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Lycana

Lycana

Titel: Lycana
Autoren: Ulrike Schweikert
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anbieten, das deinem Gaumen munden würde.«
    Die Druidin hob abwehrend die Hand. »Das ist auch nicht nötig. Ich bin nicht gekommen, um mit dir zu speisen.«
    Der Mann neigte den Kopf und ließ sich bedächtig ihr gegenüber auf einem Bärenfell nieder.
    »Was können wir für dich tun? Es ist noch zu früh, den Pakt zu erfüllen. Und mein Instinkt sagt mir, dass du nicht nur gekommen bist, um uns neue Geschichten aus der Welt zu bringen!«
    Er lehnte sich in die Felle zurück. Die Druidin ließ sich durch seine kränkliche Erscheinung nicht täuschen. Tara wusste, dass er nicht nur schnell und stark war. Es war der älteste und mächtigste Werwolf seiner Sippe. Dennoch würde sie das Gespräch auf ihre Weise führen.
    »Die Geschichten aus der Welt sind aber durchaus wert, gehört zu werden! Ich bin bis nach Rom gereist.«
    Zum ersten Mal huschte so etwas wie ein Lächeln über die bleichen Lippen. »Wolltest du mit eigenen Augen sehen, wie sich die Clans der Vampire gegenseitig an die Kehle gehen? Unsere Lycana und die Vamalia aus Hamburg, die Nosferas aus Rom, die Vyrad aus London und Pyras aus Paris, ja und die verehrten Dracas aus Wien - habe ich alle?« Er warf der Druidin einen Blick zu. Sie nickte.
    »Sie alle zwischen denselben Mauern des alten goldenen Neropalasts, der Domus Aurea? Ich kann mir denken, es ist viel Blut geflossen!«
    »Nein!«, widersprach Tara in scharfem Ton. »Der Krieg zwischen den Vampirclans ist beendet. Ich habe den Clanführern vor einem Jahr bei unserem Treffen auf Burg Chillon am Genfer See den Vorschlag unterbreitet, von nun an die jungen Vampire aller Familien gemeinsam auszubilden und zu stärken, und sie haben geschworen, Frieden zu schließen - oder zumindest, sich nicht länger zu bekämpfen.«
    »Euer Treffen?«, wiederholte der alte Werwolf und lächelte schlau. »Willst du behaupten, sie hätten dich geladen, um sich mit dir zu beraten?«
    Sie wich der Frage aus. »Donnchadh war einverstanden. Und er ist der Führer der Lycana, der alten Familie der irischen Vampire.«
    »Donnchadh«, wiederholte Áthair Faolchu und schien dem Klang des Namens zu lauschen. »Und was sagt die schöne Mistress Catriona dazu?«
    Die Druidin hob beide Hände. »Es gibt nichts, das dir entgeht!«
    »Nicht viel. Doch du wolltest mir von Rom berichten und mich glauben machen, dieses Experiment sei nicht in einer Katastrophe gemündet?«
    »Nein, keine Katastrophe. Der Plan scheint aufzugehen. Die jungen Vampire werden lernen, die über Jahrhunderte genährte Feindschaft zu begraben, die ihre Familien näher an den Abgrund der Vernichtung geführt hat, als die Menschen es je hätten tun können. Nein, es war ein gutes Jahr, das sie alle gestärkt und neue Bündnisse geschaffen hat.« Nun lächelte die alte Frau, dann aber umwölkte sich ihre Stirn. »Und dennoch schwebt eine Gefahr über ihnen, die ich nicht vorausgesehen habe!«
    »Etwas, das nicht einmal die große, allwissende Tara vorausgesehen hat? Ich kann es kaum glauben!«
    »Dies betrifft nicht nur die Lycana und die Vampire allesamt. Es  bedroht auch einen der euren, den ihr ganz sicher nicht verlieren wollt!«
    Das spöttische Lächeln war wie weggewischt. »Haben wir ihn nicht bereits vor langer Zeit verloren?«
    »Nein! Wie kannst du so etwas sagen!«
    Der Werwolf beugte sich ein wenig vor. »Berichte! Und sage mir, was kann ich tun? Was können wir tun, um das Unheil zu verhindern?«
    Die Druidin erhob sich und griff nach ihrem Stab. Das Licht der Flammen glitt über die eingravierten Muster aus ineinander verschlungenen Spiralen, magische Zeichen der Kelten, die diese Insel lange vor den Christen bewohnt hatten. Die beiden Wölfe eilten an ihre Seite.
    »Die Kraft der alten Magie lässt nach. Schneller als bisher. Ich fühle es bereits seit Monaten. Und was das bedeutet, muss ich dir nicht sagen!«
    Áthair Faolchu erhob sich ebenfalls und trat in den Gang hinaus. Seine Miene war ernst.
    »Bring mich zum cloch adhair«, forderte Tara, als sie neben ihn trat. »Ich muss die Kraft des Steines spüren, um zu entscheiden, was zu tun ist.«
    Der Werwolf zögerte. Obwohl er ihr noch vor wenigen Augenblicken seine Unterstützung zugesagt hatte, widerstrebte es ihm nun unübersehbar, ihrer Forderung nachzukommen. Tara wartete geduldig und beobachtete den inneren Kampf, der sich in seiner Miene widerspiegelte. Sie scheute sich, ihn an den Pakt zu erinnern. Sie hatte das Recht, ihn jederzeit zu sehen und zu berühren!
    »Also gut, dann
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