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Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Titel: Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom
Autoren: Dan Shocker
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oval.
    In die erste Freude mischte sich Mißtrauen. Wo befand sie
sich?
    Was war aus ihrem Vater geworden? Wo…?
    Aufhören, grellte es durch ihren Kopf. Nicht schon wieder mit
dem Fragen anfangen… Es führt zu nichts…
    Sie erhob sich. Der Boden bestand aus grauem Kunststoff. Alles
machte einen sauberen, beinahe sterilen Eindruck. Das irritierte
sie.
    Brenda stieß sich von der Liege ab, die auf vier hohen,
spindeldürren Beinen stand und ging zur Tür, die oval wie
der Raum war.
    Noch ehe sie die Hand ausstreckte, fuhr sie erschreckt
zurück. Es gab keine Klinke! Brenda war eingeschlossen. Sie war
in einem Irrenhaus, in einer Gummizelle gelandet!
    Da wich die Tür leise summend zurück.
    Brenda Watkins hielt den Atem an.
    Draußen lag der silbrig schimmernde Gang. Schmal und
gewunden. Ein Schatten fiel über die Türöffnung. Ein
Mensch! Er trug eine enganliegende Kombination, hatte ein
sympathisches Gesicht und kluge Augen.
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Arson.«
    »Wie komme ich hierher? Wo befindet sich mein Vater?
Wieso…?« Die Worte sprudelten nur so aus ihrem Mund.
    Arson lächelte. Auf seinem kurzgeschnittenen, fast farblosen
Haar schimmerte das indirekte Licht.
    »Ich kann Ihnen nicht alle Fragen auf einmal beantworten.
Schön der Reihe nach.« Er sprach ein akzentfreies Englisch,
war aber kein Engländer. Sein Aussehen irritierte sie.
    Arson erklärte ihr knapp und präzise, auf welche Weise
er sie gerettet habe.
    »Ich habe sie hierhergebracht und Ihnen Medikamente gegeben,
und vor allem habe ich Sie schlafen lassen. Das hat Ihnen gut
getan.«
    »Wo befindet sich mein Vater?«
    »In der angrenzenden Kabine. Ich habe schon mit ihm
ausführlich gesprochen.« Klang dieses
’ausführlich’ nicht besonders betont?
    »Wie lange liege ich schon hier?«
    »Sie würden es als zwei Tage bezeichnen.«
    »Unmöglich.« Brenda deutete auf ihre Hand.
»Ich war verletzt. Eine solche Wunde verheilt nicht in zwei
Tagen.«
    »Ich sagte vorhin, ich habe Ihnen Medikamente
gegeben.«
    Brenda schüttelte den Kopf, und ihr ganzes Temperament ging
mit ihr durch. »Auch das hat nichts zu bedeuten. Zwei Tage sind
zu kurz.«
     »Und ich sage Ihnen, daß es funktioniert. Ich
beweise es Ihnen!«
    Arson ging an den Einbauschrank neben der Liege, und eine
Schublade glitt nach außen, als er sie leicht
berührte… In einem glasklaren Behälter lagen blitzende
Instrumente, wie ein Ärztebesteck. Er nahm schnell eines davon
zur Hand, und ehe Brenda Watkins sich versah, schnitt er sich damit
in den linken Zeigefinger. Das Blut sprang aus der klaffenden Wunde,
und Brenda Watkins zog hörbar die Luft durch ihre
zusammengepreßten Zähne, so daß ein
schlürfendes Geräusch entstand.
    Mit der anderen Hand griff Arson in die Schublade und nahm ein
fingerhutgroßes, rundes Objekt heraus, dessen Oberteil er rasch
eindrückte. Aus einer Düse kam ein schmalgefächerter,
feuchter Strahl, und ein Geräusch entstand wie bei einer
Spraydose.
    Er hielt den Finger in den Spraystrahl. Brenda glaubte ihren Augen
nicht trauen zu können. Das Blut verfärbte sich und wurde
unsichtbar. Deutlich war jetzt die aufgeschlitzte Fingerkuppe zu
sehen. Unter dem Feuchtfilm zog sie sich zusammen. Die Spalte
verengte sich, man konnte förmlich sehen, wie die
Zellenerneuerung stattfand.
    »Unmöglich«, hauchte die Engländerin.
    »Für Sie noch«, erhielt sie zur Antwort.
»Für einen Menschen, der im Mittelalter lebte, wäre es
unvorstellbar, sich Operationen auszudenken, die man heute
durchführt. Herz-Lungen-Maschine, komplizierte Apparaturen,
Medikamente, die den Kreislauf während dieser Operationen
stabilisieren und blutstillende Mittel, damit der Patient bei der
Körperöffnung nicht zugrundegeht – das Ganze
müssen Sie sich bloß weiterentwickelt vorstellen, und dann
ist das, was ich eben sagte, gar nicht mehr so absurd. Zellen
regenerieren sich, das ist eine längst bekannte Weisheit.
Muß man sie also nur noch dazu bringen, daß dieser
Vorgang nicht Tage und Wochen dauert, sondern sich im Bruchteil von
Sekunden abwickelt. Das ist das ganze Geheimnis.«
    Brenda Watkins’ Augen waren auf ihr Gegenüber gerichtet,
und sie musterte ihn, als müsse sie sich jeden Zug in diesem
markanten Gesicht einprägen. »Sie reden, als kämen Sie
– aus der Zukunft«, sagte sie leise.
    Arson nickte. »Damit sagen Sie genau das, was ich Ihnen
gerade erklären wollte.«
    Brenda wagte nicht, zu atmen.
    »Sie brauchen deshalb nicht zu erschrecken«, sagte
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