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Macabros 005: Die Schreckensgöttin

Macabros 005: Die Schreckensgöttin

Titel: Macabros 005: Die Schreckensgöttin
Autoren: Dan Shocker
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zerstörten Spiegels. Sie
mußte dagegen gefallen sein.
    Aber es gab seltsame Widersprüche, die nie geklärt
wurden. Hausbewohner behaupteten, Misses Roughly noch am Morgen
dieses Tages gesehen zu haben.
    Die Untersuchung aber ergab eindeutig, daß Misses Roughly
schon seit über einer Woche tot hier liegen mußte. Die
Verwesung war so weit fortgeschritten, daß jede andere
Behauptung Unsinn war.
    Ein Hauch des Geheimnisses umgab den Tod von Betty Roughly.
    Carminia Brado redete nur sehr wenig. Sie fand hier in der Wohnung
alles so wieder, wie sie es in der magischen Kristallkugel von Rani
Mahay beobachtet hatte.
    Die Leiche vor dem zerstörten Spiegel. Der Spiegel aber war
für sie, Carminia Brado das wichtigste. Spiegel spielten in
Hellmarks abenteuerlichem Leben eine große Rolle.
     
    *
     
    Die Wohnung wurde versiegelt. Patrick nahm Carminia Brado mit. Im
Hotel sprachen sie in Ruhe über alles. Laughton war ebenfalls
anwesend. Die Brasilianerin erfuhr alles, was Patrick an diesem Tage
mit Hellmark unternommen hatte. Sie wurde auch in die Sitzung bei Dr.
Shaker, dem Psychologen eingeweiht, und das Schicksal von Laughton,
der dreißig Jahre seines Lebens vergessen hatte, kam auch zur
Sprache.
    Carminias Kopf dröhnte. Sie wollte gern allein sein.
Dafür hatte Patrick Verständnis.
    Carminia zog sich auf das Zimmer Björns zurück. Aber
dort hielt sie es nicht lange aus. Sie hatte das Gefühl zu
ersticken. Sie verließ das Hotel, und Richard Patrick
beobachtete sie von der Halle aus, in der er mit Laughton saß,
der noch nicht ahnte, daß die Jagd auf sein Leben durch die
Zerstörung des transdimensionalen Tores endgültig zu Ende
war, denn die Höllenhunde und Vampirkatzen konnten diese
Brücke nicht mehr benutzen.
    Carminia lief ziellos durch die belebten, abendlichen
Straßen Londons.
    Zahllose Gedanken und Fragen erfüllten sie. Die Brasilianerin
versuchte Ordnung in ihr aufgewühltes Bewußtsein zu
bringen.
    Am Picadilly Cirkus, wo der rauschende Verkehr von allen Seiten
herbeiflutete und um das Eros-Denkmal rollte, setzte sie sich
gedankenverloren auf eine steinerne Stufe in der Mitte des Kreisels.
Junge Menschen, Mädchen und Burschen, unterhielten sich
engumschlungen. Und die Autos fuhren vorbei und die Lichtreklamen
zuckten.
    Carminia Brado fühlte sich trotz dieser Betriebsamkeit allein
auf der Welt.
    Aber sie war nicht allein. Jemand stand neben ihr. Jemand, den sie
nicht sehen konnte.
    Björn Hellmark!
    Er war den Weg zurückgegangen, als der Kampfeslärm
verstummt war. Und er hatte den Tempel der Schreckensgöttin als
einen Trümmerhaufen vorgefunden. Die dämonischen
Verteidiger gab es nicht mehr, die Heere der Skelette waren vom Winde
verweht.
    Eine eigentümliche Ruhe breitete sich über der
unwirklichen, fremden Landschaft aus.
    Und dann war er den Weg über die Trümmer gegangen, auf
eine finstere Straße zu. Und rundum zeigten sich die
wohlvertrauten Schemen einer Stadt, in der er schon so oft gewesen
war: London. Er sah die Menschen, den Verkehr, und er war mitten
drin. Er konnte es sehen, aber er konnte nichts hören.
    Er war weitergegangen und hatte den Picadilly Circus erreicht. Und
auf einer steinernen Stufe zu Füßen des Eros sah er
Carminia sitzen. Ernst, verschlossen, nachdenklich.
    Und dann hatte er neben ihr gestanden. Er fühlte sich
erleichtert und in einem Schwebezustand, wie er ihn nicht beschreiben
konnte.
    Er war mitten in London. Und doch bemerkte ihn niemand. Man sah
ihn nicht, er war unsichtbar.
    Er legte Carminia die Hand auf die Schulter. Sie bemerkte es
nicht. Er sprach mit ihr. Aber sie konnte ihn nicht hören. Er
war ihr auf Tuchfühlung nahe – und doch trennten sie
Lichtjahre voneinander.
    Er war nur ein Geist, der einen Blick in die Welt warf, aus der er
gekommen.
    »Du brauchst keine Angst um mich zu haben. Ich lebe und werde
einen Ausweg finden. Ich werde versuchen, dir immer ganz, ganz nahe
zu sein.« Die Worte kamen einfach über seine Lippen.
    Carminia vernahm sie nicht.
    Sie hatte die Augen geschlossen, sie dachte nach, und während
er neben ihr stand, hoffte er, daß sie wenigstens fühlte,
wie intensiv er an sie dachte.
    Ihr Gesicht verklärte sich plötzlich. Ein
flüchtiges Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, über
die er zärtlich seinen Zeigefinger führte.
    Und plötzlich war da noch ein vertrautes Gesicht in der
Nähe von Carminia.
    Es war Richard Patrick, der Verleger der »Amazing
Tales.«
    Er war über die Straße gekommen und ging auf
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