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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua
Autoren: dtv
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einen Verband anlegen, aber ohne Hilfe kommen wir nicht zurecht. Ich bringe dich nach Striegau.«
    »Striegau
. . .
wird belagert
. . .
Die Hussiten
. . .
«
    »Ich weiß. Beweg dich nicht.«
    »Ich glaub’
. . .
«, stieß der Soldat keuchend hervor, »ich glaub’, ich kenne dich
. . .
«
    »Denk dir nur, mir kommt deine Visage auch irgendwie bekannt vor.«
    »Ich bin Wilkosch Lindenau
. . .
Knappe des Ritters von Borschnitz, Gott hab ihn selig
. . .
Das Turnier in Münsterberg
. . .
Ich hab’ dich in den Turm geführt
. . .
Du bist doch
. . .
du bist doch Reinmar von Bielau
. . .
nicht wahr?«
    »Mhmm.«
    »Du bist doch
. . .
«, die Augen des Soldaten weiteten sich vor Entsetzen, »Jesus
. . .
du bist
. . .
«
    »Verflucht im Haus und außer Haus? Das stimmt. Jetzt wird es wehtun.«
    Der Soldat biss die Zähne zusammen. Gerade noch rechtzeitig.
     
    Eigentlich musste man nach solch einer Salve mit einem Sturmangriff rechnen, aber nichts deutete darauf hin. Die hinter den
     Schanzen diensttuenden Abteilungen schickten noch eine weitere Salve aus ihren Bögen, Haken- und Tarrasbüchsen hinüber, während
     sich die anderen an den Biwakfeuern und Kochkesseln dem Müßiggang hingaben. Auch um die Zelte des Stabes, über denen die Standarten
     mit Kelch und Pelikan recht träge im Wind schaukelten, war keinerlei gesteigerte Aktivität zu beobachten.
    Reynevan führte eben das Pferd in Richtung Stab. Die Waisen, an denen sie vorüberkamen, blickten sie gleichgültig an, niemand
     hielt sie an, keiner rief ihnen etwas zu, keiner fragte, wer sie seien. Die Waisen hätten Reynevan sehr wohl erkennen können,
     schließlich war er mit vielen von ihnen bekannt. Aber genauso gut konnte es ihnen auch egal sein.
    »Den Hals werden sie mir hier abschneiden
. . .
«, murmelte Lindenau im Sattel vor sich hin. »Von Schwertern zerhauen
. . .
diese Häretiker
. . .
die Hussiten
. . .
die Teufel
. . .
«
    »Sie werden dir nichts zuleide tun.« Reynevan versuchte angesichts der sich nähernden, mit Wurfspießen und Stichwaffen ausgestatteten
     Patrouille, sich selbst davon zu überzeugen. »Aber sag zu deiner eigenen Sicherheit besser ›Böhmen‹.
Vitáme vas, bratři!! !
Ich bin Reinmar von Bielau, erkennt ihr mich? Wir brauchen einen Medicus! Den
felčar
! Ruft doch bitte den
felčar ! «
     
    Als Reynevan beim Stab auftauchte, wurde er von Brázda von Klinštejn sofort mit Umarmungen und Küssen begrüßt, anschließend
     machten sich Jan Kolda von Žampach, die Brüder Matĕj und Jan Salava z Lipé, Piotr der Pole, Vilém Jeník undandere, die er nicht kannte, daran, seine Hand zu schütteln und ihm auf die Schulter zu klopfen. Jan Královec von Hradek,
     der Hauptmann der Waisen und Anführer auf diesem Feldzug, ließ sich nicht zu überschwänglichen Gefühlsbekundungen hinreißen.
     Und er sah auch gar nicht überrascht aus.
    »Reynevan«, sagte er mit Eiseskälte, »sieh an, sieh an. Ich begrüße den verlorenen Sohn. Ich wusste, dass du zu uns zurückkehren
     würdest.«
     
    »Es wird Zeit, Schluss zu machen«, sagte Jan Královec von Hradek. Er lotste Reynevan durch die Linien und Stellungen. Sie
     waren allein. Královec hatte gewollt, dass sie unter sich blieben. Er wusste nicht, wer Reynevan geschickt hatte und womit,
     er erwartete geheime Nachrichten, die ausschließlich für seine Ohren bestimmt waren. Als er erfuhr, das Reynevan nicht als
     Sendbote und ohne wichtige Mitteilungen gekommen war, verdüsterte sich seine Miene.
    »Es wird Zeit, Schluss zu machen«, wiederholte er und stieg auf die Schanze, um die Temperatur des Bombardenrohrs zu überprüfen,
     das mit nassen Fellen gekühlt wurde. Er blickte zu den Mauern und Basteien von Striegau hinüber. Reynevan starrte immer noch
     die Ruinen des zerstörten Karmeliterklosters an. Den Ort, an dem er vor einer ganzen Ewigkeit Scharley zum ersten Mal begegnet
     war. Eine ganze Ewigkeit, dachte er. Vier Jahre.
    »Es wird Zeit, Schluss zu machen.« Královecs Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Erinnerungen. »Höchste Zeit. Wir haben
     das Unsrige getan. Dezember und Januar haben genügt, um Reinerz, Habelschwerdt, Münsterberg, Strehlen, Nimptsch, das Zisterzienserkloster
     in Heinrichau und eine Unzahl von kleinen Städtchen und Dörfern zu erobern und zu plündern. Wir haben den Deutschen eine Lehre
     erteilt, an die sie sich noch lange erinnern werden. Aber Fastnacht ist schon vorbei, es ist Aschermittwoch, verdammt, der
     neunte Februar. Wir kämpfen nun
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