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Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Titel: Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster
Autoren: Dan Shocker
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festhalten.
    »Mister Burger«, sagte der Chefarzt noch mal, ein Mann
Anfang sechzig. »Können Sie mich hören?«
    Matthew hatte eine angenehme, beruhigende Stimme. Aber er war ein
Fremder für Burger. Matthew und seinem Mitarbeiter Dr.
Stephenson wäre es lieber gewesen, sie hätten einen Freund
oder einen Verwandten oder Familienangehörigen dabei gehabt. Ein
vertrautes Gesicht, zumindest eine vertraute Stimme.
    Aber Burgers Eltern lebten nicht mehr. Sie waren beide gestorben,
hatten ihr ganzes Hab und Gut vor ihrem Tod verkauft, um die
Behandlungs- und Pflegekosten für ihren Sohn zusammenzubringen.
Aber der erlöste Betrag war nur ein Tropfen auf den heißen
Stein. Hätte Patrick nicht von dem ungewöhnlichen Schicksal
erfahren, wäre nur das dringend Notwendige durchgeführt
worden.
    Geschwister gab es nicht. Burger war ein Einzelkind. Verheiratet
war er nie gewesen. Aber es hatte eine Braut gegeben. Sie hieß
Judith Midland. Diese Judith Midland war von Patrick wie eine
Stecknadel gesucht worden. Er hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt,
die ehemalige Braut ausfindig zu machen. Das war ihm nicht gelungen.
Doch er hatte noch nicht aufgegeben… Einer seiner Mitarbeiter,
Harry Blight, hatte eine Spur entdeckt, die nach Europa wies. Jetzt
suchte man in ganz England nach einer Frau, die als Judith Midland
aus den Staaten gekommen war, längst verheiratet sein und Kinder
haben konnte und dadurch auch einen anderen Namen trug.
    »Ich…« kam es schwach aus Burgers Kehle. Er wollte
etwas sagen, aber offenbar reichten seine Kräfte noch nicht aus.
Die Blicke der Anwesenden hingen an seinen Lippen. »Die
Stadt… sie entschwindet…«
    Was hatte das zu bedeuten?
    Die Beobachter warfen sich schnelle Blicke zu.
    »Mister Burger… Hallo, Mister Burger«, wiederholte
Matthew. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich…« Wieder Ansatz zum Sprechen. Eine steile
Falte stand zwischen den Augenbrauen, als denke er scharf nach.
    Drei Minuten herrschte vollkommene Stille.
    Eine eigenartige Atmosphäre! In und mit Burger ging etwas
vor, aber er konnte es nicht ausdrücken.
    Eine halbe Stunde verstrich. Sein Atem ging tiefer, der Kreislauf
hatte sich weiter stabilisiert. Wenn man den
Aufzeichnungsgeräten glauben durfte, dann befand sich Burger in
einem Zustand der eindeutigen Besserung.
    Doch noch immer hatte er seine Augen nicht geöffnet. Seine
Lider zuckten zwar, aber er brachte sie nicht in die Höhe.
    »Können Sie mich jetzt hören. Mister
Burger?«
    »Ja.«
    Ein erster Erfolg. Sie hielten den Atem an.
    »Wie geht es Ihnen? Was empfinden Sie?«
    »Gut…«
    Mehr nicht.
    »Haben Sie Schmerzen?«
    »Nein… Durst, alles so trocken… die Luft,
heiß… und stickig…« Seine Stimme klang leise und
brüchig, aber seine Worte waren verständlich.
»Wasser… der Himmel wie bernsteinfarbenes Feuer…
Wüstenhimmel…«
    Wovon sprach er? Nur… Fragmente. Hatte er geträumt
– einen Traum, der seit dreißig Jahren währte?
    Wüstenhimmel? Was verstand er darunter? Niemand konnte mit
diesem Begriff etwas anfangen.
    »Bäume… blauweiß und ausgetrocknet wie
Knochen… Knochenbäume… Wasser… ich
verdurste… gebt mir zu trinken…«
    Der Arzt klingelte nach der Stationsschwester. Zwei Minuten
später kam sie herein. Das Wasser war klar und frisch, nicht zu
kalt, ohne Kohlensäure, wie gewünscht.
    Dr. Stephenson legte Burger den Arm unter den Kopf und hob ihn ein
wenig an. Dr. Matthew setzte das Glas an Burgers Lippen.
    »Trinken Sie«, sagte er mit rauher Stimme.
    Burger schluckte gierig. Er bekam nicht zuviel ab. Matthew
steuerte die Menge des Wassers, die über seine Lippen
floß. Die Kehle des Tiefschläfers war wie
ausgedörrt.
    »Ich verstehe das nicht«, bemerkte der grauhaarige Arzt.
»In den Infusionen ist alles enthalten. Burger aber benimmt
sich, als hätte er einen Wüstenmarsch hinter sich. Seine
Lippen sind aufgerissen, spröde… ich verstehe das nicht, so
etwas gibt es doch nicht!«
    Dr. Matthew sah man die Ratlosigkeit an.
    Burger trank das Glas bis auf den letzten Schluck leer.
    Dies war die erste Flüssigkeit, die er nach
zweiunddreißig Jahren zu sich nahm.
    »Genug?« fragte Matthew tonlos.
    Ein leises Nicken. Er wurde in die Kissen zurückgelegt.
    Richard Patrick und Björn Hellmark waren stumme Zeugen des
Geschehens. Wie die Ärzte, so trugen auch sie weiße Kittel
und Mundtücher. Burger, der in seiner Abwehrkraft
beeinträchtigt war, sollte durch eventuelle Krankheitserreger
nicht gefährdet werden. Seine
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