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Macabros 005: Die Schreckensgöttin

Macabros 005: Die Schreckensgöttin

Titel: Macabros 005: Die Schreckensgöttin
Autoren: Dan Shocker
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werden langweilig, weil es immer hin und her
geht, Raketenstarts sind perfekt geworden, obwohl jeder einmal damit
gerechnet hat, daß so eine Blechröhre mal in die Luft
geht.« Sie holte weit aus, um ihn von seinen trüben
Gedanken abzulenken.
    »Es ist alles wahr, die Geschichte hat sich niemand aus den
Fingern gesogen.« Er wankte um den Tisch herum, als würde
ihm plötzlich schwindelig, und ließ sich in einen Sessel
plumpsen. An der Wand dahinter hingen zwei Bilder. Eine in zarten
Farben gehaltene Ansicht der Themse mit der Tower Bridge in
Nebelstimmung, und die dunkle Darstellung eines romantischen
Schlosses in Schottland. Zwei sehr gute Arbeiten. Beide von Edgar
Laughton gemalt.
    Laughton war in keinem der zahlreichen Londoner
Künstlerbünde Mitglied. Er war ein Einzelgänger. Er
hatte als junger Mensch in Paris und New York studiert und war
Meisterschüler bei Jean Ruleone gewesen. Laughtons
Landschaftsbilder waren von einem magischen Naturalismus, der sofort
gefangen nahm.
    Laughton verkaufte nur wenig. Er dachte nicht an den materiellen
Gewinn. Er lebte sein eigenes Leben, zurückgezogen und in sich
versunken. Oft malte er wochen-, monatelang kein Bild. Dann packte es
ihn plötzlich, und er arbeitete fieberhaft bis zum Exzeß.
In drei, vier Stunden war dann ein Bild vollendet.
    Von Anfang an saß jeder Pinselstrich. Aus seinen Bildern
sprach Liebe zur Natur und eine Art von Traurigkeit, die mit Worten
nicht zu beschreiben war, die sich aber in Farben und Formen stark
ausdrückte.
    Millie Shunner war keine große Kunstkennerin. Aber die
Bilder Laughtons liebte sie.
    Durch die Bilder war sie auch mit Edgar Laughton bekannt geworden.
Rund zwei Jahre war es her, daß Laughton durch Soho gelaufen
und in den Geschäften und Restaurants einige seiner Bilder
angeboten hatte. Er hatte wieder einmal dringend Geld gebraucht. Zwar
lebte er bescheiden, aber ohne Miete, Strom und ein Stück Brot
kam auch der bescheidenste Mensch nicht aus.
    Laughton war in die Bar geraten, in der Millie Shunner als
Serviermädchen, als Stripperin und Animierdame fungierte. Sie
war nicht das einzige weibliche Wesen, das Butch, der Wirt,
angestellt hatte. Aber sie war die sympathischste. Und sie war die
einzige gewesen, die sich wirklich für seine Bilder interessiert
hatte.
    Sie hatte ihn mit hoch genommen auf ihr Zimmer. Hier hatte sie die
Themse-Ansicht gekauft. Von diesem Tag an war Laughton immer wieder
zu Millie gekommen. Eine seltsame Gemeinsamkeit verband die beiden
ungleichen Menschen.
    Hier bei Millie bekam er kostenlos manchen Drink, hier gab es auch
mal ’ne warme Mahlzeit.
    »Ich geb’ dir einen Drink«, sagte sie besorgt. Sie
ging zum Barschrank, nahm eine Ginflasche heraus und mußte
feststellen, daß die bis auf einen winzigen Rest geleert war.
Millie nahm ein kasackähnliches Kleidungsstück vom Haken
hinter der Tür und warf es sich über die Schulter. Das
pokurze großgemusterte Kleid wurde von einem fingerdicken
gedrehten Wollgürtel in der Mitte zusammengehalten.
    »Ich bin gleich wieder da«, rief sie. »Ich
hol’ nur rasch eine neue Flasche.«
    »Nicht nötig, Bleib bei mir! Ich möchte mit dir
sprechen. Ich mag nicht allein sein.« Seine Augen blickten
ängstlich.
    »Ein Gin tut dir gut. Laß mich nur machen!« Mit
diesen Worten war sie schon aus der Tür und eilte die knarrenden
Stufen hinunter. Im Gang brannte kein Licht. Es war finster. Aber
Millie kannte hier jeden Fußbreit Boden.
    Sie passierte eine Verbindungstür, kam von hier aus in den
Flur, wo die Türen zu den Toiletten mündeten.
    Der Lärm aus der Bar drang an ihr Ohr. Das würde sich
beim ersten Auftritt legen. Dann wurde es immer
mucksmäuschenstill.
    Butch, der Inhaber der Bar, ließ ab halb neun sein Programm
laufen. Bis dahin zeigte er einige Sex- und Pornofilme aus
Dänemark. Die Streifen wurden als Unterhaltung gern hingenommen.
Aber die Besucher waren anspruchsvoller und abgebrühter
geworden. Nur mit Filmen allein lockte man keinen müden Krieger
mehr in eine Bar von Butchs Klasse. Rassige Modelle, die lebten,
mußten ran.
    Durch den Hintereingang, an der noch leeren Bühne vorbei, kam
sie zur Theke vor, hinter der Evelyne bediente. Sie trug einen
handbreiten Rock und darüber eine winzige weiße
Schürze, bei der man zweimal hinsehen mußte, um sie
überhaupt zu sehen. Ihr strammer Busen schien den weichen
Pullover zu sprengen, den sie zwei Nummern zu eng gekauft hatte.
    »Butch hat schon nach dir gefragt«, meinte Evelyne. Sie
war fast
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