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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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glänzten in einem wilden, fanatischen Licht.
    Reginas Beruf brachte es mit sich, daß sie die Menschen
genau beobachtete und danach einzustufen wußte. Sie hatte es
mit einem Besessenen zu tun!
    Sie ließ sich ihre zunehmende Unruhe nicht anmerken. Sie
mußte jetzt ganz logisch denken und festbleiben.
    Sie lächelte. »Aber ich habe mehr zu bieten. Sehen Sie
sich um! Bilder, Schmuck… Ich habe genügend Bargeld im
Haus.«
    »Das nützt mir nichts. Ich brauche Sie!«
    »Wieso?«
    »Sie waren versprochen.«
    »Ah, und wem?«
    »Dem Herrn der Toten.«
    »Aber davon weiß ich gar nichts.«
    »Deswegen erkläre ich es Ihnen ja.« Tschierner
beugte sich vor, und seine Stimme sank zu einem geheimnisvollen
Flüstern herab. »Wissen Sie, eigentlich könnte das
alles schon vorbei sein. Aber Leibold hat da einen dummen Fehler
begangen. Er hat Sie laufen lassen. Das bringt Unglück. Er
hätte die Opfer nicht austauschen dürfen. Besser wäre
es gewesen zu warten. Aber ich glaube, ich kann noch etwas
gutmachen.«
    Er sah ernst und zufrieden aus, als er das sagte.
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es dauert noch ein
bißchen. ’neStunde muß ich Sie wohl hinhalten. Aber
dann geht’s ganz schnell, das verspreche ich Ihnen. Sie werden
keine Schmerzen haben.«
    Regina schluckte. Sie sah, wie er ein Messer aus seiner Tasche
holte, es aufklappte und mit der frischpolierten Klinge spielte.
    Ein Messer! Wie in der letzten Nacht! Panikstimmung machte sich in
ihr breit.
    »Aber was habe ich mit dem Herrn der Toten zu tun?«
versuchte sie das Gespräch wieder in Gang zu bringen. Mit einem
Verrückten mußte man dauernd reden, vielleicht verriet er
während des Gesprächs irgendeinen schwachen Punkt in dem
Plan, und sie konnte nachhaken. Sie war allein und auf jede noch so
kleine Chance angewiesen.
    »Eigentlich hätte es jeder sein können, jeder junge
Mensch. Aber auf Sie ist nun mal die Wahl gefallen, und da gibt es
kein Zurück mehr. Wenn man sich mal festgelegt hat… das ist
wie überall im Leben. Ihr drittes Auge und Ihr Blut waren
maßgebend gewesen. Damit hätten sich für Leibold die
Türen ins Jenseits geöffnet. Er hätte ein und aus
gehen können, wie es ihm gerade in den Kopf gekommen wäre.
Das Labyrinth der Toten ist zu erreichen, als ob man eine Tür
öffnet und in einem dahinter liegenden Raum verschwindet. Ich
weiß jetzt, wo es ist, weil ich bereit war, Leibolds Versagen
gutzumachen. Ich werde Ihr drittes Auge in das Labyrinth bringen und
alle Geheimnisse über das Jenseits erfahren.« Er kicherte
leise vor sich hin.
    Regina Tärser spannte ihre Muskeln. Sie war verloren, wenn es
ihr nicht gelang, etwas zu unternehmen.
    Sie riß sich zusammen und machte den Vorschlag, vielleicht
auf andere Weise vorzugehen. Sie wollte damit ihren Gegner ablenken
und ihm andere Überlegungsmöglichkeiten kundtun. Aber
Tschierner war hartnäckig. Er wollte nur sie, eine andere oder
ein anderer kämen nicht in Frage.
    Er war nur von einem Gedanken erfüllt: Eingang in das
Leichenlabyrinth zu finden und das dritte Auge, von dem er immer
wieder sprach, als verspätetes Opfer persönlich zu
überbringen. Er schien über Dinge Bescheid zu wissen, die
er ihr jedoch nicht nannte. Er deutete sie nur an.
    Die Zeit verrann wie im Flug. Im Nu war eine Stunde vergangen. In
dieser Stunde aber kam sie keinen Schritt weiter, und Regina
Tärser gelang es auch nicht, den Wahnsinnigen umzustimmen.
    Ihr fiel auf, daß er zunehmend nervöser wurde, je
weiter die Zeit fortschritt.
    Ständig blickte er auf die Uhr, und dann erhob er sich.
Draußen war es stockfinster.
    Es war neun Uhr.
    Nur das schwache Sternenlicht schimmerte durch die geschlossenen
Fenster und ließ die Umrisse des Zimmers erkennen.
    Tschierner brauchte kein Licht. Was er sehen wollte, sah er auch
so.
    Regina Tärser schrie wie am Spieß, als ihr Bezwinger
die blanke Messerspitze ihrem Gesicht näherte. Sie wußte,
daß ihre letzte Stunde geschlagen hatte.
     
    *
     
    Der Kommissar und sein Begleiter kamen später aus dem
Krankenhaus zurück als Otto Gerlich gerechnet hatte.
    Doch Martha Kollers Zustand war bedenklich. Während der
Anwesenheit der beiden Beamten war sie mehrmals zu sich gekommen.
Immer nur für kurze Zeit. Aber diese Momente hatte Gerlich
genutzt, um einige Fragen zu stellen.
    Die alte Dame behauptete fest und steif, Tote wären in ihr
Haus eingedrungen und hätten ihren Mann mitgenommen.
    Sie ging nicht davon ab. Weitere Hinweise jedoch waren nicht mehr
zu
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