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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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dieses verfluchten und vergessenen
Platzes lag kein anderes Grab. Das Gras wuchs hoch, und das Kraut
wucherte sogar über den Weg.
    Hier kam niemals jemand her.
    Leibold vergewisserte sich mit einem schnellen Blick, ob alle
Pflöcke, die er am späten Abend nach genau vorgeschriebenem
Ritus in den Boden gerammt hatte, noch saßen.
    Er ging in die Hocke und öffnete mit einem schnellen Schnitt
die Halsschlagader des Toten. Er hielt die Hände darunter, um
das herausfließende Blut aufzufangen.
    Er mußte improvisieren. Normalerweise wäre er mit dem
Blut der hübschen Regina Tärser, aufgefangen in einem
Plastikbeutel, den er zusammengefaltet in seiner Brusttasche trug,
hierhergekommen.
    Er richtete den Blick gen Himmel.
    »Es gibt siebzig mal siebzig höhere Dämonen. Ihnen
zur Seite zu stehen siebzig mal siebzig der niederen. Ihr Herr ist
Molochos, darüber nur einer: Satan, in vielerlei Gestalt. Herr
und Fürst der Hölle. Ein Diener war Josef Burger. Dich rufe
ich. Kannst du mich hören?«
    Laut hallte seine Stimme durch die Nacht und wehte wie ein
Windhauch.
    Das Blut des Alten, das er mit den Händen aufgefangen, rann
durch seine Finger und wurde von der Erde aufgenommen.
    Leibolds Gesicht war weiß wie Kalk.
    Er sprach den magischen Vers.
    »Einst auf der Erde mußtest du gehen. Verbannt und
gefoltert haben sie dich. Doch du würdest dich rächen
– das hast du versprochen. Ich bereite dir den Weg, Josef
Burger, dir, den man den Herrn der Toten genannt. Komm zurück!
Erneu’re den Fluch, nicht weiter seist du gebannt!«
    Er hielt den Atem an.
    Ein Geräusch!
    Aus der Erde?
    Ja!
    Es rumorte unter seinen Füßen. Um ihn herum wurde es
tiefschwarz, als wäre Satan persönlich anwesend und breite
seinen höllischen Mantel über diesen verfluchten Fleck.
    Leibold spürte die Angst, die sich in sein Herz schlich.
    Jetzt wurde es ernst.
    Seine Nackenhaare stellten sich auf, seine Haut zog sich zusammen.
Risse zeigten sich im Boden vor ihm. Die blutigen Hände noch
über die vergessene Stätte haltend, starrte er auf das
Gras. Es bewegte sich. Die Gräser und das Unkraut zitterten.
    Es wurde ihm eiskalt und für den Bruchteil einer Sekunde
stieg der Gedanke an Flucht in ihm auf.
    Josef Burger hatten den Ruf vernommen. Mit satanischer Gewalt zog
es ihn aus der Erde.
    Eine Mulde entstand, dann platzte der Boden auf wie die Schale
einer überreifen Frucht.
    Er konnte sich des Grauens kaum erwehren, und doch bannte ihn das
Geschehen an die Stelle.
    Dies war mehr, als ein Mensch ertragen konnte. Das hätte er
nie geglaubt.
    Seine Haut wurde eiskalt, sein hageres, spitzes Gesicht schien
noch schmaler, noch länger. Höllische Kräfte wurden
frei, die Kräfte aus einer anderen Welt. Er hatte sie
beschworen. Nun konnte er nicht mehr zurück.
    Es war alles ganz anders als damals, als er die beiden anderen aus
dem Grab rief.
    Da waren es frische Leichen gewesen, keine älter als
achtundzwanzig Stunden.
    War da auch die Angst in ihm aufgestiegen? Er konnte sich nicht
daran erinnern.
    Die Atmosphäre um ihn herum… die Beklemmung… die
Tiefe des Himmels, der ihn zu erdrücken drohte.
    Dann ragte die furchtbare Hand aus dem Erdspalt.
    Sie war groß und knochig, und Reste alten, schwarzen
Fleisches klebten daran.
    Mit Macht wurde der Boden zur Seite gedrückt.
    Ein Kopf stieg aus der sich öffnenden Erde.
    Er sah die mit farblosem Haar bedeckte Schädeldecke. Das Haar
fiel lang zu beiden Seiten des Gesichtes herunter. Erde klebte in den
Strähnen und auf dem kantigen Knochenschädel.
    Dann sah er das Gesicht. Groß und breitflächig. Doppelt
so groß wie das eines normalen Menschen.
    Leibold stöhnte, und Zweifel stiegen in ihm auf.
    Zur Panik wurde dann der Gedanke, daß er einen Fehler
gemacht haben könnte.
    Der Totenbeschwörer hätte am liebsten laut aufgeschrien.
Er fühlte sich bedrängt, mit Grauen erfüllt und ahnte,
daß er etwas gerufen hatte, was Unheil über ihn bringen
konnte.
    Er vermochte nicht, sich aus dem Bann zu lösen.
    Die Gestalt vor ihm war nun halb aus der Erde gewachsen. Wie ein
bizarrer, fremdartiger Pilz erstand sie vor ihm.
    Die großen, ausgezackten Augenhöhlen waren auf den
schreckensbleichen Totenbeschwörer gerichtet. Das graue,
verunstaltete Gesicht des wiedererweckten Toten war wie eine
furchtbare Dämonenfratze. Angst, Verderben und Hohn glaubte
Leibold in den harten Zügen zu lesen.
    Die großen, abgenagten Lippen des Toten bewegten sich, und
die Kiefer mahlten, dann öffnete sich das
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