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Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Titel: Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom
Autoren: Dan Shocker
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Eines
Tages werden wir alle abberufen und vielleicht ist das nicht mal ein
Jammer. Jedenfalls freue ich mich, daß du den Weg zu mir
gefunden hast. Sei mir willkommen!«
    »Das ist Mister Hellmark«, stellte Kennan seinen
Begleiter vor.
    »Hellmark? Das klingt so deutsch?«
    »Er ist auch Deutscher.«
    »Seien auch Sie in meinem Haus willkommen, Herr
Hellmark«, sagte Lannerström in gebrochenem Deutsch und
reichte Björn die Rechte, die dieser ergriff. »Ich hoffe,
Sie fühlen sich wohl hier.«
     
    *
     
    Sie hatten den Wunsch nach einem Bad und frischen Kleidern.
    Eine halbe Stunde später saßen sie im gemütlich
eingerichteten Hinterzimmer beisammen und unterhielten sich.
    Aus alten Zeiten wurde erzählt, als Benjamin Kennan, Alans
Vater, zum ersten Mal hier auftauchte. Das war genau während des
Krieges gewesen.
    »Die Japaner hielten ihn für einen Spion«,
berichtete Lannerström, »und sie glaubten, er würde
gemeinsame Sache mit den Amerikanern machen. Ein halbes Jahr hielt er
sich hier auf, und man ließ ihn nicht aus den Augen.«
    »Vater hat mir oft davon erzählt. Damals war ich noch
nicht geboren.«
    »Nein, dich hat er zum ersten Mal in den sechziger Jahren
mitgebracht. Da warst du zwölf oder dreizehn Jahre alt, und ich
habe erfahren, daß er auch einen Sohn hat.«
    Aus den persönlichen Erinnerungen kam man dann schnell zu den
Dingen, die sie gegenwärtig interessierten.
    »Ihr wollt also in der Gegend herumstreifen und nach etwas
suchen, was Benjamin damals aufgegeben hat?«
    »Ja. Ich glaube, er hat nicht gründlich gesucht«,
bemerkte Kennan.
    »Möglich. Benjamin hielt sich nie lange mit einer Sache
auf. Er war quecksilbrig. Ständig auf Achse, ständig etwas
Neues. Sechs Monate hier – das war schon zuviel. Da trieb es ihn
schon wieder woanders hin.«
    »Hat Mister Kennan jemals mit Ihnen über den
rätselhaften Rubin gesprochen, den er suchte?« stellte
Björn die Frage, als sich ihm Gelegenheit dazu bot.
    »Ja, das hat er natürlich getan.«
    »Hat er dabei eine bestimmte Stelle in Betracht gezogen, wo
er den Stein finden könne?« Nichteingeweihten
gegenüber vermied Björn stets das Wort »Auge« und
sprach von einem Stein.
    »Das nicht. Er war überzeugt davon, daß in einem
Umkreis von höchstens zehn Meilen der Stein liegen
müsse«, entgegnete der Schwede.
    »Irgendwie ist das Ganze seltsam«, murmelte
Hellmark.
    Thor Lannerström nickte. Er erkannte, was Björn mit
dieser Bemerkung sagen wollte. »Ja, das finde ich auch. Warum
ausgerechnet hier in Gatuk. Wie soll der Stein nach Gatuk kommen
– wo die Eltern Benjamins doch nie eine weite Reise unternommen
haben?«
    »Genau das ist es, Mister Lannerström. Es gibt nur eine
Möglichkeit: Benjamin Kennan selbst muß ihn bei sich
gehabt und hier verloren haben.«
    Alan Kennan blickte erstaunt auf. »Aber das hätte er mir
doch gesagt.«
    »Vielleicht hatte er einen Grund, nicht darüber zu
sprechen«, entgegnete Björn ernst, über die seltsamen
Widersprüche nachdenkend, die es im Zusammenhang mit dem dritten
Auge des Schwarzen Manja gab.
    Thor Lannerström warf Hellmark einen kurzen Blick zu. Was
dieser Mann da sagte, beschäftigte ihn.
     
    *
     
    Sie dehnten den Abend nicht zu lange aus und waren beide froh,
rechtzeitig ins Bett zu kommen. Nach der Reise wartete morgen schon
ein weiterer anstrengender Tag auf sie.
    Mit einem Jeep, den Lannerström für sie besorgt hatte,
wollten sie die Gegend abklappern und die Einheimischen –
besonders die älteren Leute befragen, ob sie irgendwann mal
etwas von einem dunkelroten Stein gehört hatten, dem man
magische Kräfte zuschrieb.
    Obwohl er müde war, lag Björn Hellmark noch lange wach
und starrte mit offenen Augen zur Decke. Je länger er über
die Dinge nachdachte, desto unlogischer kamen sie ihm vor.
    Was ging hier vor? fragte er sich im stillen.
    Sollte er verwirrt werden – und mit ihm all jene, die etwas
über den Stein wußten?
    Dies lag in der Hand der Geister und Dämonen, die sein Leben
so aufmerksam beobachteten und nur darauf warteten, ihm
endgültig den Garaus zu machen. Molochos und seine Schergen
lagen ständig auf der Lauer.
    Die Verwicklungen, die sie schufen, waren so undurchsichtig,
daß selbst ein Mann wie Hellmark nicht erkannte, wie oft etwas
zusammenhing.
    Benjamin Kennan hatte sein Leben geopfert, um das seines Sohnes zu
retten. Er hatte dem Schicksal einen Streich gespielt. Benjamin
Kennan war ein sogenannter »Wahrträumer« gewesen, ein
Mann, der im Traum
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