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Macabros 005: Die Schreckensgöttin

Macabros 005: Die Schreckensgöttin

Titel: Macabros 005: Die Schreckensgöttin
Autoren: Dan Shocker
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dem gleich eine
steile Treppe zu einem muffigen, nach Rauch, Alkohol und verbranntem
Fett riechenden Flur hinaufführte.
    Edgar Laughton atmete stoßweise. Der Schweiß perlte
auf seiner Stirn.
    Er blieb einen Moment an dem schrägen Flurfenster stehen, das
vielleicht vor Jahren zum letztenmal mit Wasser in Berührung
gekommen war.
    Durch die fast blinde Scheibe konnte Laughton in die Wohnung der
Animiermädchen sehen, die in speziell für sie reservierten
Räumen ihrer steuerfreien Nebenbeschäftigung
nachgingen.
    Gleich gegenüber lag ein Trümmergrundstück. Auf
einer einsamen Mauer klebte ein riesiges Plakat, das für eine
Sex-Zeitschrift warb.
    Das indirekte Licht aus den umliegenden Häusern reichte aus,
um die roten und schwarzen Buchstaben auf dem weißgrundigen
Plakat lesen zu können.
    ›Erleben Sie den Super-Sex Ihres Lebens in
»Explosive«, dem Magazin für harte Männer. Sehen
Sie sich das Girl an! Ist es nicht fabelhaft?‹ Mit dem Girl war
eine vollbusige Schönheit gemeint, die Laughton direkt ins
Gesicht zu blicken schien. Das Bild der Dame nahm Zweidrittel des
Riesenplakates ein. Ihr Busen stach spitz hervor. Wäre er
dreidimensional gewesen, hätte ein ausgewachsener Mann darauf
bequem Platz nehmen können.
    Edgar Laughton atmete tief durch und stieg die restlichen Stufen
nach oben.
    Mehrere Türen mündeten auf einen lichtlosen Gang.
    Der Mann klopfte an eine Tür.
    »Millie?« fragte er. »Bist du da?«
    »Ja, was is’n?« meldete sich sofort eine Stimme.
Rauchig, ein wenig verrucht.
    »Ich bin’s, Edgar.«
    Er wartete erst gar nicht ihr »Komm rein« ab. Er
öffnete die Tür.
    Ein handtuchschmaler Korridor, führte direkt in ein
Wohnzimmer mit weichen, vornehmen Polstermöbeln. In einer Ecke
stand ein breites französisches Bett, darauf hockten Donald Duck
und seine Mannschaft in Plüsch.
    Millie Shunner liebte Comicfiguren aus Plüsch über
alles.
    Sie saß in einem Sessel und sah beinahe wie eine richtige
Dame aus.
    Die Beine weit von sich gestreckt, saß sie neben einer
hellen Stehlampe und legte das Magazin auf ihren nackten Bauch, als
Laughton erschien.
    Millie Shunner trug außer einem knappen BH und einem
ebensolchen Slip kein weiteres Kleidungsstück.
    Sie hatte feste, lange Beine und einen prallen Busen. Millie war
als Fotomodell ebenso begehrt wie als Stripperin.
    Sie hatte viele Freunde.
    Die kamen genau nach Terminbuch. Nur Laughton machte darin eine
Ausnahme.
    Der durfte kommen, wann immer er wollte.
    Millie hatte einen Narren an ihm gefressen. Es war ihr noch
niemals einer begegnet, der so treu, so doof und so bemitleidenswert
gewesen wäre.
    »Na, was ist los, Lieber?« fragte sie mit ihrer dunklen
Stimme. Damit konnte sie einem Mann einen Schauer über den
Rücken jagen.
    Millie Shunner fegte das aufgeschlagene Magazin auf den
flauschigen Teppichboden, mit dem der Dielenboden ausgelegt war. Sie
reckte sich, zog dann die Beine an und richtete sich auf. Ihre
Bewegungen waren geschmeidig wie die einer Raubkatze. Sie hatte
überhaupt etwas Katzenartiges an sich.
    Fehlte nur noch, daß sie anfing zu schnurren.
    Laughton wischte sich über seine schweißnasse
Stirn.
    »In Schwierigkeiten? Hat man dich nicht in Ruhe
gelassen?« Millie Shunner wußte Bescheid. Wenn Laughton so
abgeschlafft hier auftauchte, dann saß ihm wieder die Angst im
Nacken.
    Sie erhob sich.
    Er seufzte und kam auf sie zu. Sie legte ihre nackten Arme um
seinen Hals, drückte ihn an sich und streichelte seinen grauen
Kopf wie eine Mutter ihr Kind tröstet. »Wo drückt der
Schuh? Du zitterst ja am ganzen Körper.«
    Laughton schluckte. Er legte seinen Kopf an ihre Wange und
schloß die Augen. Die Nähe Millie Shunners tat ihm gut.
»Es ist aus, ich fühle es. Ich kann mich nicht länger
verbergen.«
    »Unsinn«, warf sie ein, ehe er sich näher
erklären konnte.
    Er öffnete die Augen. Sein Blick fiel auf die
zusammengefaltete Zeitung auf dem kleinen Tisch neben dem
Fenster.
    Der Evening Star!
    »Hast du das gelesen Millie?«
    Sie wußte im ersten Moment nicht, was er meinte. Sie folgte
seinem Blick.
    »Die Story von dem Höllenhund! Die Sache, die ganz
London in Atem hält! Du hast es bestimmt gelesen.«
    »Aber natürlich, Edy.« Sie lachte, bückte sich
und griff nach der Zeitung. »Ganz London muß verrückt
sein.«
    »Nein, Millie, kein Mensch ist verrückt.«
    »Das ist doch der dickste Hund, den sich die Schreiberlinge
erlauben konnten. Die brauchen mal wieder was Neues. Sensationen
werden rar. Die Kriege
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