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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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voraussehen
können. Er hatte Ort und Zeit gewußt und so auf Anhieb die
Person kennengelernt, die offensichtlich wichtig für ihn
war.
    Und Al Nafuurs Hinweise und die Zukunftsbilder in der
Kristallkugel ergänzten sich auf geheimnisvolle Weise.
    Antonia Harter war die Nichte eines Mannes, der Hans Leibold
hieß.
    Im Gespräch mit Antonia hatte Björn herausgefunden,
daß dieser Hans Leibold ein sehr merkwürdiger Mann war.
Alles Übersinnliche und Okkulte zog ihn beinahe mit magischer
Gewalt an, und sie wußte zu berichten, daß Leibold sich
mit Spiritismus befasse und sehr viele alte Bücher zu Hause
habe, die sie nicht verstehe.
    »Er ist ein richtiger alter Spinner«, meinte sie.
    Aber alte Spinner interessierten Hellmark. Und als er erfuhr,
daß Antonia grundsätzlich die Nacht von Samstag auf
Sonntag in der Wohnung des alten Spinners verbringe, um dort zu
schlafen, da wußte er auch, wie seine Nacht aussehen
würde.
    Es bereitete ihm keine große Mühe, Antonia auch ohne
Worte davon zu überzeugen, daß es bestimmt nicht verkehrt
sei, ihn für diese Nacht mit in diese Wohnung zu nehmen. Mit
seinem männlichen Charme begeisterte er sie so sehr, daß
sie zustimmen würde.
    Und noch etwas zeigte sich in dem Gespräch mit Antonia.
    Sie hatte eine Freundin. Die war Malerin und wohnte in einem
großen Bauernhaus. Sie hieß Regina Tärser.
    Damit aber sagte Antonia Harter ihrem gutaussehenden und
hervorragend tanzenden Partner wiederum nichts Neues.
    Auch Regina Tärser kannte er. Durch die Kristallkugel. Er
hatte darin beobachtet, wie sie auf einem dunklen Pfad ging, der zu
dem abgelegenen Bauernhaus führte.
    Es war Nacht gewesen. Eine Nacht wie diese. Auf irgendeine Weise
gewann die Gestalt Regina Tärsers ebenfalls Bedeutung für
ihn, auch wenn er nicht wußte wie.
    Doch es gab keine zufällige Bilder in der Kugel. Alle hatten
ihre ganz bestimmte Bedeutung. Manche waren allerdings nicht immer
ganz einfach zu deuten.
    Während er hier im »Bayrischen Hof« mit Antonia
flirtete und soviel wie möglich über deren Onkel erfahren
wollte, versetzte er gleichzeitig seinen Doppelkörper dorthin,
wo Regina Tärsers Wohnhaus lag.
    Der Zufall wollte es, daß er unmittelbar nach der
Materialisation seines Kopiekörpers in Kumberg auf ein
Geräusch und einen unterdrückten Schrei aufmerksam
wurde.
    Er war zu einem Zeitpunkt hier an der bayrisch-tschechischen
Grenze eingetroffen, da etwas in Gang geraten war, das Menschen in
Gefahr brachte.
    Als Macabros registrierte er den Vorfall, versetzte sich zwei
Kilometer weit zurück und tauchte wie ein Spuk an der Stelle
auf, an der Regina Tärser durch die Hand Hans Leibolds zu Tode
gebracht werden sollte.
    Es war noch mal alles gutgegangen.
    Aber Björn konnte es kaum abwarten, mehr über das Leben
und die Person Leibolds zu erfahren. Wer war er? Was machte er
wirklich?
    Als Macabros hielt er sich noch immer im Krankenhaus bei Regina
Tärser auf. Die Behandlung hatte sich etwas verzögert. Ein
schwerer Unfall war eingeliefert worden, und Schwestern und
Ärzte hatten alle Hände voll zu tun.
    Die Zeit verrann.
    Hellmark spürte die zunehmende Ermüdung und Belastung,
die stets dann auftrat, wenn er seinen Doppelkörper über
einen langen Zeitraum hinweg aufrechterhalten mußte.
    Er bemühte sich so gut es ging, Antonia Harter von dieser
Ermüdung nichts merken zu lassen.
    Er schüttelte die Nachdenklichkeit ab.
    Es fiel ihm ständig wieder etwas Neues ein, womit er seine
Partnerin unterhalten konnte, und Antonia hörte aufmerksam
zu.
    Sie gewann den Eindruck, daß er ein richtiger Abenteurer
war, ein Mann, der schon viel in der Welt herumgekommen war und viel
zu erzählen wußte.
    Sie kehrten an ihren Tisch zurück. Björn hatte seinen
Arm um ihre Hüften gelegt. Sie schmiegte sich an ihn.
    Antonia trank den letzten Rest aus ihrem Glas und warf dann einen
Blick auf ihre Uhr.
    »Kurz nach Mitternacht«, gähnte sie,
unterdrückte dieses Gähnen aber dann sehr schnell.
»Sie wollten noch die Bücher sehen, Björn, nicht wahr?
Wenn es noch später wird, hab’ ich noch weniger Lust.
Wollen wir gleich aufbrechen?«
    »Das liegt ganz bei Ihnen?«
    »Oh, ja, ich bin schon dafür.« Es klang aufrichtig,
aber sie dachte nicht an die obskuren Bücher. Sie dachte an
etwas anderes. Das sah man ihren Augen an.
    Björn bezahlte die Zeche.
    Es war zehn nach zwölf, als sie den »Bayrischen
Hof« verließen. Sie nahmen ein Taxi bis in die
Straße, wo Hans Leibold wohnte.
    »Er ist nicht zu Hause.
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