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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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gräßliche
Maul mit den starken, raubtierähnlichen Zähnen.
    Das unheimliche Wesen lebte wirklich, doch kein Laut kam aus
seinem knochigen, von einem zerfetzten Gewand bedeckten Körper.
Die lederartige Haut, die noch teilweise die Knochen bedeckte, war
aufgesprungen und an manchen Knochen so weit zurückgegangen,
daß der blanke Knochen völlig frei lag.
    Die schwarze Mauer um Leibold herum war dichter geworden, und er
hatte das Gefühl, unter einer lichtundurchlässigen Glocke
zu hocken.
    Er nahm die nähere Umgebung nicht mehr wahr.
    Die Bäume, die Grabsteine und Kreuze seitlich und hinter ihm
wurden durch diese unbarmherzige, bedrohliche Dunkelheit
verschluckt.
    Auch das war anders.
    Die beiden anderen Male hatte alles in normaler Atmosphäre
stattgefunden, sofern man Spannung und Erregung, unter denen er
gestanden hatte, als normal bezeichnen konnte.
    Aber die Schwärze, die alles abdeckte, machte auch alles so
unheimlich.
    Dies hier ging über sein Begriffsvermögen und über
das, was er wollte. Er merkte, daß er einen Schritt zu weit
gegangen war…
    Der Unheimliche stieg vollends aus dem Grab.
    Er überragte den Hockenden um mehr als das Doppelte.
    Das Blut hämmerte es in Leibolds Schläfen.
    Ich hätte es doch nicht tun sollen. Aber nun gab es kein
Zurück mehr. Die Dinge waren in Fluß geraten.
    Ich muß weg hier! Dieser Gedanke erfaßte ihn mit einem
Mal in einer Stärke, daß ihm der Schweiß
ausbrach.
    Er wollte sich erheben, denn er brachte nicht länger die
Kraft auf, diesem zum Leben erweckten Toten länger in die
schwarzen, leeren Augenhöhlen zu sehen.
    Das Ding aus dem Grab war kein Mensch! Es war ein Riese von
über zwei Metern Länge, mit breiten, ausladenden Schultern,
über denen sich die Reste des zerfetzten Totengewandes
spannten.
    »Sie sind… Josef Burger, der Herr der Toten?« Es
bereitete Leibold Mühe, die Worte zu formen.
    Seine Stimme verhallte, und er erhielt keine Antwort.
    Der Wiedererweckte stand jetzt dicht vor ihm. Wie bei einem
Roboter kamen die beiden Hände der schaurigen Gestalt nach vorn
und legten sich um den Hals des Totenbeschwörers.
    Ein ungläubiger Ausdruck trat in Leibolds Augen. Sie wurden
groß. Er röchelte. Die Knochenhände, zwischen deren
Fingern sich die schwarzen Hautreste wie Schwimmhäute spannten,
drückten zu. Hart und gnadenlos.
    Leibolds Gesicht lief rot an und wurde dann blau. Seine Hände
zuckten wie erlahmte Flügel. Er brachte sie in die Höhe, um
dem schrecklichen Mörder, den er selbst gerufen hatte,
Widerstand entgegenzusetzen.
    Es war, als ob ein Kind sich gegen einen Riesen zur Wehr
setzte.
    Er versuchte vergebens, seine schweißnassen Finger unter die
angefressenen Knochen des Herrn der Toten zu schieben. Er fühlte
das trockene, spröde Fleisch, die rauhen Knochen, und vor seinen
Augen begann alles zu kreisen.
    Seine Lungen schienen zu bersten. In seinem Gehirn entwickelten
sich letzte Gedanken: Man soll sich nicht mit Dingen einlassen, die
man nur zur Hälfte oder gar nicht verstanden hat!
    Diesen Gedanken nahm er mit ins Jenseits.
    Der Wiedererweckte ließ erst los, als Hans Leibold sich
nicht mehr rührte.
    Schlaff wie eine Marionette, an der man die Fäden
durchgeschnitten hat, fiel er zur Seite.
     
    *
     
    Der dem Grab Entstiegene kletterte über den Toten hinweg. Die
undurchdringliche Finsternis, die über dem Ort des schrecklichen
Geschehens lastete, wich noch immer nicht.
    Der Herr der Toten näherte sich der hintersten Ecke des
Friedhofes. Er streckte die knochigen Arme aus, und das brüchige
Gewand über seinem mumifizierten, ausgetrockneten Körper
raschelte leise.
    In der Luft knisterte es, als fänden elektrische Entladungen
statt. Ein zufälliger Beobachter der schaurigen Szene würde
gespürt haben, daß hier noch etwas anderes anwesend war.
Man fühlte die Nähe des Körperlosen. Eine Macht aus
der Hölle schwebte als unsichtbarer Geist über dem
verlassenen Friedhof.
    Der Unheimliche bestrich mit seinen großen Händen den
Boden. Und dann begann er in der Tiefe zu rumoren.
    Die Erde spaltete sich. Knochige Hände hoben sich aus dem
Boden, Tote verließen die Gräber, die von keinem Grabstein
gekennzeichnet wurden.
    In dem breiten, häßlichen Gesicht des durch Leibold ins
Diesseits Zurückgerufenen zeigten sich deutlich
verächtliche, sarkastische Züge.
    Er hatte es geschafft! Der Fluch erfüllte sich. Er war
zurückgekommen, aber er würde nicht der einzige sein.
    Auch die anderen würden wiederkehren.
    Alle die, die
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