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Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
Autoren: Elisabeth Naughton
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darauf, ihm die Kehle aufzuschlitzen. Fast schien es, als verfügten die Hochgeborenen über einen unerschöpflichen Nachschub an Sklaven aus allen sechs Stämmen, die nur darauf warteten, sich hervorzutun.
    Die Männer brachten ihn vor seiner Tür zum Stehen. Die beiden Wärter, die davor postiert waren, traten zur Seite, dann drückte der zur Rechten sie auf. Dunkelheit schlug Nasir entgegen, zusammen mit dem omnipräsenten Gestank von Schimmel und Dreck. Aus dem Augenwinkel bemerkte er Malik, seinen Trainer, der durch den Korridor auf ihn zukam, während er im Flüsterton mit einem Hochgeborenen sprach – es war derselbe, der Nasir vor ein paar Stunden besucht hatte.
    Der Wachmann stieß ihn in die Zelle und schlug die Tür hinter ihm zu. Der Knall hallte von den Kerkerwänden wider, dann ertönten draußen gedämpfte Stimmen, aber Nasir konnte nicht verstehen, was sie sagten. Schließlich hörte er Schritte, die sich entfernten, bis Stille einkehrte.
    Normalerweise sprach ein mu’allim nach einem Kampf mit seinem sahad , aber Nasir hatte Malik noch nicht zu Gesicht bekommen, seit er den Shaitan getötet hatte. Auch das war neu.
    Nasir grübelte, was das alles bedeuten könnte, während er auf die dunkelste Ecke seiner Zelle zusteuerte. Er machte sich weder die Mühe, die einsame Kerze anzuzünden, die man ihm gestattete, noch legte er sich auf die versiffte Matratze. Stattdessen kauerte er sich auf den Boden und lehnte den Rücken gegen die kalte, unbarmherzige Steinmauer.
    Er suchte keinen Trost mehr. Da war nur noch eine einzige Sache, die ihm Kraft gab, ein einziges Ziel, das er vor Augen hatte. Er winkelte die Beine an, stützte die Ellbogen auf die Knie und starrte in die Dunkelheit, während drei Worte durch sein Bewusstsein tosten.
    Töte sie alle .
    Kavins Magen war so verkrampft, dass sie glaubte, sich übergeben zu müssen.
    Dank Hanas subtiler Warnung im Bad wusste sie nun überhaupt nicht mehr, was sie erwartete. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, während das Sklavenmädchen ihr das hellblaue Kleid anzog. Es war wie die vielen anderen, die man ihr gegeben hatte, seit sie Zayds Harem angehörte – das Material war teuer, das Mieder sehr detailliert gearbeitet. Allerdings schwante Kavin, dass es nicht mehr so extravagant und makellos sein würde, wenn das Ungeheuer erst mit ihr fertig wäre. Was, wie sie vermutete, exakt der Grund war, warum man sie so herausputzte. Damit der sahad das Kleid auf dieselbe Weise beschmutzen konnte, wie er sie beschmutzen würde, um sie ein für alle Mal von dem törichten Irrglauben abzubringen, Anspruch auf eine respektvolle Behandlung zu haben.
    »Du bist fertig«, verkündete Hana und trat zurück, um zu bewundern, wie sich der luxuriöse Stoff über den Boden drapierte.
    Kavin riss sich zusammen und reckte trotzig das Kinn vor. Obwohl ihr Magen vor Zorn und Furcht rebellierte, würde sie nicht noch einmal vor dem Mädchen die Nerven verlieren. Ihr war bewusst, dass ihr emotionaler Ausbruch von vorhin genau das war, worauf Zayd hoffte, da er ihr Leid in vollen Zügen genoss. Es war zu spät, um den Lauf der Dinge aufzuhalten, aber Kavin besaß noch genügend Selbstachtung, um ihm nicht die Genugtuung zu geben, vor ihm zusammenzubrechen.
    Hana öffnete die Tür und winkte Kavin hindurch. Auf wackligen Beinen, die zum Glück unter ihrem Kleid versteckt waren, trat sie aus ihrem Zimmer und in den Salon des Harems.
    Mehrere andere jarriahs lagen wie hingegossen auf den opulenten, juwelenfarbenen Polstermöbeln, ihre Gewänder ebenso teuer und majestätisch wie das, das Kavin trug. Allerdings waren ihre Sklaventätowierungen eine erbarmungslose Gedächtnisstütze in Bezug auf das Leben, das Kavin erwartete, sobald sie ihren Test bestanden hätte.
    Drei der jarriahs , die in dem Salon herumlümmelten, musterten sie mit blasierten Mienen, dann nahmen sie ihre Unterhaltung wieder auf, so als wäre Kavin gar nicht da. Aber die Vierte, die auf der am weitesten entfernten Chaiselongue lag – eine brünette, in ein goldenes Kleid gewandete Frau mit wippenden, goldenen Ohrringen –, lächelte traurig. In ihrer Miene stand Mitleid.
    Kavin schaute hastig weg, dann holte sie tief Luft, um Mut zu sammeln. Drei Wachen und ein weiterer, bürgerlich gekleideter Mann, der einen ledernen Brustharnisch und eine Peitsche an der Hüfte trug, erwarteten sie am anderen Ende des Salons.
    Kavin schaffte es nur mit Mühe, über den Marmorboden zu laufen, ohne in Tränen auszubrechen.
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