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Macabros 015: Phantoma - Tochter der Finsternis

Macabros 015: Phantoma - Tochter der Finsternis

Titel: Macabros 015: Phantoma - Tochter der Finsternis
Autoren: Dan Shocker
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nicht
sehen lassen.«
    »Das verstehe ich nicht«, warf Fermeeren ein. »Die
Dogon sind zwar menschenscheu und haben ihre eigene Lebensart, aber
es ist doch nicht so, daß sie noch nie einen Weißen
gesehen hätten. Ihre Kinder besuchen die Missionsschulen, es
gibt Krankenstationen, und was ein abgestürztes Flugzeug
bedeutet, können sie sich auch denken. Ich verstehe Ihre
Vorsicht nicht ganz.«
    »Das werden Sie gleich, wenn ich Ihnen die Geschichte
erzählt habe, Mister Fermeeren. Bei den Dogon ging etwas vor.
Ich beobachtete das Dorf. Die Menschen waren aufgeregt, sie hatten
sich eine Menge zu erzählen. Die Alten kamen aus den
Palaverhäusern, in denen sie sich berieten, gar nicht mehr
heraus. Ich bekam den ganzen Zirkus mit, gewissermaßen von
höherer Warte aus. Eine Göttin war zu ihnen gestoßen,
Phantoma. Was sie erreichte, haben Jahrhunderte der Entwicklung nicht
zustande gebracht. Sie folgen ihr blindlings, sie haben ihr absoluten
Gehorsam geschworen. Aber das werden Sie alles gleich sehen, wenn ich
Sie an den Rand des Felsens führe. Ich bin noch einmal
davongekommen. Ich stahl mir Wasser aus dem Dorf und aus den Silos
Hirse und Mais. Davon lebe ich seit drei Tagen. Ich habe Lust auf ein
saftiges Schweinesteak oder auf ein Filetstück à la
Wellington mit feinen Gemüsen und Kroketten. Na ja, was nicht
ist, kann noch werden… wenn wir hier noch mal
wegkommen.«
    Er blickte auf Boyd Fermeeren, dann auf dessen Frau.
    »Denken Sie bitte nicht, ich sei verrückt«, fuhr er
dann leise fort. »Die Sonne hat mir das Hirn nicht
ausgedörrt. Was ich Ihnen sage, ist die reine Wahrheit. Und
warum ich nicht sofort zu nächsten Missionsstation gelaufen bin,
nachdem ich meine Beine wieder einigermaßen benutzten konnte?
Nun – was sich unten in der Schlucht angekündigt hat, war
mir wert, mein Leben ständig aufs Spiel zu setzen. In der
Gestalt einer Göttin ist ein schrecklicher Dämon auf die
Erde gekommen. Und ich habe ihn hierhergebracht.«
     
    *
     
    Viele Fragen gingen auf ihn hernieder. Er beantwortete geduldig
eine nach der anderen.
    Fermeeren wurde auch klar, weshalb Shalfield von ihnen verlangt
hatte, die Scheinwerfer zu löschen.
    Der Amerikaner war überzeugt davon, ihnen mit diesem Hinweis
das Leben gerettet zu haben.
    »Was heute nacht hier geschieht, sprengt die Grenzen unseres
Verstandes. Ich bin sicher, daß keiner von uns diese Nacht
überlebt, wenn wir durch irgendeine Dummheit davon Kenntnis
geben, daß wir in der Nähe sind und das Unheimliche
beobachten, das sie vorbereitet haben. Phantoma soll zu ihrer
Königin werden. Kommen Sie mit!«
    Sie gingen zum Rand des Felsens, der nur noch eine Steinwurfweite
entfernt lag.
    Aus der Schlucht sah man den Widerschein vieler kleiner Feuer.
    Dunkle Gestalten huschten umher. Das ganze Dorf war auf den
Beinen, Männer, Frauen, Kinder. Und die Dogon aus den
Nachbardörfern kamen auch, genau wie die Trommeln es befohlen
hatten.
    »Ich habe gestern gehört, wie sich zwei Männer aus
Pegue unterhielten«, wisperte Shalfield, obwohl es
unmöglich war, daß man ihn unten im Dorf hören
konnte. »Nanga, ein hoher Priester, soll Phantoma die
Gefolgschaft versagt haben. Phantoma hat ihn vor aller Augen in eine
Menschenschlange verwandelt.«
    Boyd Fermeeren warf seiner Frau einen besorgten Blick zu.
    »Das hört sich an wie ein Kapitel aus einem
Märchen, wo eine böse Hexe ihren Nebenbuhler in ein
böses Tier verwandelt.«
    »Ja, so hört es sich an«, entgegnete Shalfield
heiser. »Im zwanzigsten Jahrhundert passieren Dinge, die an das
finstere Mittelalter erinnern, als man noch an böse Geister und
Dämonen und die Zauberkraft von Hexen glaubte. Egal wie weit
unsere Technik auch vorangeschritten ist und für wie schlau und
aufgeklärt wir uns halten – etwas haben wir vergessen,
etwas ist uns entgangen. Hier erwacht es zu neuem Leben. Wir alle
können es beobachten. Nanga soll verbrannt werden, der Mensch,
der halb Schlange halb Mensch sein soll. Ich muß das mit
eigenen Augen gesehen haben, um zu wissen, daß auch das andere
keine Halluzination gewesen ist.«
    Darüber aber wollte er nichts weiter sagen.
     
    *
     
    Sie machten sich an den Abstieg. Shalfield ging dem
Forscherehepaar voraus.
    Der Pfad in die Schlucht war äußerst gefährlich,
besonders in der Dunkelheit. Fermeeren ließ hin und wieder kurz
die Lampe aufflammen.
    Bizzar und zerklüftet waren die Felsen. Über sie
mußte man hinwegsteigen. Einen richtigen Weg gab es nicht.
    Niemand sprach ein
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