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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst
Autoren: Dan Shocker
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vergleichen, die
man durch Alkohol, Narkotika und Drogen herbeiführen konnte.
    Sie hatte die Früchte einer geheimnisvollen Pflanze
pulverisiert und ein Getränk daraus bereitet.
    Seit Jahren experimentierte sie mit Heilkräutern und
Pflanzen, mit denen in früheren Zeiten Alchimisten und Hexen
umgegangen waren.
    Ihr größtes Interesse aber galt der Mandragora. Die
Frucht war aus Persien gekommen, in unseren Breiten wurde sie Alraun
genannt.
    Während ihres Pharmazie-Studiums lernte sie viele Methoden
kennen, wie man aus Pflanzen, Elixiere und Destillate gewinnen
kann.
    Ihr Vater wollte, daß sie Apothekerin wurde, um das
väterliche Erbe zu übernehmen. Ihr Beruf war zu ihrem Hobby
geworden. In einem kleinen Garten hinter dem Haus züchtete sie
seltene Krauter. Sie hatte sogar ein kleines Treibhaus, in dem sie
besonders empfindliche Pflanzen zog. Dazu gehörte auch die
Mandragora.
    Ein Schwächeanfall zwang Erika Paller, ihren Kopf auf die
Tischplatte zu legen. Die junge Apothekerin sah die blühende
Pflanze nur noch verschwommen vor sich.
    Ausgemergelt und krank fühlte sie sich, ganz tief in ihrem
Bewußtsein meldete sich eine warnende Stimme, daß ihre
Selbstversuche über kurz oder lang mit einer Katastrophe enden
mußten.
    Sie höhlte ihren Körper aus, der Zusammenbruch war
vorhersehbar.
    Lohnte sich dies alles eigentlich?
    Sie mußte an die letzten Bilder denken, welche die anderen
vertrieben hatten. Wieso war eine so schöne, sonnige Welt
plötzlich so trübe und bedrückend geworden? Woher
kamen die schrecklichen Einflüsse? Hing das damit zusammen,
daß die Dosis nicht stark genug gewesen war? Waren Bilder aus
ihrem angsterfüllten Unterbewußtsein aufgestiegen, um sie
abzuschrecken?
    Aber dann wäre alles doch nur eine Halluzination gewesen, die
man mit tausend anderen Drogen auch erzielen konnte.
    Sie mußte es nachprüfen.
    Sie hob den Kopf und stand schwerfällig wie eine alte Frau
von ihrem Stuhl auf.
    Hinter ihr auf einem breiten Regalbrett lief ein
Tonbandgerät. Ein graues Kabel verband es mit dem Mikrophon, das
auf dem Tisch stand.
    Daneben war eine Filmkamera auf Erika gerichtet. Der Auslöser
war so eingestellt worden, daß er eine Viertelstunde nach der
Einnahme des Tranks den Motor in Gang setzte.
    Das Ganze war ein wenig primitiv, aber es war ja auch ein erster
Versuch.
    Erika ließ das Tonband zurückspulen. Dann schaltete sie
auf Wiedergabe.
    »Hier spricht Erika Paller. Dies ist mein dreiundvierzigster
Versuch, zum erstenmal verwende ich eine höhere Dosis. Ich
nehme…« erklang es aus dem Lautsprecher. Sie hörte
nicht mehr hin. Diesen Spruch kannte sie. Es folgten alle notwendigen
Angaben über Datum, Uhrzeit und Zusammensetzung des Tranks, den
sie zurecht gemixt hatte.
    Dann Stille. Das Band rauschte kaum hörbar.
    Sie wartete auf etwas Bestimmtes. Aber es kam nichts. Sie vernahm
nicht einmal ihren Atem. Und auch die Stelle, wo der Stuhl umgekippt
war, fehlte.
    Hatte das Band versagt?
    Nein! Alles, was vorher gesprochen worden war, die wichtigen
Angaben, die den Versuch und die Umstände schilderten, waren
erhalten.
    Alles andere, was nachher gekommen war, fehlte.
    Eine eiskalte Hand griff nach ihrem Herzen. Sie fragte sich, wie
dies möglich war.
    Dann nahm sie die Filmkamera vor und ging in den kleinen
Verschlag, der als Dunkelkammer diente. Sie zog den Film durch den
Entwickler. Das Ergebnis – null! Obwohl der Film
höchstempfindlich war.
    Also – kein Bild, kein Ton von dem, was die junge Frau
gesehen und erlebt hatte.
    War alles nur ein Traum gewesen?
    ›Ich muß den Versuch wiederholen‹, drängten
ihre Gedanken. ›Jetzt! Sofort! Nicht lange zögern. Den
Faden umgehend wieder da aufnehmen, wo ich ihn verloren
habe.‹
    Sie schleppte sich in die Küche. Ihre Haut fühlte sich
heiß und trocken an, als ob sie Fieber hätte.
    Sie griff nach der Sprudelflasche, öffnete sie und setzte sie
an.
    Gurgelnd lief das Mineralwasser durch die Kehle. Sie trank die
Flasche fast leer.
    Danach fühlte sie sich etwas besser.
    Nachdenklich ging sie in den Korridor, schaltete das Licht an und
betrachtete sich im Spiegel.
    Sie sah bleich aus und abgespannt. Mit einer fahrigen Bewegung
fuhr sie sich durch die kurzgeschnittenen Haare.
    Sie war ein aparter Typ mit sinnlichen Lippen und schönen
Jochbogen.
    »Zum Kotzen«, stöhnte sie und wandte sich ab, als
könne sie ihren eigenen Anblick nicht mehr ertragen.
    Ihr Blick fiel auf die Uhr.
    Erst acht. Der Abend hatte erst begonnen. Um sieben
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