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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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erwarten. Während ihres Aufenthaltes im Krankenhaus war die
alte Dame gestorben. Ihr schwaches, angegriffenes Herz hatte
ausgesetzt.
    Gerlich und Schorl fuhren nach Kumberg zurück. Wie
ausgestorben lag die Dorfstraße vor ihnen. In wenigen Fenstern
nur brannte Licht.
    »Das Nachtleben in Kumberg beginnt«, grinste Schorl.
»Ist direkt umwerfend. Ich glaub, ich hau’ mich jetzt
gleich aufs Ohr, damit ich nicht vor Langeweile umkomme
und…«
    »Was ist denn das?« fiel Gerlich ihm ins Wort.
    »Was?«
    Gerlich bremste sofort ab. Schorl folgte der ausgestreckten Hand
des Kommissars.
    Schräg vor ihnen stand ein einsames Haus. Im Kernschatten an
der Seite bewegte sich eine Gestalt.
    Ein Skelett! Brüchig und zerrissen war das Totengewand. Die
Gestalt trug etwas auf ihren Armen! Eine Frau!
    Sekunden nur währte dieser Eindruck, und die Szene spielte
sich vor ihnen ab wie auf einer Leinwand.
    Gerlich zeigte, daß er auf Draht war. Er riß die
Tür auf und stürzte nach draußen.
    »Stehenbleiben!« schrie er durch die Nacht.
    Doch die Gestalt war schon in der Dunkelheit, hinter den
Büschen und Bäumen verschwunden.
    Gerlich verhielt im Schritt, blickte sich aufmerksam in der Runde
um und lauschte, ob er vielleicht ein verräterisches
Geräusch hörte, das ihm anzeigte, in welcher Richtung der
Unheimliche mit seiner Last davongelaufen war.
    Narrte ihn ein Spuk oder wollte man ihn auf den Arm nehmen? Gingen
die Menschen in diesem merkwürdigen Dorf, in dem angeblich die
Toten aus den Gräbern kamen, so weit, daß sie nun ein
solches Theater veranstalteten?
    Er sah den Sinn nicht.
    Gerlich lief ein paar Schritte am Haus entlang. Er drückte
dichtstehendes Buschwerk zur Seite, um auf das Wiesengelände
hinter dem Haus zu gelangen. Einzelne Bäume standen hier.
    Er ging auf einen zu.
    Er blieb stehen. Weit und breit war nichts mehr zu sehen. War
alles nur Einbildung gewesen? Dann war dies bedeutungsvoll, ging es
ihm durch den Kopf. Die wilden, phantastischen Erzählungen und
Andeutungen, die er im Lauf des heutigen Tages gehört hatte,
waren demnach doch nicht spurlos an ihm vorübergegangen.
    Er hörte das Rascheln hinter sich und wirbelte herum. Direkt
neben dem Baum stand etwas.
    Bizarr und unwirklich hob sich der gräuliche Körper von
der dunklen Rinde ab. Knochige Finger streckten sich nach Gerlich
aus. Er starrte in große, dunkle Augenhöhlen, in denen die
Sinnesorgane fehlten.
    Ein verwüstetes Totengesicht!
    Die Leiche trat einen Schritt nach vorn.
    Ein Zweig knackte. Aus drei Metern Entfernung schob sich eine
zweite wandelnde Leiche heran, eine dritte!
    Gerlichs Augen irrlichterten…
    Wurde er wahnsinnig? Dies hier widersprach doch allen
Naturgesetzen!
    Er war im ersten Moment derart benommen, daß er zu lange
zögerte. Eine Knochenhand berührte ihn. Die Finger krallten
sich in sein Hemd. Er hörte, wie das Gewebe zerriß, als er
sich nach hinten warf. Gerüche von Verwesung und Grab trafen
ihn.
    Gerlich erschauerte. Mit schreckgeweiteten Augen registrierte er,
daß dies hier keine Attrappe war, kein maskierter Mensch, der
ihm aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen einen Schrecken
einjagen wollte.
    Es war Wirklichkeit! An diesem Körper gab es keine gesunde
Haut, in diesem Körper existierten keine Organe mehr. Die waren
zerstört durch einen hundertjährigen Aufenthalt in einem
tiefen Grab.
    Er fühlte einen brennenden Schmerz, als die spitzen und
langen Fingernägel seine Haut aufkratzten.
    Gerlich taumelte. »Zurück!« preßte er hervor.
Wie in Trance riß er seinen Dienstrevolver hervor.
    Aus der Ferne hörte er einen gellenden Aufschrei, der das
ganze Entsetzen, die ganze Panik eines Menschen widerspiegelte, der
etwas Schreckliches erlebte.
    Schorl! Sein Mitarbeiter.
    Dann Schweigen.
    Drei Wiedererweckte kamen von drei Seiten auf ihn zu.
    Gerlich drückte ab. Laut und trocken krachte der
Schuß.
    Die Kugel fetzte durch das fadenscheinige Totenhemd, pfiff durch
die Rippen und sauste surrend aus dem Rücken heraus. Sie landete
irgendwo in der weichen, fruchtbaren Erde.
    Ein zweiter, ein dritter Schuß! Eine Kugel bohrte sich
surrend in die Schädeldecke des lebenden Toten, den er aufs Korn
nahm. Doch der Erfolg war gleich Null!
    Gerlich wußte, wann etwas aussichtslos war! Er versuchte es
kein weiteres Mal. Nur eins war klar: er durfte sich keine Sekunde
länger als nötig hier aufhalten.
    Er lief davon. Er war nicht mehr der Jüngste, und das Rennen
fiel ihm schwer, doch er lief um sein Leben und holte
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