfinster. Auch tagsüber, wenn es heller war, vermißten
sie die Sonne.
    »Sind wir tot, Vater?«
    »Dann würden wir nicht miteinander reden.«
    »Vielleicht ist der Tod so. Die Zeit scheint stillzustehen,
obwohl wir glauben, Tag und Nacht im Wechsel zu registrieren. Wir
verändern scheinbar unseren Standort und sind, wenn man unserer
Müdigkeit, unseren schmerzenden Gliedern und unserer
Erschöpfung Glauben schenken will, Stunden um Stunden unterwegs
und haben manchen Kilometer durch diese grüne Hölle hinter
uns gebracht. Und doch habe ich das Gefühl, als träten wir
auf der Stelle, als seien wir keinen Schritt
weitergekommen.«
    Er wischte sich über das Gesicht und blickte zu Boden.
»Ja, auch mir ergeht es so«, gestand er. »Es ist die
Hölle – und gleichzeitig ein Paradies, in das wir geraten
sind.«
    Ständig waren sie bedroht – und doch konnten sie hier
leben. Es gab Wurzeln und Früchte, die genießbar waren.
Donovan Watkins kannte sich besonders gut aus. Für den Fall,
daß sie von der Außenwelt abgeschlossen wurden, hatte er
das Überleben geprobt.
    Nun zeigte sich, wie wertvoll seine Weitsicht war.
    »Wenn ich bedenke, daß…« Brenda Watkins
unterbrach sich selbst. »Da ist es wieder!« entrann es
ihren Lippen.
    »Was ist da?«
    »Das Geräusch, Vater!«
    Er lauschte und hielt den Atem an. »Was für ein
Geräusch? Ich höre nichts.«
    »Ein leises Knacken, so – als wäre jemand in der
Nähe auf einen trockenen Zweig getreten.«
    Watkins erhob sich. Unwillkürlich griff er zum Taschenmesser
in seiner Hose und ließ es aufspringen. Es handelte sich um ein
Vielzweckmesser. Es war das einzige, was ihnen von der
Ausrüstung übriggeblieben war, als die Sache mit dem
Lichtblitz passierte.
    »Von links ist es gekommen, Vater.« Brenda ging einen
Schritt voran; aufmerksam lauschend beugte sie ihren Kopf nach
vorn.
    Plötzlich geschah es! Aber die Gefahr kam nicht vorn vorn,
sondern von hinten, von wo man sie am wenigsten erwartete.
    Ein glühender, bohrender Schmerz fraß sich in ihre
Schultern. Brenda wirbelte mit einem Aufschrei herum.
    »Vater!«
    Abwehrend streckte sie die Hände nach vorn. Donovan Watkins
schien nicht mehr zu wissen, was er tat.
    Er stach in ihre rechte Hand, zog das Messer wieder heraus und
fiel sie an. Zwei-, dreimal traf er sie in den Oberarm, in die
Brust…
    Donovan Watkins war zu einem reißenden Wolf geworden!
     
    *
     
    Ihr Entsetzen darüber, daß ihr Vater es
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