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Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)

Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)

Titel: Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)
Autoren: Sascha Menzer
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diesem Tag auch nicht als einziger seine Sachen gepackt, um diese „Promotion-Agentur“ schnellstmöglich wieder zu verlassen.
    Er wusste, dass er sich im Internet verlieren würde, wenn er dort auf Jobsuche gehen würde. Er ließ sich zu leicht von verlockenden Angeboten auf andere Webseiten ablenken und verbrachte Stunden damit, ergebnislos „rumzusurfen“. Daher blieb sein verschrammtes Notebook heute zugeklappt.
    Irgendetwas musste doch in den Zeitungsinseraten zu finden sein...
    Plötzlich blieb sein Blick an einer fetten Zeile hängen: „Medium zur Informationsbeschaffung gesucht, seriöse Tätigkeit“. Er hielt inne und versuchte, den Inhalt der Zeile gedanklich einzuordnen, um den Sinn zu verstehen. War das ernst gemeint? Oder handelte es sich um eine Astro-Line, die per Telefon hilfesuchenden, psychisch labilen  Anrufern das Geld aus der Tasche ziehen wollte? Interessant klang diese Anzeige auf jeden Fall, und es hörte sich nicht nach einem langweiligem Bürojob an. Seine Neugier war geweckt, und er beschloss, die Textzeilen aus dem Zeitungspapier heraus zu reißen. Bei dem Gedanken daran, die abgedruckte Telefonnummer anzurufen, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Es fühlte sich an, als würde er schon jetzt Kontakt bekommen, auf irgendeine „telepathische“ Art, mit der Person, die am anderen Ende der Leitung sein würde. Er schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich darauf, beim Abreißen die Telefonnummer nicht zu verletzen, um das Stückchen Papier in seinem Geldbeutel zu verstauen.
    Nun hatte er einen Plan und ein kleines Tagesziel. Er würde gegen 10.00 Uhr bei der angegebenen Telefonnummer anrufen, denn in seiner letzten Callcenter-Schulung war von der übertrieben geschminkten Schulungsleiterin in ihrem Büro-Kostümchen behauptet worden, dass die beste Erreichbarkeit bei Geschäftskunden zwischen 10.00  und 11.00 Uhr liege, und hier handelte es sich seiner Meinung nach um eine Firma, also sollte das Telefon vormittags besetzt sein. Ob diese Firma „seriös“ war, das würde er noch herausfinden...
    Es war kurz nach 9.00 Uhr, und er räumte die leeren Bierflaschen vom Vorabend, die auf dem Küchenboden verstreut herumstanden, zusammen in einen leeren Pappkarton im Flur. Nachdem er sich einen Kaffee gekocht hatte, setzte er sich an seinen kleinen hellbraunen Holzküchentisch und stellte eine Tasse Kaffee vor sich hin. Der Kaffee dampfte und war noch zu heiß zum Trinken. Er goss etwas Milch in die schwarze Flüssigkeit. In dem Gefäß vermischten sich helle und dunkle Anteile zu einer neuen, undefinierbaren Substanz. Der Sekundenzeiger der Kunststoffküchenuhr an der Wand zog leise und gemächlich seine knackenden Runden. Durch die Fenster schien das fahle Morgenlicht, das sich durch die dichte graue Wolkensuppe am Himmel kämpfte, in den Raum. Die Gebäude, die er gegenüber sehen konnte, begannen, ihre aufgetragene Tünche abzuwerfen, und es kam das blanke Ziegelmauerwerk zum Vorschein. Im Hinterhof müsse es nicht blitzen und blinken, war seine Meinung darüber, warum man diese blanken Stellen bisher noch nicht restauriert hatte, seit er hier seit gut einem Jahr diese kleine Wohnung bezogen hatte. Seine Pflanzen standen auf dem Fensterbrett und reckten ihre Triebe dem spärlichen Sonnenlicht entgegen.
    Der Duft von frischem Kaffee stieg in seine Nase, und er nahm schlürfend einen kleinen Schluck.
    Die ersten Tropfen verbrannten ihn leicht die Zungenspitze, der Kaffee schmeckte trotz der Milch stark und säuerlich. Er fühlte auf seiner Zunge ein paar Kaffeekrümel, die durch den Metallsieb in die Flüssigkeit gelangt waren und schluckte sie mit hinunter.
    Es war die richtige Zeit, um etwas neues zu beginnen.
     
     
     
    Das Telefonat
     
    Er schaltete das Radio auf dem Fensterbrett ein und nippte weiter an seinem Kaffee. Eine Nachrichtensprecherin las ihren Text mit gekonnt neutraler Stimme vor, wenn sie sich auch das ein und andere mal verplapperte. Die Presse hatte anscheinend wieder mal ein Bauernopfer gefunden, und ein Berliner Amtsträger wurde mit erneuten Vorwürfen belastet, weil offensichtlich wieder einmal mit vollen  Händen das Geld hinausgeworfen worden war für ein Projekt, bei dem schon vorher klar gewesen war, dass es ohnehin scheitern würde. Obwohl an diesem Projekt tausende Menschen arbeiteten, musste einer den Kopf dafür hinhalten. So funktioniert eben die Politik. Ein Sprüche-Klopfer macht mit Worten Dampf, und Millionen Menschen müssen die
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