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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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Hellmark flog förmlich
darauf zu.
    Ein Tau baumelte vom Schacht herab.
    Droben bewegten sich Schatten. Menschen?
    Hellmark streckte die Arme aus, griff nach dem Tau und zog sich
langsam in die Höhe.
    Unter seinen Füßen sah er die Insel und den
Jenseitsfluß, in dem Menschen, die irgendwann mal durch
finstere Mächte ins Jenseits geholt worden waren, ein untotes
Leben führten.
    Das Jenseitsbereich löste sich auf.
    Er mußte nach oben durch diesen Schacht in das Diesseits,
von dem er nicht wußte, wo und an welcher Stelle es
mündete.
    Dies war der schwache Punkt, den Molochos durch Tschierner hatte
beseitigen wollen.
    Dieses geheimnisvolle Reich, das nach der Wiedererweckung des
Herrn der Toten und seiner Diener als Unterschlupf und Aufenthaltsort
für die belebten Leichen gedacht war, war nicht vollständig
existent in der vierten Dimension.
    Es gab einen Fluchtweg. Wer ihn erkannte, konnte ihn nutzen.
    Aber mit dem Schrumpfen der Jenseitshalle wurde auch das Loch
kleiner.
    Über Hellmarks Gesicht lief der Schweiß.
    Es war ihm durch einen schnellen und
kräfteverschleißenden Einsatz gelungen, die unmittelbare
Gefahr für Kumberg durch die wandelnden Toten zu beseitigen. Nun
kämpfte er um sein eigenes Leben.
    Es kam ihm so vor, als käme er nur zentimeterweise nach
oben.
    Die Insel unter ihm löste sich auf in einen
bläulich-weißen Nebelstreifen. Das schwarze Wasser mit den
fauligen Baumstämmen, den Lianen und menschlichen Armen, die
sich gierig nach oben streckten, schäumte auf. Die Wellen
schlugen empor, das Loch über ihm schrumpfte.
    Ich schaffe es nicht mehr, fieberten seine Gedanken.
    Farbige Nebel hüllten ihn ein. Das Loch über ihm schien
in eine unendliche Ferne zu entweichen.
    Aus?
    Da streckten sich ihm Hände entgegen. Kühle Luft traf
sein Gesicht.
    Er wurde emporgezogen.
    »Mann, haben Sie ein Glück«, sagte eine fremde
Stimme, schwach und kraftlos.
    Sein Oberkörper rutschte über den Schachtrand. Er
glaubte, sein Unterkörper würde zusammengedrückt.
    Mit Entsetzen nahm Björn Hellmark wahr, daß sein
Oberkörper aus einem gewöhnlichen, gemauerten
Brunnenschacht ragte, während seine Füße für
alle Zeiten in der harten, betonierten Erde steckenzubleiben
schienen!
     
    *
     
    Unter ihm bildete sich dieser harte Boden, das Loch im Schacht
verschwand.
    Ein Ruck nach oben. Freiheit!
    Er warf sich nach draußen und rappelte sich sofort wieder
auf. Die Umgebung war ihm fremd. Er war inmitten eines alten,
verlassenen Hofes, in dem ein Brunnen stand. Vier Menschen sahen ihn
entgeistert an.
    Es waren Christine, Peter, Dr. Heinz Guilome und seine Frau
Edda.
    Er erfuhr durch sie, auf welche Weise sie diesen Schacht gefunden
hatten.
    Das Abenteuer in der Unterwelt war für sie zu Ende. Ebenso
für Hellmark. Keiner begriff das unfaßbare Abenteuer.
Niemand sprach darüber. Auch Hellmark nicht, der eine
Erklärung hätte geben können.
    Er stand am Brunnenschacht und starrte in die Tiefe. An einem
Haken hing ein altes Tau. Hiermit hatte er sich in die Höhe
gezogen. Björn bückte sich und warf einen Stein in den
Brunnen. Dumpf schlug er auf. Der Boden war hart, der Einstieg zur
Unterwelt verschlossen. Hoffentlich für alle Zeiten.
    Molochos hatte eine Schlacht verloren. Die Welt hatte sie
wieder.
     
    *
     
    Als sie am späten Abend in Kumberg eintrafen, starrte man sie
an wie Geister. Niemand mehr hatte daran geglaubt, sie noch mal
lebend wiederzusehen.
    Vom Wirt des Dorfgasthauses und von Kommissar Gerlich erfuhr
Björn, was in jener denkwürdigen Alptraumnacht noch alles
passierte. Die toten Menschenjäger hatten ihr gestecktes Ziel
nicht erreichen können.
    Kumberg war noch mal davongekommen, die Stadt der Toten war nicht
entstanden.
    Aber es waren Menschenopfer zu beklagen. Insgesamt vermißte
man sieben Bewohner. Man hatte sie nicht wieder gefunden. Unter ihnen
befand sich Franz Tschierner. Niemand würde sie je wieder
zurückholen können.
    Björn ahnte, wo sie sich befanden, in dem geheimnisvollen
schwarzen Meer der höllischen Unterwelt, die zur Freude des
Bösen existierte.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen nahmen sie das Frühstück ein.
Antonia Harter bediente sie.
    Die hübsche Serviererin, die bleich und mitgenommen aussah,
die das Schreckliche jener Nacht ebensowenig vergessen konnte wie
alle Beteiligten, meinte: »Sie sind ganz allein hier? Was
isteigentlich mit Ihrem Bruder?«
    Und Björn wußte, worauf sie anspielte. Er
lächelte.
    »Warum? Hat er wieder Unfug gemacht?«
    »Er hat
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