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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst
Autoren: Dan Shocker
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Verzweiflung.
    Erika war von fremden Gedanken und Stimmungen erfüllt, derer
sie nicht Herr werden konnte und unter denen sie grenzenlos litt.
    Plötzlich platzte die Dunkelheit ringsum wie eine
Seifenblase.
    Erika Paller fand sich in einer trostlosen bedrückenden
Landschaft wieder. Sie stand wieder auf dem winzigen,
wildzerklüfteten Meteoriten mitten in einem endlosen
Sternenmeer. Glühende Dämpfe stiegen aus dem dunklen
Gestein auf und umhüllten das überdimensionale
Menschengesicht aus Leibern, die sich liebten.
    In endloser Ferne aber, irgendwo zwischen den tausend und
abertausend glitzernden Sternen und Sternchen funkelte die Erde.
    Dort lebten Menschen, die nichts von Mandragora wußten,
nichts von dem Geschehen, das für sie von großer Bedeutung
werden sollte.
    Nur sie, Erika Paller, wußte, was geschah. Sie mußte
warnen.
    Aber wen? Und wie?
    Ihr Geist war gefesselt an eine fremde Welt. Erika Paller schrie.
Aber ihre entsetzlichen Schreie wurden von niemandem vernommen.
     
    *
     
    Zu allen Zeiten gab es Besessene. Es gibt sie noch heute.
    Niemand weiß, wie es zustande kommt. Es gibt viele
Theorien.
    Allen Theorien aber ist eins gleich: daß der Teufel seine
Hand dabei im Spiel hat.
    Der Teufel hat viele Namen.
    Auch Mandragora und die ihr unterwürfigen
Geistesgeschöpfe sind Teufel.
    Claudia Sander glaubte weder an Gott noch an den Teufel. Sie hatte
zwar etwas von Besessenen gelesen. Es gab bestimmte Magazine, die sie
las. Da wurde gelegentlich auch über solche Fälle
berichtet. Aber eingehendere Gedanken hatte die Superblonde mit dem
aufregenden Gang und dem wippenden Minirock sich darüber nie
gemacht.
    Claudia, in Fachkreisen nur »The Doll« genannt, hatte
andere Interessen, als sich mit Okkultismus und Lehren über die
Besessenheit zu befassen.
    Für sie existierten schöne Kleider, Geld, eine
Apartmentwohnung und ein schneeweißer Mercedes 350 SEL.
    Damit fuhr sie durch Frankfurt. Tagsüber und abends. Sie
hatte es nötig, morgens lange zu schlafen, denn die lachte bei
ihr dauerten oft bis in den Morgen hinein.
    Daß Männer sie »The Doll« nannten, konnte man
verstehen, wenn man sie sah. Stupsnase, einen Mund wie gemalt und
dichtes blondes Haar, von dem jede Frau nur träumte. Auffallend
die großen Augen. Das Gesicht einer Puppe. »Und«, so
sagten die Männer, die sie gern besuchten und immer wieder
kamen, »sie ist eine richtige Puppe. Wenn man sie hinlegt, macht
sie die Augen zu.«
    Der 350 SEL war in Frankfurt bekannt. Claudia Sander fuhr damit
ganz bestimmte Straßen ab. So wie heute abend.
    Die Gelegenheit, sie in ihrer ganzen aufregenden Größe
zu sehen, ihre schlanken Beine und den wippenden Rock zu bewundern,
hatte man in solchen Situationen nicht.
    Wenn Claudia offiziell unterwegs war, fiel sie durch den
flauschigen weißen Pelzmantel mit dem riesigen Kragen auf, den
sie bei solchen Fahrten anzuziehen pflegte.
    Der schneeweiße Wagen rollte fast lautlos durch die
abendliche Kaiserstraße.
    Lichtreklamen blinkten. Geschäftshäuser, Bars, Cafes.
Sie kannte sich hier aus.
    Vor einem großen Radiogeschäft stand ein einzelner
Mann.
    Dunkelgrauer Straßenanzug, hochgewachsen, kein Städter.
Claudia taxierte ihre Kunden mit einem Blick.
    Das konnte etwas werden. Einsamer Provinzler in der
Großstadt. Den Typ kannte sie. Der wollte etwas erleben.
    Sie steuerte an den Rand des Bürgersteigs, drei Schritte vor
dem Schaufensterbetrachter.
    Mit leichter Hand stieß Claudia die Wagentür zum
Bürgersteig auf und setzte sich in Positur.
    »Entschuldigen Sie, bitte«, rief sie, als ihr
auserwähltes Exemplar weitergehen wollte.
    Der Angesprochene wandte den Kopf. Er hatte ein rosiges Gesicht.
Seine Augen bildeten verwundert, um seine breiten Lippen zuckte ein
Lächeln.
    »Jo mei«, flüsterte er und kam verlegen zwei
Schritte näher. »Ich furcht, ich kann Ihnen net helfe,
Frollein«, sagte er. Er konnte nicht verhindern, daß er
rot anlief. So eine Frau hatte er noch nie gesehen. »Ich bin net
von hier.«
    Ein Bayer. Sie konnte ihn sich gut in Lederhosen und Gamsbarthut
vorstellen.
    »Ich möcht keine Auskunft«, sagte sie mit rauchiger
Stimme. »Wie war’s denn mit uns beiden? Ich könnt mir
die nächste halbe Stunde mit Ihnen verdammt nett
vorstellen.«
    Franz-Xaver Birchlinger klappte den Unterkiefer herunter. »Jo
mei…«, entfuhr es ihm, als er in das Auto blickte und erst
beim zweiten Hinsehen erkannte, was da geboten wurde.
    Claudia Sander hatte das rechte Bein ein wenig
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