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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst
Autoren: Dan Shocker
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Augen auf die unwirkliche
Szene.
    Erika Paller warf die schlanken Arme in die Höhe. Ihr Leib
wurde wie auf Flügeln emporgetragen. Sie verschmolz mit den
Leibern, die in fleischlicher Lust aneinander gekettet waren, und
versank in ihnen…
    »Wie ein Phantom wird meine Tochter zur Erde kommen,
Erdenwurm«, fieberten die fremden Sinne. »Ich werde sie
– Phantoma nennen.«
     
    *
     
    Drei Dinge ereigneten sich an drei verschiedenen Orten fast zur
gleichen Zeit.
    Jörg Sommerkorn zuckte zusammen. Wie Schuppen fiel es ihm von
den Augen, und er stöhnte gequält, als er erkannte, was
für eine Tat er begangen hatte.
    Kein Zweifel: er hatte geschossen. Die Tatwaffe hielt er noch in
der Hand.
    Aber er konnte sich nicht erinnern, geschossen zu haben.
    Er stürzte sich auf Merlin, der zu seinen Füßen
lag. Der Kommissar atmete noch, ein dünner Blutfaden lief aus
seinem Mundwinkel.
    Ferdinand Paller war tot.
    Sommerkorn bettete seinen Vorgesetzten fachgerecht, legte erste
Hand an. In den Augen des Assistenten standen Angst und Ratlosigkeit
zu lesen. Das kalte Glitzern, das ihnen anhaftete, als er eintrat,
war verschwunden. Der Dämon, der seinen Geist verwirrt und
seinen Körper als Werkzeug benutzt hatte, entglitt unsichtbar
durch die Lüfte.
    Nur zwei Kilometer weiter schlug Mandragoras Helfershelfer erneut
zu.
    In einem auf der anderen Seite des Bezirks liegenden Bungalow war
ein Ehepaar damit beschäftigt, eine neue Einrichtung, die am
späten Nachmittag angeliefert worden war, aufzustellen.
    Der Unsichtbare fuhr in den Mann, als der gerade dabei war, Teile
eines Anbauschranks zusammenzusetzen. Er hielt ein großes Brett
in der Hand. Seine Frau stand gebückt über einer Schublade,
die sie in das bereits fertiggestellte Teil hineinschieben
wollte.
    Der Mann wußte nicht, wie ihm geschah. Bosheit und Mordlust
packten ihn von einer Sekunde zur anderen. Das Brett rutschte wie
zufällig herab, krachte in das Genick.
    Die Frau verlor den Halt, stürzte nach hinten. Sie war
benommen. Da folgte mit Wucht der zweite Schlag. Er saß mitten
auf dem Schädel. Drei, vier Schläge folgten noch nach. Der
Mörder zertrümmerte dem Opfer den Schädel.
    Als der Dämon Mandragoras sein Ziel erreicht hatte, war sein
Auftrag beendet. Der Weg für Phantoma war geebnet.
    Er fuhr aus.
    Der Mann schrie entsetzt auf, als er das blutverschmierte Brett in
seiner Hand und seine Frau mit zertrümmertem Schädel auf
dem Boden liegen sah.
     
    *
     
    Das dritte Ereignis fand im Leichenschauhaus statt, in dem Erika
Pallers Leiche aufbewahrt wurde. Sie war noch nicht freigegeben.
    Die Bahre, auf der sie lag, stand in einer finsteren Ecke des
kühlen, gekachelten Raums.
    Mit einem weißen Laken war der Körper, an dessen
rechtem Fuß ein Namensschild hing, zugedeckt.
    Wie ein Spuk war das, was geschah.
    Unter dem Laken begann es sich zu regen.
    Die Hände an den Seiten wurden hochgezogen, als würde
jemand an versteckten Fäden ziehen.
    Die Hände schoben das Laken zurück. Erika Pallers
Gesicht wurde sichtbar. Die wächserne Bleiche wich. Leben und
Blut kehrte zurück in die Wangen. Die Augenlider zitterten.
    Das schmale, längliche Gesicht der jungen Apothekerstochter
nahm eine andere Form an. Das Kinn wirkte nicht mehr so spitz, die
Lippen nicht mehr so hart. Auch die Haarfarbe veränderte sich.
Sie wurden pechschwarz, die Augen groß und dunkel. Aus dem
aparten, herben Typ wurde eine ausgesprochen schöne Frau,
sinnlich und verführerisch.
    Aus Erika Paller wurde Phantoma.
    Der Körper gehörte nun der Tochter der ungeheuerlichen
Mandragora.
    Sie erhob sich, ihre schlanken, nackten Beine stießen das
Laken vollends weg. Mit einer natürlichen Grazie bewegte sich
der nackte Körper durch den finsteren Raum, in dem die Toten
aufbewahrt wurden.
    Der Angestellte des Leichenschauhauses, der seine Zeitung las,
glaubte nicht daß Tote wiederauferstehen konnten. Es sei denn,
sie wären nur scheintot gewesen.
    Was im einzelnen geschah, das bekam er nicht mit.
    Eisige Hände legten sich um seinen Hals und drückten so
lange zu, bis kein Quentchen Atem mehr in seinen Lungen war.
    Schwer schlug er mit dem Kopf auf die Tischplatte, direkt auf das
Titelblatt, auf dem in schwarzen Riesenlettern die
Balkenüberschrift prangte:
    »Unbekannter Würger versetzt Stadt in
Schrecken.«
    Aber dieser Würger, von dem er gelesen hatte, war nicht in
das Leichenhaus eingedrungen.
    Phantoma nutzte die Schatten der Nacht und tauchte unter, nackt
und bloß, wie sie
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