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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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Samstags nie«, kicherte Antonia
und lehnte ihren Kopf an Björns Schulter.
    »Wieso nicht?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er ’ne Freundin. So etwas
kommt ja vor, selbst in diesem Alter noch. Er hat allerdings nie von
ihr erzählt. Vielleicht geniert er sich.«
    »Und Sie haben nie danach gefragt?«
    »Nee, das tu’ ich nicht. Nicht bei ihm. Ich glaube, er
ist da ein bißchen komisch. Mir reicht’s, wenn ich die
Nacht in seiner Wohnung verbringen darf. Mehr interessiert mich
nicht. – Aber wir sollten uns endlich dieses dumme Sie
abgewöhnen«, fügte sie unvermittelt hinzu.
»Soviel ich mich erinnere, haben wir mindestens dreimal
Brüderschaft getrunken.«
    »Viermal.«
    »Na also, dann müßten wir’s doch endlich
können.«
    »Bei mir dauert’s meistens ein bißchen
länger. Ich erinnere mich immer erst am nächsten Morgen
genauer daran.« Er grinste jungenhaft.
    Der Chauffeur hielt an.
    Das dreistöckige Mietshaus lag in einer düsteren
Straße.
    Nirgends im Haus brannte mehr Licht.
    Antonia hatte die Schlüssel dabei. Die Wohnung Leibolds lag
im dritten Stockwerk, direkt unter dem Dach.
    Sie gingen im Dunkeln nach oben. »Das hat seine
Gründe«, wisperte die schöne Antonia und wandte
Björn ihr nettes Gesicht zu. »Man weiß nie, wer
hinter den Türen steht.« Sie hauchte ihm einen Kuß
auf den Mund und lachte gurrend.
    Björn glaubte den Grund besser zu kennen. Dies war nicht der
erste Liebhaber, den sie mitbrachte. Sie fühlte sich frei und
ungebunden und richtete ihr Leben so ein, wie sie es für richtig
hielt. Sie wechselte des öfteren die Freunde, weil sie noch
nicht den richtigen gefunden hatte. Davon sprach sie jetzt
natürlich nicht. Aber Björn wußte, daß er
richtig lag mit seiner Vermutung.
    Die Wohnungstür war mit einer braungemusterten Scheibe
verglast.
    Antonia drückte die Tür nach innen.
    »Die Luft ist ein bißchen muffig«, sagte die
Serviererin leise. »Aber das vergeht auch nicht, selbst wenn den
ganzen Tag über die Fenster geöffnet sind. Das liegt am
Haus. Es ist ein Altbau. Hier ist der Schwamm drin.«
    Sie tastete nach dem Lichtschalter. »Nanu«, wunderte sie
sich.
    »Kannst du ihn nicht finden?«
    »Doch, doch. Aber das Licht geht nicht an. Wahrscheinlich ist
’ne Birne kaputt. Moment, bitte. Ich mach’s vorn an, im
Wohnzimmer. Nicht, daß du irgendwo dagegen stößt.
Hier steht ’ne Menge altes Zeug rum. Ist mehr ’ne
Rumpelkammer als ’ne Wohnung. Aber jedem Tierchen sein
Pläsierchen!«
    Björn blieb an der Tür stehen, während sie wie ein
Schatten davon huschte. An seiner Nase wehte ihr herbes Parfüm
vorbei.
    Er trat einen Schritt weiter vor, schloß leise die Tür
hinter sich und wartete dann ab, daß endlich das Licht
anging.
    »Es geht nicht! Der Strom muß ausgefallen sein oder die
Sicherung ist rausgeflogen. Na, so ein verdammter
Blödsinn«, hörte er Antonia in der Dunkelheit
fluchen.
    Björn ließ die Atmosphäre der dunklen Umgebung auf
sich wirken.
    Ganz plötzlich war das Gefühl da, seine Muskeln
strafften sich und seine Sinne waren aufs äußerste
gespannt.
    Antonia und er waren nicht allein. Da war noch jemand in der
dunklen Wohnung.
    Er hörte den Atem des Fremden, Unsichtbaren…
    Ganz dicht neben sich!
     
    *
     
    Alois Koller war dreiundsiebzig. Er bewohnte mit seiner Frau
Martha das letzte Haus in der Straße, die direkt zum
abgelegenen Dorffriedhof führte.
    Koller ging nie vor ein Uhr nachts ins Bett. Er konnte ohnehin
nicht schlafen.
    Koller saß in dem bequemen, verschlissenen Sessel, einen
altmodischen, runden Couchtisch neben sich, auf dem eine Flasche Wein
und ein Glas standen.
    Mit leicht zittriger Hand griff er nach dem Glas und leerte den
Rest mit einem Schluck.
    »Genug für heut’«, sagte er im
Selbstgespräch. Er drückte den Korken in den Flaschenhals
und erhob sich. Er reckte und drehte sich, und in den alten Knochen
knackte es.
    Als er jetzt mitten im Raum stand, konnte er zum Fenster hinaus
sehen. Die Dunkelheit breitete sich weit über das Land aus. Am
Himmel flimmerten die Sterne. Schwarz und hart lag die bewaldete
Anhöhe dem Wohnzimmerfenster gegenüber.
    Koller bewegte sich auf unsicheren Füßen zum Fenster.
Er wollte noch mal tief die frische, würzige Luft einatmen und
sich dann zu Bett legen.
    Er beugte sich ein wenig nach vorn, stützte sich auf die
Fensterbank und ließ den Blick in die Dunkelheit schweifen. Die
Wohnung lag im Hochparterre, und die Außenwände waren mit
Schieferziegeln bedeckt.
    Sie waren alt
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