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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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vorbereitet. Jedes Detail stimmte. Aber das
menschenwarme Blut fehlte.
    Woher nehmen? Von welchem Opfer?
    Um diese Zeit konnte er keines mehr auftreiben.
    Seine Hände zitterten, und sein ganzer Körper
glühte wie im Fieber.
    Er war aufs äußerste erregt. Schweiß perlte auf
seiner Stirn. Wer ihn jetzt gesehen hätte, würde einen
Idioten vor sich geglaubt haben.
    Er lief auf dem schmalen Pfad weiter. Auf irgendeine Weise geriet
er wieder auf die Straße, die genau zur Grenze führte.
    Zwanzig vor zwölf!
    Jetzt könnte bereits alles über die Bühne
gehen.
    Rundum war es dunkel.
    Leibold stolperte durch die Nacht, dicht am Straßenrand
entlang. Der Boden knirschte unter seinen Schritten.
    In seinem Gesicht zuckte es. Seine Augen spiegelten ein wirres
Feuer wider.
    Der Gedanke, alle Vorbereitungen umsonst getroffen zu haben, trieb
ihn an den Rand des Wahnsinns.
    »Narren!« fluchte er und stieß mit einer heftigen
Bewegung einen Stein in den Straßengraben.
    »Ich werde mich rächen. Ihr werdet büßen
für das, was ihr mir angetan habt!«
    Voller Haß kamen die Worte über seine Lippen.
    Niemand konnte ahnen, was jetzt in ihm vorging, was er litt.
Niemand wußte schließlich auch, was ihm bekannt war.
    Da – der Lichtschein. Er kam von ganz weit her. Dann
hörte er das Geräusch. Ein Motor. Ein Auto näherte
sich aus der Finsternis hinter ihm.
    Leibold schluckte.
    Er blieb stehen und starrte dem Wagen entgegen.
    Die Lichter waren noch winzig klein, dann wurden sie
größer.
    Leibolds Herz begann schneller zu schlagen.
    Er schöpfte Hoffnung.
    War das seine Chance, achtzehn Minuten vor Mitternacht?
    Saß jemand hinter dem Steuer des näherkommenden Wagens,
mit dem er etwas anfangen konnte?
    Er biß sich auf die Lippen.
    Mechanisch trat er einen Schritt weiter in die Fahrbahn, hob dann
die Rechte und begann zu winken.
    Würde der Fahrer anhalten?
    Wer würde der Fahrer sein? Ein Mann? Eine Frau? Das alles war
so wichtig.
    Unwillkürlich tastete er nach dem Messer unter seiner
lappigen Jacke, um festzustellen, daß er es auch wirklich noch
hatte.
    Dann war der Wagen heran. Selbst wenn der Fahrer nicht hätte
anhalten wollen, er wäre praktisch dazu gezwungen gewesen.
Leibold stand inmitten auf der schmalen, dunklen Fahrbahn und winkte
erregt.
    Er sah mitleiderweckend aus.
    Die Geschwindigkeit des Autos wurde herabgesetzt.
    Noch konnte der Totenbeschwörer nicht erkennen, wer hinter
dem Steuer saß.
    Der Wagen hielt kurz vor ihm.
    »Bitte«, sagte Leibold und kam an die Seite, wo der
Fahrer saß. Es war ein Mann, ältlich, den Rücken
gebeugt. Verdammt! Aber Leibold ließ sich seine
Enttäuschung nicht anmerken. »Entschuldigen Sie, daß
ich Sie hier stoppe.«
    Ehe er weitersprechen konnte, winkte der Alte schon ab.
»Macht nichts! Nehm’ Sie gern mit… Sind Sie zu
Fuß unterwegs oder haben Sie eine Panne?«
    »Die erste Hälfte stimmt«, berichtete Hans Leibold,
als er im Wagen saß und die Tür zuschlug. »Ich bin zu
Fuß unterwegs. Aber das werde ich wohl so schnell nicht wieder
tun. Sehen Sie, wie ich aussehe?«
    Der Alte hinter dem Steuer musterte ihn genau. Er schaute dazu
über den Rand seiner Hornbrille hinweg. »Ein bißchen
mitgenommen.«
    »Mein Kleidung! Hier – voller Dreck. Man hat mich
niedergeschlagen. Ich bin erst vorhin zu mir gekommen und ziellos im
Wald herumgeirrt.«
    »Das ist ja gräßlich.« Der Mann war noch
älter, als es durch die Scheibe zunächst ausgesehen hatte.
Sein Gesicht war verschrumpft wie bei einem Zwerg. Kleine, lebhafte
Augen funkelten hinter den Brillengläsern. Graue Stoppeln
stachen aus der runzligen Haut.
    »Ich muß zur Polizei und den Vorfall melden«,
ächzte Leibold. Es fiel ihm nicht mal schwer, den Lädierten
und Niedergeschlagenen zu spielen.
    »Na klar, machen wir.«
    Der Fahrer gab Gas. Aber der Wagen reagierte nur langsam auf die
Benzinspritze. Er rollte schwerfällig an, als hätte er ein
Tonnengewicht zu tragen.
    »Er ist nicht mehr der Jüngste«, sagte der
Chauffeur, als müsse er sich für sein Vehikel
entschuldigen. »Aber wenn er erst mal richtig rollt, dann
marschiert er auch. Besonders den Berg runter.«
    Er lachte. Leibold lachte leise mit.
    Seine Blicke waren auf den Mann neben ihm gerichtet.
    Unruhe erfüllte den Totenbesprecher. Wie in Trance sah er
plötzlich nebelumwallte Bilder vor sich.
    Er glaubte auf einem alten Friedhof zu sein. Es war eine
finstere Ecke neben einer uralten Buche. Hier war der Boden
steppenartig, hier gab es kein Kreuz,
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