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Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
Autoren: Elisabeth Naughton
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bedachte, dass andere sein Volk für die niederste aller Rassen hielten.
    Reule schickte seinen Rudelgefährten eine Emanation, damit sie sich bereit machten, einschließlich einer Ermunterung für denjenigen, der sich in der Mitte befand und der kaum mehr bei Bewusstsein war. Dann löste er den Schutzwall um seinen Verstand, um die verborgene Kraft zu entfesseln.
    Diesmal war er auf den Schmerz, der ihn traf, besser vorbereitet, aber dennoch war er beinahe allesverzehrend. Es war genau die Art von Emotion, an der sich ein Schakal ergötzen würde. Er hätte das ohnehin schon übermächtige Gefühl noch verstärken und seine Feinde damit überschütten können, doch Reule verwarf die Idee gleich wieder. Die tiefe Trauer hatte etwas viel zu Persönliches und Unschuldiges. Sie an die Schakale weiterzugeben fühlte sich an wie Verrat. Reule verstand sein Widerstreben nicht, doch er hatte keine Zeit, in sich hineinzuhorchen.
    Mit einem Blick erteilte er Rye einen Befehl, und der nickte und näherte sich einem der reglosen Schakale. Der Feind lag hilflos da, doch er war bei Bewusstsein und starrte nach oben, während der Eindringling ihn mit einem boshaften kleinen Lächeln bedachte, das einen Satz schimmernder Fangzähne zeigte. Mit einem bedrohlichen Fauchen griff Rye zu der Scheide, die an seinem rechten Bizeps befestigt war, und zog langsam das Messer heraus. Die metallisch blau schimmernde Klinge fing das Deckenlicht ein, sodass sie noch bedrohlicher aussah, während Rye neben dem hilflosen Mann in die Hocke ging.
    Da. Genau dieser Moment war es. Diese Furcht und diesen Schrecken bei einem von ihnen bekam Reule zu fassen, verstärkte sie und wob den empfänglichen Gegner darin ein wie in ein Netz. Seine Finger ballten sich zu Fäusten, sein Kinn senkte sich, während er sich darauf konzentrierte, sie alle auf einmal zu manipulieren. Er durfte keinem die Gelegenheit geben, noch einen seiner Stammesbrüder zu verletzen.
    Die Wirkung war viel größer, als er erwartet oder erhofft hatte. Die Schakale, die in der Mitte des Raums standen, schraken auf einmal entsetzt zurück und fingen an zu heulen. Sie pressten die knochigen Finger an den Schädel, während Männer wie Frauen so durchdringend jaulten, dass Glas hätte zerspringen können. Reule achtete nicht darauf, er machte immer weiter, ließ nicht nach, aus Furcht, sie könnten sich wehren und ihn mit ihrer schieren Überzahl außer Gefecht setzen. Während er die Furcht ihres Gefährten vor dem nahenden Tod und seine Hilflosigkeit in sie hineintrieb, fühlte er sich stärker als je zuvor. Er war eine furchterregende Macht, gegen die sie ankämpfen mussten, und eine belebende Kraft erfüllte ihn.
    Reule hielt die Verbindung aufrecht zwischen dem Opferschakal und ihm selbst und der kleinen Gruppe der anderen Schakale in der Mitte des Raums, während Rye beide Hände auf rituelle Weise um den Griff des Dolchs legte. Reule bereitete sich auf den tödlichen Stoß vor, und er wusste, dass er diese Bastarde für den Rest ihres Lebens ins Koma schicken konnte, obwohl auch eine erhebliche Gefahr für ihn bestand, wenn er den nahenden Todeskampf kanalisierte. Doch er war sich ziemlich sicher, dass er nur der Übermittler wäre, unberührt von dem, was passieren würde.
    Rye blickte direkt in die Augen des Schakals, an dessen Hals die Spitze der rasiermesserscharfen Doppelklinge lag. Wegen des Kampfgeruchs und dem bevorstehenden Aderlass glühten seine grüngelben Augen erwartungsvoll, und seine Fangzähne traten zwischen den Lippen hervor, sodass man sie auch sehen konnte, wenn er nicht fauchte.
    »Abak tu mefritt«, stieß er hervor.
    Tod dem Feind . Rye stieß den Schlachtruf aus, kurz bevor er mit solcher Kraft zustieß, dass die Klinge durch den Hals des Schakals und in den Holzfußboden drang. Er ließ sie stecken und wich zurück, bevor das Schakalblut auf ihn spritzte. Voller Verachtung spie er auf seinen Gegner.
    Reule spürte den Tod und auch den Sieg, und das war das Letzte, was er übermittelte. Schweißgebadet kappte er die Verbindung, jeder Muskel in seinem gespannten Körper bebte, während er sich dagegen schützte, gemeinsam mit dem sterbenden Schakal in die Bewusstlosigkeit zu gleiten. Stattdessen zwang er sich, die letzten Pulsschläge und angsterfüllten Gedanken der Sippe des Schakals zu verstärken und in die ganze Gruppe zu lenken. Die Wirkung war so stark, dass sogar Reules Rudelgefährten unter dem Ansturm zurücktaumelten. Doch er konnte die
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