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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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richtig konzentrieren. Immer wieder
mußte sie an den gestrigen Tag denken und auch an die Begegnung
mit Antonia Harter und an das Gespräch, das sie über
Björn Hellmark geführt hatten.
    Das Gefühl, daß etwas vorging, was sie nicht
überblicken konnte, verstärkte sich in ihr.
    Sie wußte selbst nicht, wie eskam, aber mit einem Mal stieg
ein gewisses Angstgefühl in ihr empor.
    Alles war so geheimnisvoll. Je mehr sie darüber nachdachte,
desto weniger begriff sie alles.
    Auch das, was in der letzten Nacht im Dorf vorgefallen war. Die
Geschichte vom Herrn der Toten, diese blödsinnige Legende,
daß der Massenmörder Burger, der angeblich mit dem Teufel
oder seinen Helfershelfern praktizierte, eines Tages
zurückkommen und furchtbare Rache an diesem Dorf nehmen sollte,
in dem er gehängt worden war.
    Der Überfall auf sie, die Vermutung Hellmarks, daß der
Täter eine ganz bestimmte Absicht mit ihrem Tod verfolgte, die
Tatsache, daß offenbar kurz nach dem mißglückten
Mordversuch ein alter Mann in einem Auto überfallen und auf den
hiesigen Friedhof gefahren worden war – dies alles bildete eine
wirre Geschichte in ihrem Kopf.
    Der gestrige Tag war auf irgendeine Weise schon etwas Besonderes
gewesen.
    Es lief ihr plötzlich kalt über den Rücken. Sie
erhob sich. Am besten war es, wenn sie die Terrassentür
verschloß und…
    Sie zuckte zusammen.
    Eine Tür knarrte.
    Draußen im Korridor.
    Drei Sekunden lang blieb Regina wie erstarrt stehen. Dann eilte
sie aus dem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer, das so
groß war, daß es eigentlich mehrere Räume in sich
vereinigte.
    Dies hier war Bibliothek, Aufenthaltsraum, Kamin- und
Speisezimmer, Bar und Konzertsaal und Galerie! Sie hatte die
über hundertvierzig Quadratmeter lose unterteilt durch
Sitzgruppen und Regale und jeder Ecke ihren eigenen typischen
Charakter gegeben.
    »Ist da jemand?« Lauschend blieb sie an der
Verbindungstür stehen. Nie zuvor hatte sie sich in diesem
abgelegenen Haus einsam und ängstlich gefühlt, aber jetzt
hätte sie gern gehabt, wenn jemand bei ihr gewesen
wäre.
    Doch da war niemand. Ihre Nerven waren schon überreizt.
    Das Fenster in der Küche war nur angelehnt, und der Wind
hatte die Tür zwischen Wohnzimmer und Korridor
aufgedrückt.
    Es wäre doch besser gewesen, noch ein oder zwei Tage in
Grafenau im Hotel zu verbringen. Die Aufregung hatte sie mehr
mitgenommen, als sie sich eingestehen wollte. Der Arzt hatte
gewußt, warum er ihr in der letzten Nacht nicht mehr den
Rückweg zugemutet hatte.
    Sie lief auf die Terrasse hinaus.
    Da fiel ein Schatten über ihr Gesicht.
    In der Ecke hinter der Tür stand ein Mann, der hielt etwas in
der Hand.
    Regina sah es zu spät.
    Es krachte dumpf.
    Etwas fiel auf ihren Kopf. Es wurde schwarz vor ihren Augen.
    Der Mann war klein und untersetzt. Auf seinem grauen Gesicht fiel
eine große Warze neben dem Nasenflügel auf und schmale,
verbissene Lippen.
    Franz Tschierner zog die Bewußtlose in das große
Wohnzimmer und schloß dann die breite Flügeltür zur
Terrasse.
    Regina Tärser bewegte schon wieder ihren Kopf und
stöhnte leise.
    Tschierner hatte nicht fest zugeschlagen, denn er brauchte dieses
Mädchen noch. Es hatte gerade so fest sein müssen, um sie
für ein paar Minuten außer Gefecht zu setzen und um ganz
sicher zu sein, daß ihm nicht der gleiche Fehler passierte wie
Hans Leibold.
    Er war nicht mehr der Jüngste, seine Hand nicht mehr ruhig
genug. Regina Tärser mußte zur Unbeweglichkeit verdammt
sein, wenn er Hand an sie legte, um ihr drittes Auge über der
Nasenwurzel herauszuschälen…
     
    *
     
    Daß er auf das Ereignis vorbereitet war, bewies die Umsicht
mit der er vorging.
    Er hatte eine Nylonschnur dabei. Damit fesselte er das
Mädchen, nachdem er es mit einiger Mühe auf die breite
Couch geschafft hatte.
    Regina merkte, daß etwas mit ihr geschah. Doch sie war zu
benommen, um Widerstand zu leisten.
    Sie wollte etwas sagen, aber nur unartikulierte Laute fanden den
Weg über ihre Lippen.
    Dann schlug sie die Augen auf.
    Sie sah ein fremdes Gesicht vor sich und merkte, daß sie
gefesselt war.
    »Was wollen Sie von mir?« fragte sie rauh. Die vertraute
Umgebung schälte sich aus dem zurückweichenden Dunkel. An
der Wand gegenüber hing eine hundertfünfzig Jahre alte
Uhr.
    Darauf war es neun Minuten vor halb acht.
    Sie war also noch keine fünf Minuten bewußtlos.
    »Ihr Leben«, antwortete der Eindringling.
    Seine Stimme klang belegt, seine Backen glühten und seine
Augen
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