Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Titel: Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Augenlider bewegten sich zitternd
wie Schmetterlingsflügel.
    Seine Lippen zuckten, und leise Laute kamen aus seinem Mund. Sie
waren unverständlich. Dann wieder welche, die man verstand:
    »Judith… verzeih’ mir… ich möchte so gern
zu dir… ich kann nicht… sie halten mich hier fest… sie
sind furchtbar… ein Mensch könnte ihren Anblick nicht
ertragen… die Stadt ist zu Stein und Knochen gewordenes
Grauen… Häuser aus getrocknetem Lehm, die Fenster nur
Löcher, die Häuser bieten keinen Schutz vor der
unbarmherzigen Hitze, die immer und überall ist… der gelbe
Himmel… eine einzige Sonne… Trostlosigkeit. Leere.
Lieblosigkeit… Wo bin ich hingeraten, Judith?«
    Pause.
    Niemand stellte eine Zwischenfrage. Sie warteten auf eine neue
Reaktion des Mannes, der über dreißig Jahre lang
geschlafen und dessen Geist eine seltsam unirdische und grausame Welt
erforscht hatte.
    »Totenköpfe an den braunen, harten Gemäuern…
sie verehren die Toten, sie lieben sie… der Tod ist ihr
Metier… sie leben vom Tod…« Jetzt mußte er
wieder völlig verwirrt sein.
    Doch Burgers Stimme wurde fester.
    Matthew konnte Fragen stellen. Der Schläfer war ansprechbar
und beantwortete Fragen nach seiner Person und seinen Empfindungen.
Aber da waren offensichtliche Lücken. Seine Erinnerung
funktionierte nicht einwandfrei. Nur wenn es um die rätselhafte
Stadt mit dem Wüstenhimmel und den Knochenbäumen ging,
wurden seine Worte klarer.
    Björn bat den Chefarzt darum einige Fragen an Henry Burger
richten zu können.
    »Gern, bitte.«
    Hellmark versuchte herauszufinden, ob Burger nur Bilder seines
umnebelten Gehirns preisgab, das aus einem totenähnlichen Schlaf
erwachte oder ob er das, worüber er sprach, wirklich erlebt
haben konnte, während sein Geist die Zeiten und Räume
durchstreifte.
    Schnell fand Björn heraus, daß Burger überhaupt
keine Zeit- und Raumvorstellungen mehr besaß. Für ihn war
die Zeit stehengeblieben, von einem bestimmten Punkt an.
    »Das ist vorbei. Sie sind nicht mehr dort, Mister Burger. Sie
sind zurückgekehrt. Sie sind wieder hier, auf unserer
Seite.«
    Ein flüchtiges Lächeln zuckte um die Lippen des bleichen
jungen Mannes. »Ja, ich weiß. Die Bilder werden
schwächer. Ich bin froh darüber. Als ich noch durch Dwylup
ging, glaubte ich, nie wieder ein normales menschliches Gesicht zu
sehen.«
    Ein Name war gefallen, und Björn hakte sofort nach.
    »Dwylup? Wer oder was ist Dwylup?«
    »Der Name der Stadt.«
    »War es wirklich ein Gehen – haben Sie den Boden unter
Ihren Füßen gespürt?«
    »Nein… eigentlich nicht, wenn ich es genau betrachte. Es
war mehr ein Schweben. Mein Geist schwebte über den
rätselhaften, unheimlichen Bauwerken, die nie von Menschenhand
errichtet sein können. Ich sprach die Menschen an und die
Monster, aber mich scheint man nicht wahrgenommen zu haben.«
    Das war eine seltsame Mitteilung.
    Björn wollte eine weitere Frage stellen, doch da sprach Henry
Burger schon weiter.
    »Der Spiegel, mit ihm muß es zusammenhängen…
ich brauche allerdings noch den Beweis… Ich wollte doch den
Spiegel begutachten… die Leute in dem Haus behaupten, man
könne mit ihm… durch Wände gehen…«
    Hellmarks Miene wurde hart. Was war das? Jedes Wort des Kranken
versetzte ihm einen Stich.
    Was Burger da von sich gab, waren keine Traumbilder. Er hatte
wirklich etwas erlebt. Während er hier in einem
totenähnlichen Tiefschlaf lag, nahm sein geistiger Körper
an einem ungewöhnlichen Abenteuer teil.
    Es klopfte leise an die Tür. Eine Krankenschwester
öffnete einen Spalt und flüsterte dem Chefarzt eine
Mitteilung zu.
    »Mister Patrick… psst…« gab er ebenso leise an
den Verleger weiter. »Telefon.«
    Richard Patrick bedankte sich nickend, erhob sich und lief leise
zur Tür, um der Krankenschwester zu folgen. Er bekam nicht mehr
mit, wie Björn Hellmarks nächste Frage lautete.
    »Sie haben vorhin den Namen Peter Fuerli genannt, Mister
Burger. Wer ist dieser Peter Fuerli?«
    Burger wiederholte den Namen wie ein Echo. »Fuerli? Wie
kommen Sie… darauf? Ich habe den Namen nie
gehört…«
     
    *
     
    Der Verleger ging zum Telefon. Das Gespräch war aufs Zimmer
der Schwester gelegt worden.
    Richard Patrick meldete sich. Am anderen Ende der Strippe war
Harry Blight!
    »Großartige Nachricht, Chef. Ich hab’ Sie
gefunden!«
    »Judith Midland?«
    »Ja.«
    »Mann, Blight. Sie sind ein Genie! Besser hätte es gar
nicht klappen können. Genau der richtige Zeitpunkt. Henry

Weitere Kostenlose Bücher