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Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
Autoren: Elisabeth Naughton
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noch mehr Waffen, die Kavin daran erinnerten, dass sie genauso eine Gefangene war wie der sahad , der auf sie wartete.
    Sie konnte sich kaum auf Details konzentrieren, während man sie durch das Hauptportal und einen langen Gang hinunterscheuchte. Sie schoben Kavin in einen Aufzug, dann führten sie sie in einen nasskalten Korridor und über denselben Steinboden, den sie schon von ihrem Besuch mit Zayd kannte. Nur dass sie dieses Mal das Schmerzgestöhn aus den umliegenden Zellen, das tropfende Wasser und den Gestank von verrottendem Fleisch in einem Ausmaß wahrnahm, dass sie sich nur mit Mühe davon abhalten konnte zu kreischen.
    Endlich blieben sie vor einer von zwei Männern flankierten Stahltür stehen. Die Wachen, die sie eskortiert hatten, traten zurück und setzten ihre Speere klackend auf dem Boden ab. Kavins Herz dröhnte so heftig gegen ihre Rippen, dass es Wunder nahm, warum sie nicht brachen. Malik, der neben ihr stand, drehte sie zu sich herum, damit sie ihn ansah. »Vergiss nicht, du darfst keine Schwäche zeigen.«
    Keine Schwäche zeigen. Damit verlangte er ihr Unmögliches ab.
    Kavin schluckte panisch. Ihr Puls wummerte, als ein Wachmann den Schlüssel im Schloss drehte, während sie ein weiteres Mal auf die Zellentür starrte. Ein Klicken hallte durch die modrigen Katakomben, dann schwang die schwere Tür nach innen auf. Die Finsternis dahinter harrte auf sie wie ein bedrohlicher Schatten, der ihr zuwinkte, damit sie näher kam und sich ihrem Verhängnis stellte.
    Ihre Beine zitterten unbeherrscht, ihre Atemzüge wurden flach und unregelmäßig. Schweißperlen traten auf ihre Stirn, rannen ihr den Rücken hinab.
    Dies ist nicht mein Leben! Hysterie baute sich in ihr auf. Dies ist nicht mein Leben!
    »Ich hole dich ab, wenn es vorbei ist.« Mit sanftem Nachdruck schob Malik sie in die Zelle.
    Kavin strauchelte und konnte sich gerade noch abfangen, bevor sie der Länge nach hinschlug. Hinter ihr fiel die Tür mit einem unheimlichen Knarzen ins Schloss und nahm alles Licht mit, alle Freiheit, alle Hoffnung.
    Ein leises Schluchzen stieg in ihrer Kehle hoch, während sie sich an der Steinwand abstützte und in die Dunkelheit blinzelte. Sie schlotterte vor Angst. Ihr panischer Blick zuckte auf der Suche nach dem Monster nach allen Seiten, aber sie konnte kaum die Hand vor Augen erkennen. Nichts als Stille dröhnte durch den modrigen Kerker, bis ihr Herz vor Furcht auszusetzen drohte.
    Lange Minuten verstrichen. Kavin versuchte, sich nicht zu bewegen. Nicht zu atmen. Betete, dass der sahad sie ebenso wenig sehen konnte wie sie ihn. Betete, dass er gar nicht in diesem Verlies war, dass irgendwer einen Fehler gemacht hatte.
    Dies ist nicht mein Leben!
    Und dann hörte sie es.
    Ein Luftholen.
    Raspelnden Atem.
    Das Rascheln von Stoff, als sich etwas Großes direkt vor ihr bewegte.

3
    Die Frau war zurück.
    In seiner Ecke kauernd, hatte Nasir sie so klar gesehen wie bei Tageslicht, kaum dass die Tür aufgegangen war. Schulterlanges, kastanienrotes Haar in sanften Locken, blasse Haut, ein hellblaues Kleid, dass ihren Status geradezu herausschrie, und ein Ausdruck blanker Angst in ihren Augen, bevor sich die Dunkelheit ein weiteres Mal herabgesenkt hatte.
    Zorn stieg in ihm auf und verwandelte sich in einen Hass, den er nicht kontrollieren konnte. Weil er hier eingesperrt war. Weil sie nun auch noch Spielchen mit ihm trieben. Weil er von dieser verfluchten Zauberin in diese Falle gelockt worden war. Weil Ghule – Zoraidas grausames, verkommenes, verabscheuungswürdiges Volk – alles zerstört hatten, was ihm einmal wichtig gewesen war.
    Dankbar dafür, dass sie ihn dieses Mal nicht angekettet hatten, kam er taumelnd auf die Füße und schlurfte durch die trostlose Zelle. Mit einer Bewegung, die die Frau im Dunkeln nicht sehen konnte, legte er die Hand um ihre Kehle.
    »Was zur Hölle tust du hier?«, knurrte er.
    »B-bitte nicht!«, wimmerte sie und zerrte an seinem Handgelenk.
    »Das hier ist kein Spiel. Und ich bin keine Marionette.« Überwältigt von dem rasenden Zorn, der in ihm tobte, drückte er zu. »Du und dein Liebhaber, ihr habt euch leider die falsche Zelle ausgesucht, Weibsstück.«
    Kavin würgte, hustete und röchelte, als sich seine Finger fester um ihren Hals schlossen. Ihre Fingernägel gruben sich in seinen Unterarm, aber Nasir spürte den Schmerz kaum. Ihr Puls schlug unter ihrer Haut, dann wurde er schwächer. Das bisschen Luft, das einen Durchlass fand, wich pfeifend aus ihren Lungen.
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