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Lycana

Lycana

Titel: Lycana
Autoren: Ulrike Schweikert
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jüngste der Erben der Dracas, zu sagen. Ein lauernder Ausdruck trat dann stets in ihren Blick, und sie warf ihre lange, dunkle Lockenpracht zurück, bis sie das gesagt bekam, was sie in diesem Moment zu hören begehrte: »Franz Leopold ist der schönste junge Vampir, das stimmt, aber du und Anna Christina, ihr seid die schönsten Vampirinnen, die die Welt hervorgebracht hat!«
    »Was habt ihr vor?«, wollte Franz Leopold wissen. »Stimmt etwas nicht?«
    »Anna Christina will zur Baronesse, und ich war so leichtfertig, mich überreden zu lassen, sie zu begleiten.«
    Franz Leopold sah die beiden verblüfft an. »Was will sie dort?«, fragte er mit gesenkter Stimme.
    »Sie will nicht mehr zu dieser vermaledeiten Akademie für junge Vampire.«
    »Ja, denn ich bin nun eine erwachsene Vampirin und habe mit diesem Kinderkram nichts mehr zu tun«, fügte Anna Christina mit einer Stimme, scharf wie eine Messerklinge, hinzu.
    »Baron Maximilian sieht das anders und hat jede Diskussion abgelehnt, aber sie bildet sich ein, die Baronesse überzeugen zu können. Und ich soll ihr dabei helfen!«
    Karl Philipp machte aus seinem Missmut keinen Hehl. Franz Leopold hätte fast aufgelacht. Sein Cousin war Anna Christina einfach nicht gewachsen. Sie verstand es, ihren hübschen Kopf durchzusetzen - zumindest bei ihrem Vetter. Ob ihr das allerdings auch bei der Schwester des Clanoberhaupts gelingen würde, war fraglich.
    Plötzlich hellte sich die Miene seine Cousins auf. »Du musst auch mitkommen! Die Baronesse hat einen Narren an dir gefressen und wird eher auf dich hören als auf jeden anderen. Keine Widerrede!« Karl Philipp griff nach seinem Arm.
    Franz Leopold wusste sich wohl gegen seinen Vetter zu wehren, obwohl der ein Jahr älter und ein wenig kräftiger war. Nun aber nickte er, denn er war neugierig, wie das Gespräch verlaufen würde. An seinem Ausgang jedenfalls zweifelte er keinen Moment! Und vermutlich wusste auch Karl Philipp, wie es enden würde. Anna Christina jedoch sah zuversichtlich drein und näherte sich mit forschen Schritten der Tür zu den Gemächern der Baronesse Antonia.
    »Was wollt ihr? Seht ihr nicht, dass ich beschäftigt bin?«
    Der scharfe Klang ließ auch Anna Christina ein wenig zurückzucken und die Zuversicht schwand für einen Augenblick. Dann jedoch fasste sie sich wieder, knickste elegant, dass ihr ausladender Reifrock zurückschwang, und richtete sich dann sehr gerade auf.
    »Verzeiht, dass ich Euch störe, Baronesse Antonia. Ich würde gern etwas von großer Wichtigkeit mit Euch besprechen«, sagte sie tapfer.
    »Wichtig für mich oder für euch?«, fragte die Schwester des Clanführers, ohne den Blick von ihren langen Fingernägeln zu wenden, die eine ihrer Unreinen sorgfältig zu Spitzen feilte.
    »Wichtig für die Familie«, behauptete Anna Christina ein wenig keck.
    Nun sah die Baronesse auf. »So?«
    »Ich denke, es ist für niemand von Vorteil, wenn ich die Kinder«, sie betonte das Wort verächtlich, »zu ihrem Schulunterricht nach Irland begleite.«
    »Nein? Und warum nicht?«
    »Ich bin erwachsen …«
    »Bist du nicht«, unterbrach sie die Baronesse. »Du hast noch nicht am Ritual teilgenommen und gehörst daher auch noch nicht zu den erwachsenen Vampiren reinen Blutes.«
    »Aber ich werde siebzehn, noch vor Midwinter. Und dann werde ich aufgenommen und habe das Recht, selbst zu jagen und Menschenblut zu trinken!« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Franz Leopold fand, dass sie wie ein trotziges Kind wirkte. Fehlte nur noch, dass sie mit dem Fuß aufstampfte. Offensichtlich dachte die Baronesse ähnlich, denn sie runzelte ärgerlich die Stirn.
    »Wann du erwachsen bist, bestimme ganz alleine ich - oder der Baron«, fügte sie schnell hinzu. »Das Jahr in Irland wird dir nicht schaden, auch wenn ich von dem ganzen gemeinsamen Akademieplan nicht viel halte. Und wenn du zurück bist, können wir über deine Aufnahme sprechen.«
    »Dann ist bereits Midsommer«, rief Anna Christina entsetzt. »Ich kann und will nicht mehr so lange warten!«
    »Dir wird nichts anderes übrig bleiben.« Die Baronesse betrachtete ihre gepflegten Krallen im Schein eines Kerzenleuchters und streckte der Dienerin dann die andere Hand hin.
    Anna Christina warf ihren Cousins einen Hilfe suchenden Blick zu. »Sagt doch auch mal etwas!«
    Warum sollte er für Anna Christina in die Bresche springen und womöglich bei der Baronesse in Ungnade fallen? Andererseits entbehrte der Gedanke, fast ein Jahr ohne ihr
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